Nur spärlich leuchtet das Licht aus dem einsam gelegenen Farmgebäude. Wabernd erhellen nur die Nebelschwaden die totale Finsterniss, während wir schon an der Geräuschkulisse erkennen, dass darin das Grauen stattfinden muss. Eine Frau und ihre zwei Kinder versuchen einem schwer atmenden und für den Zuschauer unsichtbaren Monster zu entkommen, dass mit Leichtigkeit das schwere Treppengeländer knickt und die Frau gnadenlos in die Finsterniss zieht, während ihre Fingernägel verzweifelnde Kratzspuren in den Holzdielen hinterlassen. Auch das Mädchen wird schnell zum Opfer, während der kleine Junge sich in einem Schrank versteckt. Doch während er angsterfüllt darin verharrt, hört er die Atemgeräusche näher kommen, bis sich die Tür öffnet und etwas nach ihm greift.
Break - und jetzt in Farbe :
Eine Familie fährt in ihrem Kombi durch die einsame Landschaft. Die jugendliche Tochter Jess (Kristen Stewart) macht einen unglücklichen Eindruck und es wird schnell klar, dass sie nicht davon begeistert ist, dass ihre Eltern Roy (Dylan McDermott) und Denise (Penelope Ann Miller) von Chicago aufs Land ziehen. Und zwar genau in das Haus, in dem damals das schreckliche Verbrechen stattfand...
Hollywood liebte es schon immer, private Probleme durch Geschehnisse im Aussenraum zu lösen - etwa vergleichbar mit dem klassischen Trainingsprogramm eines Psychiaters, der den Patienten dazu auffordert ,sich selbst ständig "ich bin toll !" vorzubeten, anstatt sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Statt zu grübeln soll man lieber aktiv zu werden - eine etwas einfach gestrickte Weisheit, die aber zumindest im Film meistens funktioniert.
Familie Solomon packt jedenfalls an und spricht nicht über ihre Sorgen, obwohl der kleine Sohn Ben keinen Laut von sich gibt, Vater Solomon kaum weiß, woher er sein Geld nehmen soll, Mutter und Tochter sich anschweigen und man sich ernsthaft fragt, welch furchtbares Schicksal sie in diese Einöde geführt hat. Genregerecht werden uns die tatsächlichen Hintergründe für dieses Verhalten häppchenweise serviert , als ob die Ursachen nicht von der ersten Sekunde an gegenwärtig wären. Erst die Konfrontation mit dem Grauen in dem Geisterhaus, veranlasst die Protagonisten ihre Gefühle auszudrücken und führt zu der reinigenden Katharsis.
Doch der Weg dahin ist lang und man fragt sich, welche Zielgruppe die Zwillingsbrüder Pang für diese Strecke im Auge hatten, denn sie klauen so ziemlich aus jedem Horrorgenre, was nicht niet - und nagelfest ist. Die ständigen Geräusche und merkwürdigen Bewegungen im Haus, der immer wieder wachsende Fleck an der Wand, merkwürdige Krüppelwesen, die im Hintergrund durchs Bild huschen, Glibbermassen, die aus den Dielen hervortreten, gewalttätige Krähen, die Menschen angreifen, plötzliche laute Geräusche, Arme aus dem Nichts, die nach Einem greifen und natürlich der Fakt, dass die Kinder die Geister sehen können, während die Erwachsenen nichts davon bemerken. Und dann taucht noch Burwell Rollins (John Corbett) auf, der ganz freundlich wirkt und Familie Solomon bei der Landarbeit hilft, aber mit dem irgendetwas nicht stimmt...
Die Art wie die Pang-Brüder diese Ereignisse inszenieren ist optisch überzeugend und kann auch für manchen ordentlichen Schrecken sorgen. Dabei verzichten sie fast völlig auf blutige und äußerlich gruselige Effekte, so dass "The Messengers" , mit denen die agressiven Krähen gemeint sind, vor allem den unbedarften Horrorzuschauer erreichen dürfte, der die vielen Vorbilder nicht kennt. Die Story entwickelt sich aber auch für erfahrene Genre-Liebhaber nicht uninteressant, denn die Pangs streuen immer mal wieder merkwürdige Ereignisse, wie den mehrfach aus dem Nichts erscheinenden Makler, den plötzlichen Angriff der Krähen auf Vater Roy, den lachenden, sonst stummen Ben, der plötzlich ausserhalb seines Gitterbettchens steht und der Uhr, die Jess unter den Holzdielen findet und die sich nicht öffnen lässt, bis...
Man kann dem Film - trotz der bekannten Versatzstücke - einen angemessenen Unterhaltungswert zubiliigen, da die Spannung aufrecht erhalten bleibt, bis es zum grossen Showdown kommt. Und hier geht es "The Messengers" ähnlich wie vielen durchschnittlichen Horrorfilmen - sie scheitern an der Auflösung. Zwar wirkt diese durchaus überraschend, aber nur in ihrer Profanität, die den gesamten Plot zuvor als überaus konstruiert erscheinen lässt. Gerade die interessantesten Hinweise und gespenstischsten Vorgänge verlieren jeglichen Sinn, so dass der Verdacht aufkommt, dass man ganz bewusst falsche Fährten legte, um so Spannung zu erzeugen. Es genügt nicht, alle Vorgänge irgendwie gespenstisch und übernatürlich wirken zu lassen, sondern man muss gerade innerhalb eines fantastischen Plots besonders logisch sein, um einen schlüssigen Eindruck zu hinterlassen.
Fazit : So wie einige Filme erst durch ein geniales Ende überzeugen können, so verlieren andere Filme durch ein schwaches Ende den zuvor gemachten guten Eindruck. Zu dieser Sorte Film gehört "The Messengers" , der lange Zeit ordentlich als Gespensterfilm unterhalten kann, auch wenn der Genrekenner an jeder Ecke die geklauten Zitate erkennt.
Doch die Auflösung ist so schwach und stellt viele der zuvor gezeigten filmischen Andeutungen in Frage, dass ein Zurückerinnern an einzelne Szenen eher verärgert. Zwar sind die Schauspielerleistungen durchweg in Ordnung, genauso wie der Film auch auf schwülstige Familienemotionen verzichtet, doch die typische amerikanische Sichtweise, interne psychische Probleme durch ein von Außen kommendes Ereignis zu lösen, schwächt den durchschnittlichen Eindruck weiter ab (4,5/10).