Immer mal wieder verfilmt Hollywood eine Vorlage von Phillip K. Dick, häufig nur eine Kurzgeschichte, mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen – „Next“ ist da am unteren Ende des Spektrums anzusiedeln.
Hauptfigur ist Cris Johnson (Nicolas Cage), der unter dem Namen Frank Cadillac als Bühnenmagier in Las Vegas auftritt. Allerdings hat Cris tatsächlich übernatürliche Kräfte: Er kann seine Zukunft im Abstand von zwei Minuten sehen. Schon da verärgert „Next“ durch das Weglassen jeglicher Logik. Dass die Herkunft der Gabe nicht geklärt wird, ist ja noch OK, aber auch zur Wirkungsweise erfährt man nichts: Sieht er das Geschehen parallel zur Gegenwart? Sieht er es immer oder nur auf Wunsch? Man erfährt nur, dass Cris sein Handeln ändern kann, die Zukunft nicht feststeht.
Das FBI sucht derweil nach einer gemopsten Bombe und Agentin Callie Ferris (Julianne Moore) kommt auf an den Haaren herbeigezogene Weise auf Cris – unwissend, dass der nur seine eigene Zukunft sieht. Der hat jedoch keine Lust auf Kooperation, fürchtet er doch als Versuchskaninchen zu enden und geht stiften. Geklaut wurde die Bombe übrigens von europäischen Klischeeterroristen, deren Motiv man nie erfährt – ebenso wenig wie die Identität ihres Quasi-Auftraggebers, der kurz auftaucht und danach nicht mehr im Film vorkommt.
Die Übelwichte sollen Cris nun also umlegen, was ihm im Grunde erst ermöglicht ihren Plan möglicherweise zu vereiteln – noch so ein Logikfehler immensen Ausmaßes. Cris ist jedoch sowieso auf der Flucht vor den Behörden und versucht dabei noch seine Traumfrau, die Lehrerin Liz Cooper (Jessica Biel), klarzumachen…
Im Actiongenre muss man das ein oder andere Logikloch schon mal übersehen, aber selbst bei wohlwollender Betrachtung kann man bei „Next“ nicht umhin als den Film als hanebüchenen Blödsinn zu sehen. Selbst elementare Dinge werden nicht ansatzweise geklärt (z.B. woher die Abnormalität kommt, dass Cris unter besonderen Umständen weiter als zwei Minuten in die Zukunft sehen kann), was bereits ärgerlich ist. Doch auch dramaturgisch ist „Next“ eine ziemlich Katastrophe: Für die Exposition braucht man fast die komplette erste Halbzeit, erst danach treten die Terroristen wirklich in Cris’ Leben, dafür geht es dann absolut hektisch zu. Leider ist das kaum spannend oder wendungsreich, sieht man von dem gewollt-ärgerlichen Last-Minute-Twist ab, der wohl nur in dem Film ist, weil heutzutage jeder zweite Film einen Last-Minute-Twist haben will, egal ob es Sinn macht oder nicht.
Wäre „Next“ wenigstens ein großes Spektakel, dann würde er ja vielleicht ansatzweise Spaß machen, aber selbst da sieht es meist recht düster aus. In seinem Grundton verärgert „Next“ als auf übertrieben jugendfrei getrimmtes CGI-Geschmeiß, in einer Schrottliga mit „Jumper“ und „The Covenant“ anzusiedeln. Dabei waren 2007 mit „Das Bourne Ultimatum“, „Transformers“ und der Kinofassung von „Stirb langsam 4.0“ drei PG-13 Actionfilme unterschiedlicher Tonart am Start, die alle funktionierten und nicht wie peinlich auf kindgerecht getrimmt wirkten. „Next“ hingegen blendet jedwede Gewalt fast direkt im Ansatz aus, selbst der Anblick eine Leiche mit durchgeschnittener Kehle wird so inszeniert, dass man ja kein Kind damit verschreckt.
Im Bereich Action ist also die große CGI-Orgie angesagt, die im Vergleich zu den aktuellen Referenzwerken leider derbe abstinkt, denn viel zu häufig sind umkippende Fahrzeuge und Autocrash allzu deutlich als Animationen zu erkennen. Handgemachtes gibt es da wenig, zwei, drei kurze, aber nett gemachte Nahkämpfe und ein halbwegs flotter Showdown (natürlich ohne wirklich sichtbare Einschüsse) sind die einzigen Elemente, die bei „Next“ dann noch ein wenig retten.
Ebenfalls lobenswert ist Thomas Kretschmann, mal wieder in der Bad Guy Rolle, der aus seinem Standardpart überraschend viel rausholt. Nicolas Cage ist nicht nur schlecht frisiert, sondern spielt auch seiner Haartracht entsprechend, Jessica Biel muss fast nur als eye candy rum rennen und auch Julianne Moore spielt weit unter ihrer gewohnten Form – die restlichen Darsteller sind allesamt in so kleinen Rollen verbraten, dass man sie fast gar nicht bemerkt.
Was bleibt ist ein auf kindgerecht getrimmter, ärgerlicher und langweiliger Versuch eines Sci-Fi-Thrillers, dessen Grundidee leider dadurch versaut wird, dass das Drehbuch leider null über die Prämisse nachdenkt. Ein paar nette Actionszenen (vor allem der Showdown) und die solide Inszenierung retten da noch ein wenig, aber nicht viel.