Beim Begriff „Fährmann“ denkt man leicht an griechische Mythologie, wonach Charon die Verstorbenen in die Unterwelt führte und den Toten als Bezahlung eine Münze unter die Zunge gelegt wurde.
Ist hier im Kern auch der Ideengeber.
Nur, hat man die Grundidee natürlich in die Moderne verfrachtet und mit kleinen Spinnereien angereichert, damit daraus auch ein halbwegs brauchbarer Slasher werden kann.
Denn da gibt es einen, der dem Fährmann seit Jahrhunderten die Bezahlung schuldig ist, weil er ständig in neue Körper schlüpft und seine „Hüllen“ ermordet.
Dieses Schicksal steht auch einer Gruppe Reisender bevor, die sich mit der Yacht auf dem Weg zu einer Fidschi-Insel befinden und noch nicht ahnen, dass sich der böse Geist bereits im Körper des alten Mannes befindet, den sie soeben auf einem treibenden Boot im Nebel aufgegabelt haben.
Dass dieser alte Kerl ohne Namen von John Rhys-Davies verkörpert wird, ist ein deutlicher Pluspunkt, denn allzu viele kann „The Ferryman“ im Verlauf nicht sammeln.
Da beginnt schon bei der etwas zähen Einleitung, in der uns in aller Ausführlichkeit die Paare vorgestellt, aber kaum mit Tiefe versehen werden: Der Skipper und seine Frau, ein Schnösel und seine zickig verwöhnte Freundin, der Mãori Zane und seine Freundin Kathy.
Kathy kann man sich vormerken, die hat als Krankenschwester gearbeitet und leidet nun unter einem Trauma, da sie sich für den Tod eines Mädchens verantwortlich fühlt.
Interessant wird das Geschehen aber erst, als Rhys-Davies das antike Messer zückt, Zane damit verletzt, selbst über Bord geschmissen wird und Zane nach Entfernen des Messers völlig unverletzt scheint. Aber wir ahnen es, - der Dämon ist in Zanes Körper gefahren, was sich spätestens beim folgenden Wulacken mit Freundin Kathy offenbart, die ihn panisch von sich weg stößt.
Ab da heißt es wieder einmal „Bäumchen wechsle dich“, der Geist wandert von einem Körper zum nächsten (zu erkennen an einer auf den Rücken tätowierten 8) und das mit mörderischen Nebenwirkungen.
Da sich das Geschehen jedoch ausschließlich auf der Yacht abspielt und nicht allzu viele Körperwanderungen auszumachen sind, kommt erst gegen Showdown ein wenig Spannung auf.
Es gestaltet sich zwar recht atmosphärisch, als die Yacht am frühen Morgen in eine dicke Nebelfront gerät und zwei auf dem verlassenen Boot nach Lebenszeichen suchen, aber so richtiges Mitfiebern ergibt sich zu keiner Zeit.
Vielmehr sind die bis dato unauffälligen Darsteller damit beschäftigt, in der Rolle des Killers mit überzogenem Overacting zu nerven, was bei Kerlen zum Psychopathendasein ausartet und bei Frauen leicht nymphomanische Züge annimmt.
Zwar ergeben sich daraus vereinzelte Brutalitäten wie die scheußliche Behandlung des Yachthundes, sowie Zunge herausreißen und einige Schusswunden, aber die meisten Gewaltszenen finden eher offscreen statt.
Doch zum Finale heißt es dann: Obolus bereithalten, sich beim kurzen Auftritt des Fährmanns über dessen gelungene Maske freuen und darüber, dass der verrückte alte Bussard Rhys-Davies noch einmal mitmischt.
Hier kommt zumindest noch so etwas wie Nervenkitzel auf, auch wenn die Sequenz nach dem Showdown ohne sonderlichen Aha-Effekt heruntergespult wird.
Der große Effekt bleibt ohnedies aus. Man hat diese Körperwanderungen schon zu oft miterlebt und meistens auch abwechslungsreicher als hier, da sich der spärliche Schauplatz einer schnörkellosen Yacht als nicht förderlich erweist.
Tempo ist zwar meistens drin, doch einige Darsteller vergeigen gegebene Spannungsmomente mit zügellosem Overacting, während die Heldin überaus blass bleibt und außerdem verhältnismäßig wenig Screentime zugesprochen bekommt.
Insgesamt ist das passabel, ich hatte mir aber weitaus mehr davon versprochen. Schließlich taucht ein Fährmann nicht allzu häufig in einem Horrorthriller auf, - da hätte man ruhig ein wenig mehr Mystik mit einbringen können, anstatt auf so ein weich genudeltes „Geist wechselt von Körper zu Körper“ – Spiel zu setzen.
Knapp
5 von 10