Nach vielen Jahren kehrt Terry zurück nach Hells Kitchen. Von seinem früheren Freund Jack wird er mit offenen Armen empfangen, von Bandenboss Frank, Jacks Bruder, sogleich unter die Fittiche genommen, und auch seine damalige Liebe Kathleen, Jacks Schwester, ist angetan von Terrys Rückkehr. Was keiner weiß: Terry ist ein Undercover-Cop, der die Organisation von Frank auffliegen lassen soll. Und da Frank zurzeit Geschäfte mit der Mafia macht, was ihn verständlicherweise gerade anderweitig ziemlich beschäftigt, ist die Gelegenheit gut um unerkannt zu bleiben. Aber das Hauptproblem ist Jack. Jack ist eine wandelnde Zeitbombe, welche säuft und tötet und bumst, und dabei seinen eigenen Irrsinn in die Straßen hinausträgt. Und Frank muss nach und nach zu immer drastischeren Mitteln greifen um die Situation unter Kontrolle zu behalten …
Eigentlich eine interessante Studie, wenn auch nicht über Iren und ihre krummen Geschäfte. Nein, vielmehr kann hier recht anschaulich studiert werden, worin der Unterschied zwischen US-amerikanischen und britischen (möglicherweise sogar: europäischen) Gangsterfilmen liegt, und wie ein Regisseur, dessen Oeuvre aus Werken wie EISKALTE LEIDENSCHAFT oder U2: RATTLE AND HUM besteht, wie also so ein Regisseur einen eigentlich recht ordentlichen Stoff genauso ordentlich versenken kann.
Wie gesagt, die Grundidee ist zwar nicht neu, aber gut. Der Buddy kommt undercover zurück in den Slum, um die Kumpels von damals ans Messer zu liefern. Stoff genug für jede Menge aufregender Actionsequenzen, atmosphärischer Straßenszenen und wilder Duelle, in denen es vorrangig um Ehre und Geschäfte geht.
Ersteres ist vorhanden, wenngleich auch bei weitem nicht genug für das Herz eines altgedienten Gangsterfilmfans. Aber da gibt es so einige Momente, etwa wenn die irische Gang mit fast gezückten Waffen auf das Lokal der Italiener zumarschiert, während Frankie, der Boss der Iren, erst im letzten Moment aus der Gaststätte rauskommt und echte Mühe hat seine Killer unauffällig zurückzupfeifen. Ein hochdramatischer und spannungsgeladener Augenblick, wo man unweigerlich die Luft anhält.
Was zu atmosphärischen Straßenszenen führt, denn auch die sind reichlich vorhanden. Selten habe ich New York so dreckig und herabgekommen gesehen. Und so realistisch. In CASABLANCA gibt es die Dialogzeile „In New York gibt es Viertel, da würde ich Hitler nicht empfehlen einzumarschieren.“, und hier sieht man was Bogey damit meinte. Ein Alptraum aus durchgeknallten Vollpfosten und hässlichen Straßenschluchten. Ein gigantischer Hintergrund für die, wie erwähnt, gute Geschichte.
Und auch einiges an wie auch immer gearteten Duellen gibt es, sei es die Prügelei mit ein paar Itakern, oder Gary Oldman als Jackie gegen den Rest der Welt. Gerade Gary Oldman mit seinem Overacting, der seine Rolle körperlich vollkommen auslebt, rettet mit seiner Exaltiertheit neben dem kühlen Ed Harris als Bruder Frank schauspielerisch und spannungstechnisch so einiges. Sean Penn hatte in seinen jungen Jahre einfach noch nicht die Präsenz und Ausstrahlung für solch eine Rolle, gibt sich aber redlich Mühe (und wird vor allem von der deutschen Synchronstimme torpediert, was man aber dem Film nun nicht wirklich anlasten kann).
Soweit alles ganz ordentlich, aber das Drama beginnt mit dem Auf und Ab der Inszenierung. Vor allem die Liebesszenen zwischen Terry und Kathleen bremsen den Film immer wieder ziemlich aus, und der Höhepunkt ist dann etwa 20 Minuten vor Schluss erreicht, wenn alle Pfeile in Richtung Showdown weisen – und Regisseur Phil Joanou erstmal eine weinerliche und unnötige Abschiedsszene hinlegt, die eigentlich nur zum Ausschalten reizt und zu sonst gar nichts. Aber gut, auch dieser Quatsch ist irgendwann vorbei, Terry marschiert durch die Straßen, während auf den Boulevards gleichzeitig die Paraden zum St. Patricks Day stattfinden – und ab diesem Zeitpunkt findet alles nur noch im damals gerade angesagten John Woo-Zeitlupentempo statt. Schnitt und Choreographie sind eindeutig an den Meisterwerken Woos angelegt, allerdings ohne dessen Schönheit oder Aussagekraft auch nur ansatzweise zu streifen. Der Unterschied ist halt ganz einfach der, dass ein Shoot-Out bei John Woo auch ohne Zeitlupe gänsehauterzeugend ist, hier aber wäre die Chose nach ein paar Sekunden Ballerei einfach vorbei – Ein cooler Inszenierungsstil benötigt halt mehr als nur das Nachahmen eines großen Vorbildes.
Will sagen, dass zwar die Zutaten für einen geilen Cocktail alle vorhanden sind, aber der Barkeeper offensichtlich vergessen hat nachzuschauen, ob diese Zutaten überhaupt alle zusammenpassen, oder ob er nicht das ein oder andere hätte weglassen können. Auf 90 Minuten gestrafft wäre der Film nämlich um einiges flotter, düsterer und somit auch spannender. Eigentlich war ich beim ja Sehen durchaus angetan, aber die letzten 20 Minuten haben doch sehr wehgetan, und waren auch reichlich uninteressant. Und haben meine persönliche Bewertung ziemlich nach unten gedrückt. Es gilt also wieder mal: Thema verfehlt …