Review

Was für ein grauenvoller Kinosommer!

Erst trampelt Bruce Willis mit seinem unspannenden Kinderfilmchen "Stirb langsam 4.0" eine geniale Actionreihe tot, dann lässt Michael Bay die Computer-"Transformers" auf den Zuschauer los. Der neuste Streich auf der nach unten offenen Flop-Skala heißt "Next", ein unfreiwillig komischer, aber ernst gemeinter Science-Fiction-Thriller.

Nicolas Cage, mit selten dämlicher Frisur, spielt einen Las-Vegas-Show-Magier, der die Fähigkeit besitzt, zwei Minuten in die Zukunft blicken zu können. Das richtet urplötzlich das Interesse von FBI und Terroristen auf ihn. Die Terroristen wollen in den USA eine Atombombe zünden, das FBI (u.a. Julianne Moore) will sie rechtzeitig finden. Und was für die eine Seite eine potentielle Bedrohung darstellt, ist für die andere Seite der letzte Strohhalm.

Das ist ja auch sowas von selbstverständlich, dass zwei Minuten hellseherische Fähigkeiten ausreichen, die Explosion einer Atombombe zu stoppen ... Welche Anti-Terroreinheit könnte das nicht in einer solch großzügig bemessenen Zeitspanne schaffen?!?
Selbst wenn man sich nicht länger mit dieser Frage beschäftigt, werden die Logiklöcher in der Story nach Philip K. Dick ("Blade Runner") immer größer statt kleiner. Spannung kommt zu keiner Zeit auf. Autor Jonathan Hensleigh (das ist der, der das überlange "Punisher"-Remake verzapft hat) ist von der Klasse seines Drehbuchs zu "Stirb langsam - Jetzt erst recht" weit entfernt und bewegt sich so ziellos im Fiktions-Universum, wie Regisseur und Darsteller in diesem Film.
Von Lee Tamahori ("Auf Messers Schneide") ist man seit "Die Another Day" (einem der schlechtesten Bond-Filme) ja viel gewohnt. Aber hier unterbietet er sogar das Niveau seines "xXx² - The Next Level"! Immerhin hat er die Actionszenen einigermaßen im Griff. Zwar kommt leider der Rechner an vielen Stellen zum Einsatz, doch es hält sich noch in Grenzen. Dafür ist das Gezeigte dann stellenweise wieder so was von over the top, dass sich die Zehennägel aufrollen. Irgendwie will in diesem "Meisterwerk" kein einziger Aspekt wirklich gefallen.

Schließlich sind da noch die Darsteller. Allesamt keine Unbekannten. Nicolas Cage spielt den Normalo, der sich weder vom FBI noch von den Terroristen erwischen lassen will und seine Fähigkeiten benutzt, allerlei Gegenständen während der Actionszenen auszuweichen. Ihn interessiert viel mehr seine Liebe zu Liz (gespielt von der langweiligen grauen Maus Jessica Biel) als die Bedrohung durch die Bombe - irgendwie logisch oder?!? Da passt es wiederum ganz gut, dass Liz zu passender Zeit entführt wird. Das hätte natürlich keiner voraussehen können, schon gar nicht Cage! *mit den Augen roll*
Weder er noch Julianne Moore als bierernste FBI-Agentin bieten mehr als unteren Durchschnitt. Über Jessica Biel braucht man kein Wort weiter zu verlieren. Noch ein paar Jahre, dann hängen die Titten bis zu den Knien und keiner interessiert sich mehr für die Gute.
Erfrischend sind einzig die kurzen Auftritte von Thomas Kretschmann als deutscher Terrorist (ja, die bösen Deutschen wieder) und Peter Falk. Ihn hätte ich allerdings viel lieber in einem weiteren "Columbo" gesehen. In solch einem Mist hat Falk absolut nichts verloren.

Fazit:
Unlogisch, unspannend, unmotiviert gespielt und so voller Lächerlichkeiten, dass einem schlecht werden kann.
Der Tiefpunkt des Kinosommers dürfte mit "Next" wohl erreicht sein.


Mal schauen, ob auch ich zwei Minuten in die Zukunft sehen kann:
Abrakadabra, simsalabim, dreimal schwarzer Kater ...
... in zwei Minuten wird es 16:58 Uhr sein!
Mensch, bin ich gut!

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