Es ist vielleicht nicht gerade gottserbärmlich, was Lee Tamahori und das Autorenkollektiv (schon das läßt einen vorsorglich aufwürgen) aus Philip K.Dicks Kurzgeschichte „The Golden Man“ gemacht haben, aber weit entfernt davon ist es auch nicht. Während es bei Dick um einen Evolutionssprung geht, den ein junger Mann gemacht hat, indem er in die nahe Zukunft sehen kann und so eine Kontroverse und eine Verfolgungsjagd auslöst, hat man sich aus der Vorlage lediglich die Idee geborgt, daß der Protagonist zwei Minuten in die Zukunft sehen kann. Und das wars auch schon.
Dieser Protagonist wird nun von Nicholas Cage in seinem bewährten „trauriges Bärchen“-Modus mit Hängeaugen und schlurfiger Schläfrigkeit gegeben, der sich als mittelmäßiger Bühnenzauberer tarnt, während er sich Aufklärung über eine erweiterte Vorhersage erhofft, in der eine ihm unbekannte Frau auftaucht. Diese wiederum erscheint dann auch bald in Gestalt von Jessica Biel, dem schmolllippigen Prachtweib, das die Fähigkeiten von Cris irgendwie durch Kontakt ins Unendliche steigert.
Gleichzeitig haben böse Exilrussen eine A-Bombe entwendet und weil Bond und McClane gerade beschäftigt sind, verfällt die Einsatztrulla von den Ermittlungsbehörden (wie immer schön blass: Julianne Moore) auf die rasendgoile Idee, daß nur Cris da noch was reißen kann.
Ganz ehrlich: hier stimmt gar nichts.
Ich weiß nicht, ob die Story vor dem Dreh mal üppiger war, aber das knapp 90minütige Filmfragment ist ein komplettes Wrack. Man könnte sie auch als ungeklärtes Wunder vermarkten, denn hier geschieht praktisch im Minutentakt Unerklärliches. Weder ist die Herkunft von Cris‘ Kräften geklärt, noch interessiert sich jemand dafür. Warum Liz (Biel) seine Fähigkeiten erweitert und warum er von ihr träumt/vorhersieht, spielt genauso keine Rolle, wie die Idee von Callie (Moore), die Ermittlungen einem „Hellseher“ zu übertragen. Warum die Terroristen wie die Behörden von Cris und seinen Fähigkeiten wissen, bleibt ebenso nebulös, wie Cage die Rolle angeht, nämlich wie ein passiver, schläfriger Späthippie.
Der Plot an sich, die Jagd nach der Bombe, verbunden mit der Rettung der Freundin, genügt mühsam für eine Doppelepisode einer beliebigen TV-Serie älterer Bauart (sprich: 80er Jahre) und hat dank der Fähigkeiten des Zukunftssehers so ziemlich gar keine Ecken und Kanten. Hat man Cris endlich überzeugt/gezwungen, funktionuckelt hier alles relativ rutschfrei, die bösen Finstermänner müssen alle dran glauben, weil Cris ja wirklich alles vorhersehen kann, solange er an vorderster Front mitläuft – allenfalls von Interesse ist höchstens der meistens hoffnungslos einfältige Versuch, diese Vorspürereien auch noch zu visualisieren.
Selbstverfreilich wird man erst mal mehrfach mit den fiesen Sackgassen konfrontiert, an deren Ende der Tod steht und dann wacht der Gute aus seiner Erstarrung und alles beginnt von vorn. Als finales Schmankerl teilt sich Cage dann an einer Stelle dutzendfach auf und geht alle möglichen Wege ab und das ist so spektakulär, daß mir die Füße eingeschlafen sind und bis jetzt nicht wieder wach zu kriegen waren. Praktisch im Vorbeigehen löst er offenbar Millionen von Möglichkeiten schlafwandlerisch auf und die dahinterstehende Komplexität vergeht in einem mechanischen Hilfsplot mit viel Ballerei und Radau.
Wäre vielleicht noch ansehnlich gewesen, wenn sich hier ein offensichtlicher charakterlicher oder moralischer Wandel vollzogen hätte, aber Cage tut das alles nur gezwungenermaßen, damit sein Schnuckelbär nicht über die Klinge gehen muß und wirkt dabei wie ein nöliger, gelangweilter Fünfjähriger.
Zum Glück ist alles ganz schnell vorbei und Cage und Biel können sicher in Zukunft im Indianerreservat weiter den Gutmenschen spielen und viel Kokolores machen. Aber das ist mir so egal wie der ganze Film oder ein Harzkäse. (2/10)