Der zweite Film aus dem "Clive Barker"-Heimvideo-Fundus ist seinem Erstlingswerk "Salome" mehr als nur ähnlich. Fast die gleiche Schauspielerriege, wieder ohne Dialoge, nur unter Verwendung von Sound und mechanischer Musik und wieder mit jener apokalyptisch-bösen Grundstimmung. Um sich diesmal vor den horrenden Kosten einer Positivierung seines 16mm-Materials zu drücken, beschloss Barker sein zweites Werk "The Forbidden", das grob auf der Faust-Sage basiert, komplett in dem Bewusstsein zu drehen, dass das Ausgabematerial das Negativ sein wird, also sämtliche Farbtöne invertiert zu sehen sind.
Anders als bei "Salome" scheint Barker hier mehr weg von seinen Anger-Einflüssen gehen zu wollen, und entwickelt mehr und mehr seinen eigenen Stil, der besonders in Form von Requisiten auffällig wird. So scheint ein Nagelbrett, mit dessen Schatten Barker spielt, ein Vorläufer von dem Pinhead-Charakter zu sein. Und die finale Häutungsszene, in dem Engelsfiguren die Faust-Figur bis auf die Innereien schälen, erinnert schon ein wenig an das, was der Fleischklumpen Frank auf dem Dachboden aus "Hellraiser" durchmachen muss.
So funktioniert "The Forbidden" auch nur halb so gut, wie "Salome". Verhalf letzterem Barkers fragmentarische Inszenierung zu einer gewissen, rauen Atmosphäre, so scheint hier doch etwas zu fehlen. Die ständige Umkehrung der Schwarzweiß-Töne nervt nach wenigen Minuten, da der Effekt höchstens kurzzeitig funktioniert, und nur in den Szenen, in denen das fragile Puzzle zu sehen ist, wirklich Sinn macht. Auch scheint Barker hier eine Geschichte auf dem Herz gelegen zu haben, die er jedoch aufgrund mangelnder finanzieller Rückendeckung nie zu einem formvollendeten, fertig geschnittenen Werk ausbauen konnte.
Man merkt "The Forbidden" einfach an, dass es ein unvollendetes Werk Barkers war. Erst, als man merkte, dass man aufgrund des Erfolges Barkers diesen Film kommerziell verwerten kann, half man dem mittlerweile als Thronfolger Stephen Kings renommierten Schriftsteller und Regisseur bei der Fertigstellung des Schnitts. "The Forbidden" ist sicherlich ein faszinierendes Stück Film. Experimentell, schwierig, abgründig. Aber sein Vorgänger "Salome" ist um Längen besser.