Wie leicht man eine knappe Stunde soliden, spannungsgeladenen Aufbau eines Filmes mit vollkommen desolaten 30 Schlußminuten ruinieren kann, beweist „The Messengers“, der erste US-Film der Pang Brothers, die mit den „The Eye“-Filmen dem asiatischen Geisterkino so einige interessante neue Seiten abgewonnen hatten.
Das Debüt jenseits des ganz großen Teiches jedoch wird sicher nicht mehr als eine Fußnote in ihrem Oeuvre ergeben, denn die „Familie-zieht-in-Geisterhaus“-Story ist ein dermaßen gut abgehangener Käse, das man schon als Auflösung etwas Besonderes bieten muß, um noch punkten zu können.
Der Anfang ist bereits klassisches US-Ghost-House-Kino: die leicht disfunktionale Familie, die aus der Stadt aufs Land zieht, um dort (man glaubt es kaum) Sonnenblumen anzubauen. Daddy sieht die Farm als letzte Chance, Muttern hat dagegen nicht sonderlich viel Kreatives zu melden, die Teenagertochter ist in Ungnade gefallen und sieht der Einöde mit bratzigem Grauen entgegen und der herumstaksende Zweijährige leidet an einer temporären Autismusform und macht alles, nur nicht den Mund auf.
Er ist es auch als einziger, der die unheimlichen Bewohner des Farmhauses sehen kann und mit ihm die Zuschauer, nachdem wir in der Pre-Title-Sequence schon begutachten durften, wie die Vorgänger von einer nicht im Bild befindlichen Instanz in die nächste Welt befördert wurden.
Was dann folgt, ist zwar bekannt, aber noch nicht schlecht, da atmosphärisch hervorragend angerichtet. Ein durch die Gänge düsendes Spielzeug, eine verschlossene Tür, krabbelnde Wesen, ein wiederkehrender Fleck an der Wand und ein netter, scheinbar hilfreicher Fremder, der sich als Landarbeitshelfer verdingt.
Da alsbald auch Kristen Stewart (Panic Room), als Töchterlein von Geisterkindvisionen und Schlimmerem geplagt wird, sind die Konflikte natürlich vorprogrammiert und das alles kulminiert in einem „geistreichen“ Höhepunkt des Nachts auf einem dunklen Korridor, als sich die fiesen Wesen den Kindern nähern, die Miss Stewart natürlich nur erahnen kann.
Als dann aber nach einer knappen Stunde der Geisterspuk so richtig die Hosen runterläßt, geht der Film komplett den Bach runter. Eigentlich liegt im Titel schon beinahe die komplette Auflösung, aber man ist dann doch enttäuscht, wenn der Streit losgeht, keiner der Tochter glaubt und der Plot dann eine „Überraschung“ aus dem Hut zaubert, die dermaßen einfallslos und enttäuschend ist, daß man es gar nicht glauben mag.
Daß am Ende die große amerikanische Familie im Kleinstadtlandleben glücklich in den Sonnenblumenuntergang zwinkert, ist da nur das Rattengift auf dem Kuchen oder wie das heißt.
Für ein paar atmosphärische Gruselszenen reicht es durchaus und manchmal blitzt Meisterschaft auf, doch das Skript bietet nur biedere Fernsehspielware ohne wirkliche Überraschungen, die den Namen auch verdienen. Was die vielen Krähen übrigens in dem Film zu suchen haben, bleibt leider unbeantwortet. Aber das ist bei Videothekenware ja auch nicht so wichtig. (4/10)