Mit "Der Mann mit dem Glasauge" entstand 1968 unter der Regie von Alfred Vohrer der 33. deutschsprachige Wallace-Krimi und der zweite und letzte mit Horst Tappert als Inspector Perkins.
Ihm zur Seite steht - wie bereits bei "Der Gorilla von Soho" - Sergeant Pepper, diesmal dargestellt von Stefan Behrens, der der Rolle einen noch alberneren Touch verleiht als zuvor Uwe Friedrichsen.
Hubert von Meyerinck macht in seinem dritten Auftritt als Sir Arthur den klamaukigen Grundton dieses reißerischen Krimis perfekt und sorgt für müde Kalauer und Zoten, während zweideutige Gags auf von Meyerincks Homosexualität anspielen und schon eher für ein leichtes Schmunzeln sorgen als Sprüche wie "Lange Haare, aber kurzer Verstand!"
Trotz einiger Actioneinlagen ist das Tempo dieses Krimis im Vergleich zu Tapperts ersten Einsatz deutlich zurück gegangen, auch wenn die Handlung ohne Umwege und ohne die obligatorische Einleitung bis zu den Credits recht zügig vorangetrieben wird.
"Der Mann mit dem Glasauge" geizt trotz hohen Komik-Anteils nicht mit einigen Härten und blutigen Einlagen. Regisseur Vohrer hat den Trend der späten 60er Jahre hin zu expliziten Einstellungen erkannt und zollt mit einem - für Wallace-Verhältnisse - hohen Verbrauch an Filmblut dieser Entwicklung ihren Tribut.
Glasauge hin oder her - die Handlung ist konfus gestrickt und der Zuschauer als auch Inspektor Perkins verlieren angesichts der vielen Handlungsstränge alsbald den Überblick.
Scotland Yard hetzt von einer Leiche zur nächsten, die Spur führt zu einem Billiard-Club, der kurz darauf zu Kleinholz verarbeitet wird und die Tanzgruppe eines Variete-Theaters spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle.
Die Storyline ist mit Drogen- und Mädchenhandel, diversen Bösewichtern und Handlangern, einfach überfrachtet und kann sich kaum zu einem geradlinigen Krimi-Eintopf entwickeln.
Jede Menge falsche Fährte und Verdächtige verlieren sich ins Nichts, auch wenn die Hauptauflösung des Konstrukts überraschend und tragisch zugleich ist.
Trotz Sergeant Pepper fehlt es diesem knallbunten Krimi-Bonbon einfach an Pfeffer - trotz diverser Kritikpunkte blicken die Stärken Alfred Vohrers als versierter Inszenator von Krimigeschichten durch, auch wenn "Der Mann mit dem Glasauge" inszenatorische Finessen früherer Regiearbeiten vermissen lässt.
Der Hintergrund eines brutalen Rachefeldzugs mit all seiner Tragik will allerdings nicht so recht zur humoresken Umsetzung des Stoffes passen und büßt dadurch einiges an Spannung und Intensität ein.
Insgesamt gesehen kein Highlight der Reihe, aber ein durchaus unterhaltsamer, wenn auch konfuser Wallace-Krimi mit Hang zur unfreiwilligen Komik.
6,75/10