Review

Zombie-Geier bieten Trash-Freunde praktisch ein gefundenes Fressen und bilden zugleich ein Highlight von „Rage“, dessen schwache Dramaturgie den positiven Gesamteindruck merklich schmälert.
Knapp zehn Jahre nach „Wishmaster“ arbeitet Regisseur Robert Kurtzman erneut mit dem charismatischen Andrew Divoff zusammen, was prinzipiell eine günstige Voraussetzung ist.
Nur eben nicht, wenn man ihn für minutenlange Flashbacks in den Mittelpunkt stellt, wo an der Stelle normalerweise ein furioser Showdown stattfinden sollte.

Im Kern geht es einmal mehr um Zombiefizierung, denn Divoff mimt hier den egozentrischen Arzt Vasilienko, der sich an jenen kapitalistischen Instanzen rächen will, die seine Arbeiten verschmähten. Da jedoch ein Zombie aus seinem Labor ausbricht und von Geiern angeknabbert wird, breitet sich die Seuche weiter aus und bringt eine Camping-Truppe um Kat (Erin Brown) in Gefahr.

Klar, dass auf diesem Niveau Figurenzeichnung nicht sonderlich groß geschrieben wird, so hat man es durchweg mit jungen Typen zu tun, die außer Drogen und Sex (meist beides gleichzeitig) nicht viel zu präsentieren haben.
Da man im ersten Drittel jedoch zu diversen Schauplätzen wechselt, wird für Abwechslung gesorgt, vor allem, als die Geier Onkel Ben nebst Neffe und Nichte beim Angeln stören.
Nebenbei greifen sie ein Paar beim Bömbeln im Cabrio an, während unsere Truppe im Campingwagen eine vermeintliche Abkürzung durch den Wald nimmt.
Als sie mitten auf der Straße einen Zombie plätten und das Fahrzeug unfahrbar wird, kommt direkt ein wenig Spannung auf, denn auch hier lassen die Zombie-Geier nicht lange auf sich warten.

Mit so simplen Mitteln kann folglich Spaß erzeugt werden, - die Viecher sehen zwar ein wenig wie das aus, was Gottlieb Wendehals in den 80ern in seiner Aktentasche trug, sie sind aber voll beweglich und wirken beim Fliegen gar zuweilen elegant.
Um den teilweise miesen Tricks ein wenig entgegen zu wirken, wackelt die Kamera bei Szenen von Attacken und Zuhacken ein wenig arg, vielleicht auch, um den Latex-Schmödder nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken, denn im Nahen sehen die Geier schon recht blöd aus.
Qualitativ sorgfältig ausgearbeitet sind hingegen die Zombiemasken. Zwar mischen nur sehr wenige Untote mit, doch zwei kleinwüchsige Freaks und später der Arzt selbst könnten auch in einem ernst gemeinten Horrorstreifen mitwirken.

Um den Splatter-Gehalt ist es ebenfalls gut bestellt. Viele handgemachte Szenen mit Skalpell im Schädel und heraus hängendem Augapfel können sich sehen lassen, später nehmen die CGI allerdings ein wenig überhand, nicht nur im Bereich einiger Explosionen. Da wirkt ein gespaltener Kopf nicht mehr ganz so glaubhaft, zumal das Blut deutlich asymmetrisch spritzt.

Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ist auch das Erzähltempo überaus akzeptabel. Man muss sich auf der Flucht durch den Wald mit dem Baseballschläger gegen die Geier zur Wehr setzen, sich von Blutegeln befreien und durchs Maisfeld hasten.
Angekommen im geheimen Labor des irren Arztes, fängt der allerdings an, seinen Leidensweg in Details zu verkünden und plötzlich reduziert sich der Unterhaltungswert auf ein Minimum. Die Ruhephase tut dem Showdown nicht gut, denn der fällt wiederum viel zu kurz aus. Nicht, dass der abrupt endet, aber die inszenatorischen Möglichkeiten hätten da durchaus mehr zugelassen, als ein paar müde Rangeleien und den vorhersehbaren Ausgang.

Von daher hinterlässt der gerade mal 81 Minuten lange Streifen einen etwas zwiespältigen Eindruck. Einige Tricks mit den Zombie-Geiern, sowie diverse Kamerafahrten aus der Vogelperspektive (wörtlich zu nehmen) sind für Freunde des grotesken Horrorstreifens Gründe zum Abfeiern.
Dagegen bietet die etwas dialoglastige Endphase einen deutlichen Dämpfer und auch die wenig markanten Darsteller können, bis auf Divoff kaum überzeugen.
Vielleicht eher ein Absacker am Ende einer langen Partynacht…
Knapp
6 von 10

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