Meiner Meinung nach ein echter Actionklassiker aus den 80er-Jahren, der zum einen provokativ, zum anderen aber auch tragisch daherkommt. Dem Film zu attestieren, lediglich plumpe Selbstjustiz zu propagieren, wäre zu einfach. Zwar wirkt der Film passagenweise wie ein Rip-Off eines typischen Bronsonfilmes, doch verbirgt sich hinter der blutigen Fassade mehr. Die Charakterwahl einer stummen jungen Frau, die gleich zwei Vergewaltigungen zum Opfer fällt und fortan als eiskalter Racheengel gegen das Übel der Gesellschaft vorgeht, dabei aber zunehmend ihrer eigenen Extrem-Vorstellung von Gerechtigkeit verfällt, ist gleichermaßen faszinierend wie innovativ.
Sind es zunächst nur Morde am Abschaum der Strasse, so steigert sich der Rachefeldzug immer mehr zum Amoklauf gegen eine kranke Gesellschaft, in der nur Äußerlichkeiten, Spass und Geld eine Rolle spielen.
Dass ein solcher Film kein Happy-End finden kann, wird dem Zuschauer recht schnell klar werden...
Freilich will ich den Film nicht als ausgefeilte Gesellschaftskritik darstellen, dennoch besitzt der Film im gegensatz zu vergleichbaren Werken eine Botschaft und interessante Charaktere. Die äußerst blutig zelebrierte Gewalt passt als Stilmittel sogar gut ins Bild und verstärkt den Eindruck des extremen Charakterwandels und der immer weiter vorranschreitenden Entfernung von der Realität hin zur Utopie totaler Gerechtigkeit hervorragend.
Gute Darsteller und eine wie gewohnt routinierte, neongrelle Inszenierung durch Regisseur Abel Ferrara runden den positiven Gesammteindruck ab, so dass ich den Film jedem empfehlen kann, der Alternativen zu "Death Wish" und ähnlichen Filmen sucht