Gibt es etwas Gegensätzlicheres als Kung-Fu und Tischtennis ? - Man möchte das schnell bejahen, bis man bemerkt, dass beides chinesische Spezialitäten sind. Trotzdem war die Trennung im Film bisher immer strikt, denn die Vorstellung, dass ein cooler Meister des Kampfsports nebenbei noch die Ping-Pong-Bälle springen lässt, war an Absurdität kaum zu übertreffen.
Überhaupt spielte Tischtennis im Film so gut wie keine Rolle, weil dem Sport (zu unrecht) immer etwas leicht autistisch, uncooles anhaftet und seine Vertreter nicht über das Loser-Image hinauskommen. "Balls of Fury" verwendet ganz schamlos diese Ansichtsweise und steigert sie ins Extreme, in dem der Film einen Helden in den Mittelpunkt stellt, der unattraktiver und unsozialer kaum sein kann - Randy Daytona (Dan Fogler).
Schon die Art wie das 12jährige Supertalent sein Halbfinale bei Olympia 1988 verlor, gibt diese Figur der Lächerlichkeit preis und seine zuletzt in eine Fernsehkamera gesprochenen Worte, wann er denn nach Disney-Land kommt, hängen ihm bis in die Gegenwart nach. Der in dieser Gegenwart angekommene Randy ist ein dickbäuchiger, fetthaariger, von sich selbst überzeugter Ober-Loser, der sein Talent bei primitiven Varieté-Shows demonstriert. Als er bei einer der Shows einen Herzanfall eines Zuschauers provoziert, wird er entlassen, aber plötzlich steht der FBI-Agent Rodriquez (George Lopez) vor ihm und bittet ihn um seine Hilfe.
Er soll sich an den Triaden-Boss Feng (Chistopher Walken) heranmachen, indem er sich in ein Turnier hineinschmuggelt, dass dieser mit den besten Tischtennisspielern der Welt an einem geheimen Ort veranstaltet. Alles in "Balls of Fury" ist von solch unrealistischer Absurdität, dass man sich über diese Wendung nicht wundern braucht. Genausowenig wie über den Fakt, dass der etwas aus der Übung geratene Randy sein erstes Qualifikationsturnier bei einer lokalen Veranstaltung bestreitet, die ganz platt das Tischtennis-Image als ein Hort von kleinbürgerlichen Idioten bedient. Der lokale "Tischtennis-Hero" ist nicht in der Lage, dass Blatt Papier zu zerreissen, durch das er springen soll, und wirkt auch sonst leicht behindert. Für den eingebildeten Randy reicht es natürlich trotzdem.
Schon hier zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen des filmischen Konzeptes, dass keine Sekunde auf Charakterzeichnung oder Schlüssigkeit setzt, sondern ausschliesslich auf möglichst schwachsinnige Wendungen. Dabei vergessen die Macher, dass Witz und Humor auch etwas mit Überraschungen und inhaltlichen Brüchen zu tun hat, aber wenn man immer auf der selben Masche reitet, dann entsprechen gerade die aberwitzigsten Absurditäten irgendwann der normalen Erwartungshaltung.
"Balls of Fury" fügt dem Ganzen noch ein zusätzliches Element hinzu - die asiatische Sicht der Dinge. Fettbacke Randy gerät auf seinem Weg zu einer möglichen Qualifikation an den grossen (und natürlich blinden) Meister Wong (James Hong), der hier eine Karikatur auf die typischen Kung-Fu Lehrer gibt, deren Worte immer voller Weisheit sind - nur das diese diesmal dem Tischtennis-Sport dienen. Die Satire auf die Kampfsport-Filme lässt sich gut an und verwendet die bekannten Elemente - von der Super-Kämpferin Maggie Wong (Maggie Q), der Tochter des Meisters, über die muskelgestählten Kämpfer im Studio bis zum "Rund-Auge" Randy, der hier natürlich nicht willkommen ist. Und diese Vermischung von Tischtennis mit den superernsten und super-disziplinierten Fernost-Kämpferns kann eine Zeit lang durchaus amüsieren.
Doch auch hier wird ein einmal eingeschlagener Weg bis zum Letzten auszuwalzt und nicht mehr verändert. Völlig überraschungsarm reiht "Balls of Fury" bis zum Ende Elemente aneinander, die immer so gegen die Erwartungshaltung gestrickt wurden, dass man sich als Betrachter nach einem normalen Ablauf geradezu zu sehnen beginnt. Nun kann man als Freund trashiger Werke eine gewisse Freude an solch konsequent vorgetragenem Schwachsinn empfinden, aber das lässt nicht übersehen, dass der Film diese Absurditäten nur äusserlich zeigt, aber in seiner inneren Haltung bürgerlich und kleinkariert ist.
Während die Komödien der Farelli-Brüder oder auch ein Film wie die "Eisprinzen" mit Will Ferrell nicht nur irre Storywendungen zeigen, sondern auch ganz gezielt gesellschaftliche Vorurteile angreifen, bedient sich "Balls of Fury" nur dieser. Weder die "männlichen" Konkubinen, die nur für billigste Schwulen-Witze herhalten, noch die diversen Tischtennis-Freaks und selbst die Verbindung Randy - Maggie erzeugen Sympathien für die Aussenseiter. "Balls of Fury" nutzt deren Image nur zum Ablachen auf der "alles-möglichst-bekloppt"-Ebene.
Hier wird die Absurdität des Witzes nicht genutzt, auch mal ein bisschen anarchisch in unserer Vorurteilswelt zu wühlen, sondern nur um alles so durch den Fleischwolf zu drehen, das Dinge dabei herauskommen, die man sich gar nicht vorstellen kann - selten so wenig gelacht (2,5/10).