Review

Also wieder einmal ein "Bryan Edgar Wallace"...

Unter diesem reißerischen Namen versuchte man in den späten sechzigern/frühen siebzigern dem deutschen Kino-Publikum Krimis zu servieren, die sich im Prinzip im vergleich zu den "Originalen", also den echten Wallace-Filmen der frühen sechziger zumindest kaum zum Guten weiterentwickelt hatten. Teilweise wohl dem offensichtlich niedrigen Budget geschuldet, entstanden mitunter geradezu groteske Abklatsche der Filme aus der  "goldenen" Wallace-Zeit. Dabei sind Filme wie bspw. "Der Würger von Schloss Blackmoor" durchaus als akzeptabel zu bezeichen, vermitteln sie doch einen gewissen Hauch des typischen "Wallace-Gefühls", das man durch ein paar London-Aufnahmen und nebelumwallte, dunkle Gruselschlösser erzeugte.
Mit all dem haben wir es hier - nicht zu tun!
Der Plot hätte durchaus mehr hergegeben, aber dies scheitert an einer haarsträubenden Umsetzung. Die Charaktere sind nur schemenhaft gezeichnet, vielmehr besteht der Film aus einer Aneinanderreihung von Dialogen, die bei genauer Betrachtung recht nichtssagend bleiben. Wer der Mörder ist, ist in der Tat bereits nach kurzer Zeit recht vorhersehbar, die Story, soweit man versucht ihr noch zu folgen, tröpfelt dünn vor sich hin.
Dabei wurde ja durchaus ein nicht nur Wallace-erfahrenes Repertoire an deutschen Schauspielern aufgeboten. Hier kann jedoch nur Barbara Rütting wirklich überzeugen; Siegfried Schürenbergs Rolle bietet -zumindest in dieser filmischen Umsetzung- dem Schauspieler einfach zu wenig Möglichkeiten, den Charakter wirklich auszufüllen (was Schürenberg ohne Zweifel gelungen wäre, wir kennen und schätzen ihn ja als eine Stütze der "Original-Serie"). Auch Horst Tappert ist eine glatte Fehlbesetzung: Wirkte er schon im "echten" Wallace "Der Mann mit dem Glasauge" irgendwie deplatziert, so übertrifft sein hiesiger Auftritt wohl alles bisher dagewesene.
Einfach entsetzlich ist jedoch, dass sich ein großartiger Schauspieler wie Wolfgang Kieling für eine kaum mehr als fünf Minuten währende Nebenrolle hergibt, in der er entweder vom Mörder gehetzt durch einen Park hetzt, oder apathisch im Bett liegt: Was für eine Verschwendung! Über weitere "Hauptdarsteller" soll kein weiteres Wort verloren werden, auch nicht über die unerträgliche Person des Photoreporters Pickwick...das kannten wir bereits zehn Jahre vorher genauso aufgeregt, überkandidelt von Eddi Arent, nur da ist es doch irgendwie Kult. Hier nicht!
Ein Wort sollte aber doch noch über die Außenaufnahmen verloren werden: Offensichtlich sind diese größtenteils in Spanien entstanden: Eine pinienbesäumte Allee, die zum englischen Adelssitz führt, der rein optisch jedoch eher einem kastilischen Alcazar ähnelt und im Innern wähnt man sich tatsächlich in einem vornehmen spanischen Parador. Dazu sind die im Film auftauchenden Fahrzeuge doch tatsächlich linksgesteuert...ein unsäglicher Fauxpas!
Spaß beiseite - hier hätte ein "Bryan-Edgar Wallace"-Meisterwerk entstehen können, vielleicht auch ein guter Krimi im Giallo-Stil. Aber, diese Chance wurde leider vertan und daher ist der Film - bis auf seine (un)freiwillge Komik nicht wirklich empfehlenswert.

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