Review

Der britische Forschers Forrester krallt sich vor seinem plötzlichen Verschwinden in Kenia einen geheimnisvollen Stein, der gleichermaßen wertvoll wie gefährlich ist und um den sich prompt diverse Gruppen kloppen: Die britische Agentin Jane mit dem Konsul Lambert, der Scotland-Yard-Beauftragte Rex, der italienische Spion Celli und etliche Bösewichte. Forrester bleibt jedoch weiterhin wie vom Erdboden verschluckt, während sich die Gegner gegenseitig ausschalten...
Ein unvorstellbares Wirrwarr, das der Viel- und Billigfilmer Jess Franco hier zusammengeschustert hat. Die Drehbuchautoren bemühen sich vergeblich, furchtbar originell zu sein und ihren Plot mit zahlreichen Wendungen zu versehen, doch dies gelingt ganz und gar nicht - im Gegenteil: Bei all den falschen Identitäten der Hauptfiguren, die erst nach und nach aufgedeckt werden, verliert der Zuschauer mehr als nur einmal die Übersicht. Zumindest mir fiel es ausgesprochen schwer, ab einem bestimmten Zeitpunkt noch dem Geschehen zu folgen. Offiziell soll es um den sagenumwobenen Superstein gehen, doch lange Zeit scheint das Skript diesen Strang komplett aus den Augen zu verlieren, denn die „Guten“ (z.B. Jane, Rex, Lambert) tun in keinster Weise Sinnvolles, um ihre jeweiligen Aufträge zu erfüllen. Stattdessen werden sie immer wieder von den Bösmännern attackiert und mit Waffen bedroht oder ange-/erschossen, was für den weiteren Verlauf absolut nichts zur Sache tut.
Desweiteren setzt Franco ganz auf die optischen Reize seiner Hauptdarstellerin Soledad Miranda (hier: Susann Korda), die zwar ein wirklich netter Anblick ist und gut drei Viertel in wenig bis gar nichts verhüllenden Klamotten herumhüpft, aber, wie schon eben erwähnt: Die Handlung treibt dies wahrlich nicht voran.
Erst in der letzten halben Stunde kommt der Film (nach der Einleitung) wieder auf sein eigentliches Thema zu sprechen, doch selbst da sind die Aktionen der Charaktere blödsinnig bis schwer durchschaubar, denn die potentiellen Helden kümmern sich immer noch nicht wirklich darum, endlich den Stein in ihren Besitz zu bringen. Dafür rollen Überraschungen über Überraschungen (wenn man es denn so nennen will) auf die Zuschauer zu, die entweder vorhersehbar sind (Rex ist in Wirklichkeit ein Scotland-Yard-Beamter) oder schlichtweg dämlich. Ein Musterbeispiel ist ganz bestimmt die in den letzten fünfzehn Minuten völlig unsinniger-/überflüssigerweise Einführung einer chinesischen Gruppierung, die ebenfalls hinter dem Stein her ist, jedoch nur höchstens 300 Sekunden später komplett ins Jenseits befördert wird, so daß die Handlung an dieser Stelle im Nichts verläuft. Dafür dürfen innerhalb weniger Sekunden all diejenigen sterben, die es nicht besser verdient haben, der Bodycount schießt rapide in die Höhe.
Zu guter Letzt entpuppt sich dann noch ein vermeintlich Guter als Strippenzieher, der alle lästigen Konkurrenten in die ewigen Jagdgründe hat schicken lassen/schicken lassen will, und ein mörderisch lauer Showdown schließt sich nach dessen Enttarnung an, ehe die ganze Schose mit einem Flugzeugabsturz mit darauffolgender Explosion aus dem Archiv endet.
Die Geschichte ist - das dürfte klar geworden sein - Banane, was man eventuell noch verzeihen könnte, wenn Franco visuell zu überzeugen wüßte. Dazu ist er aber nicht im Geringsten in der Lage, nein, noch nicht einmal hier kann er punkten: Extremzooms scheinen eine Vorliebe des Regisseurs zu sein, daraus resultieren mitunter grausig verschwommene, unklare Bilder, die, kombiniert mit der unsicher-wackligen, hektischen Kameraführung, einen unglaublich amateurhaften Eindruck hinterlassen. Demenstprechend schwach auch der Schnitt: Es sieht einfach nur blöd aus, wenn sich Jane in drei Sekunden von ihrer Tanzbühne an beliebige Orte des Nachtlokals teleportieren kann, oder wenn Humphrey mit dem Koffer, in dem der Stein liegt, nachts auf der Flucht durch einen Garten läuft und im nächsten Augenblick den Flughafen erreicht - und das auch noch urplötzlich bei Tageslicht.
In das katastrophale Gesamtbild fügt sich die zunächst an alte Edgar-Wallace-Filme erinnernde musikalische Untermalung ein. Das immergleiche Thema fidelt Franco über bestimmt eine Stunde ein, einzelne Passagen werden minutenlang damit zugedröhnt, auch wenn gerade harmlose Dialoge gesprochen werden. Als Spannungsmusik paßt es überhaupt nicht, so daß die mögliche Intention, damit Tempo oder Dynamik zu erzeugen, eiskalt abgeschmettert werden muß. Die Musik nervt nach einer Zeit wirklich nur noch.
Darstellermäßig habe ich - mit einer Ausnahme, dazu gleich mehr - schon Schlimmeres gesehen, keiner der Akteure beleidigt zu sehr das Auge mit einer grottenschlechten Performance oder sogar die Ohren mit miserabler Textbetonung. Mit absoluter Ernsthaftigkeit agieren in Nebenrollen Walter Rilla und Siegfried Schürenberg, die Zwei sind mit Abstand die Besten in einem unterdurchschnittlichen Haufen. Was allerdings Horst Tappert als Dr. Thorrsen in „Der Teufel kam aus Akasawa“ abliefert, grenzt schon an Arbeitsverweigerung. Mit einem einzigen Gesichtsausdruck - naja, sagen wir zwei: Er lacht ja ab und zu auch mal - versucht er über die Runden zu kommen, die Tonlage seiner Stimme bleibt monoton, ganz gleich ob er gerade sauer sein soll oder freundlich. Zu Chefinspektor Derrick paßte seine eingeschränkte Mimik einigermaßen, hier wirkt er deplaziert, wie im falschen Film.
Objektiv gesehen also ein Schuß in den Ofen. Aus Trash-Fan-Sicht sieht das Ganze dann schon anders aus: Nimmt man die geballte Inkompetenz zusammen - etliche eklatante Logiklöcher, durch die Godzilla durchtrampeln könnte, fehlen natürlich auch nicht, aber aus Platzgründen übergehe ich diese einfach mal geflissentlich - und schaut man sich den Murks mit der nötigen Erwartung an, so ergibt sich ein großartiges Lachfest allererster Güte. Ich gebe zu, hin und wieder schon ein leichtes Grinsen aufgesetzt zu haben, zu blöd ist der Plotverlauf, um das Gesehene ernstnehmen zu können. Klar, Franco hat „Der Teufel kam aus Akasawa“ augenscheinlich mit großem Ernst abgekurbelt, aber bei derartigen Schwachmatigkeiten stellt sich anstatt der erhofften Spannung schnell unfreiwillige Komik ein - und davon nicht zu wenig.

Fazit: Vom Standpunkt eines Cineasten ist dieses Produkt gewiß schier unerträglich, wirkt der ganze Film doch einfach nur wie ein langer Witz. Spannung will sich keine einstellen, Schwung kommt erst zum Schluß durch zahlreiche Leichen ein wenig herein, die Wendungen sind vorhersehbar bis hanebüchen-bescheuert, die Aktionen der Figuren hirnrissig - und Horst Tappert führt ein grandioses Anti-Schauspiel vor, das so schlecht ist, daß man es eigentlich fast gesehen haben sollte. Ein Trashgourmet hingegen darf sich an der permanenten Doofheit des Drehbuchs laben.
GESAMT: 2/10

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