Review

Hm, wie soll man „Next“ eigentlich bezeichnen? Ist das so etwas wie Blockbuster-Trash?
Ernst nehmen kann man die Sache zumindest nicht, denn hier finden sich mehr unfreiwillige Schmunzler als beabsichtigte Spannungsmomente. Vielleicht zeichnet gerade das den Unterhaltungswert aus, wenn man mal davon absieht, mit was für einer unfassbar dusseligen Frisur Nicolas Cage hier durch die Gegend dackelt.

Cage gibt hier den Magier Chris, der sich in Las Vegas mit schlecht besuchten Shows die Zeit vertreibt. Tatsächlich aber ist er seit Geburt an mit der Gabe ausgestattet, zwei Minuten seiner eigenen Zukunft voraus zu sehen, was ihm im Spielcasino einigen Trubel beschert.
Darauf wird auch FBI-Agentin Ferris (Julianne Moore) aufmerksam, die Chris dazu bewegen will, Terroristen von der Zündung einer Atombombe abzuhalten.
Chris hingegen kümmert sich aber lieber um seine soeben gefundene Liebe Liz (Jessica Biel), was sich erst ändert, als die Terroristen sie kidnappen.

Was hier vor allem Freude bereitet, ist die visuelle Umsetzung von Chris´ Gabe.
Das macht sich besonders während der Kennenlernszene im Diner bemerkbar, als Chris diverse Ansprechversuche durchgeht, die bei Liz allesamt auf Ablehnung stoßen würden, - bis ihm der Auftritt ihres Ex zugute kommt.
Manchmal sind die „Was wäre wenn“ – Szenen so geschickt montiert, dass man zunächst ein wenig verblüfft ist, ob das jetzt Realität oder Gedankenspiel ist, da sich beide Formen optisch nicht voneinander unterscheiden und manchmal auch fließend ineinander über gehen.

Das ist so der Punkt, der das Interesse über die Laufzeit aufrecht erhält, denn alles was außerhalb der Hauptfigur stattfindet, ist nicht näher erläuterter Müll.
Man erfährt zu keiner Zeit, wer diese Terroristen sind, warum die in allen erdenklichen Muttersprachen sabbeln und was die mit der Zündung einer Bombe bewirken wollen.
Die sind halt da, damit es überhaupt Bösewichte gibt.
Ähnlich verhält es sich mit dem FBI. Anstatt sich mit Sondereinheiten gegen die Schurken zu wappnen, setzt man alles auf Chris und hinterfragt dessen Fähigkeit noch nicht einmal.
Das geht dann soweit, dass irgendwann Gut und Böse seine Hotelunterkunft im Visier haben, um ihn mit ziemlichem Aufwand entweder zu eliminieren oder für den Gegenschlag zu gewinnen.

Nachfolgendes gestaltet sich aber recht temporeich und manchmal kommen sogar kleine Action-Szenen zum Einsatz. Da stürzen allerlei Sachen, vom Auto, über Holzrad bis wuchtige Baumstämme einen Abhang hinunter, gibt es einige Schusswechsel zwischen Gut und Böse, müssen Bomben entschärft werden und kann Chris seine Fähigkeit geballt unter Beweis stellen, - schließlich weiß er ja, wo und wann Scharfschützen der Gegenseite positioniert sind.

Fast hätte man also mit einem nahezu ungetrübten Eindruck von Trashfilm glücklich nach Hause gehen können, wenn da nicht das ziemlich abrupt einsetzende Ende wäre.
So wirkt die Geschichte unvollendet und für den Betrachter alles andere als befriedigend, was dem positiven Gesamteindruck eine Menge Sympathien kostet.

Ärger wird sich beim allgemeinen Publikum möglicherweise schon viel früher einstellen, denn von Beginn an sammeln sich massive Logiklöcher. Man erfährt nicht, warum oder wodurch Chris seine Gabe erhielt oder weshalb eine wie Jessica Biel ein kleines Ur-Volk an einem lauschigen Fleck am Grand Canyon unterrichtet.
Oder warum Chris in Gegenwart von Liz plötzlich länger als zwei Minuten in die Zukunft sehen kann.
Man könnte noch weitere Naivitäten aufzählen, doch dem geneigten Trashfreund werden diese Tatsachen nahezu egal sein.

Tatsache ist aber, dass Cage für diese Figur die Optimalbesetzung darstellt, - schließlich muss er die meiste Zeit über nur gelangweilt dreinschauen, was ihm auch hier wieder hervorragend gelingt und er dabei trotzdem die notwendige Präsenz mitbringt.
Jessica Biel ist als sein Love Interest zumindest ein netter Hingucker, obgleich das Zusammenspiel der beiden ein wenig unterkühlt wirkt und man nicht den Eindruck hat, dass hier frisch verliebte beisammen sind.
Julianne Moore gibt indes ihre Clarice Starling aus „Hannibal“, nur mit weniger Screentime als eindimensionale Agentin. In Nebenrollen sind noch Thomas Kretschmann als Bösewicht und Peter Falk in zwei, drei kurzen Szenen als Freund der Hauptfigur zu sehen.

Letztlich bietet „Next“ eine geballte Ladung hanebüchenes Zeug, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Man muss schon über zahlreiche Knackpunkte innerhalb der Story hinweg sehen können, um hieran Gefallen zu finden.
Konnte ich für meinen Teil tun, besonders die visuelle Umsetzung der Grundidee hält da hervorragend bei Laune und hätte möglicherweise eine noch höhere Wertung zutage gefördert, wenn das enttäuschende Ende nicht so einen fahlen Beigeschmack hervorrufen würde.
6,5 von 10

Details
Ähnliche Filme