Review

"Meister, ein Portemonnaie mit Geld!
Uns gehört die ganze Welt!"
- "Buckliger, du sollst nicht reimen!!" (Aus "Texas")

Hier reimt der Bucklige nicht und spricht auch sonst kein Wort. Ansonsten gerät Wanda Merville, Erbin eines beträchtlichen Vermögens, in London angekommen, in die Gewalt einer Bande von Kriminellen, die ein Mädchenbesserungsheim mit angeschlossenem Puff betreiben. Für sie wird eine falsche Wanda installiert. Doch Scotland Yard schläft nicht...

Leider ohne Klaus Kinski, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mit der Rolle des schnell mal abgemurksten Kleinganoven zufriedengeben mochte, weiß dieser Wallace trotzdem trefflich zu unterhalten. Was Wunder, führte doch hier Spannungsgarant Alfred Vohrer Regie. Das Geschehen spielt sich zwischen liebenswerten loci amoeni wie Frauengefängnis-Waschküche, Edelpuff und dem Militär-Spielkeller eines kriegstraumatisierten Adligen ab. Hier treiben sich die guten alten Bekannten herum: als Inspektor diesmal der zurückhaltende Günter Stoll, dafür der wieder mal als dauerlüsterner Polizeipatriarch brillierende Siegfried Schürenberg mit verschiedenen Bonmots, als mißhandelte Unschuld Monika Peitsch. Das skurrile Adligenpaar geben Hubert von Meyerinck (vor seiner Zeit als "Sir Arthur") und Agnes Windeck in ihrer Paraderolle als naives Mütterchen. Auch im Bereich der Bösewichte Paradebesetzungen. Pinkas Braun, zwischen Raubvogel und Ratte oszillierend, mordet und foltert nach Herzenslust inmitten knallbunter Kulissen, Gisela Uhlen als knallharte Puffmutter sowie ein doppelgesichtiger Eddi Arent machen ebenfalls mit. Wenn die Gewaltszenen auch zeitgemäß zurückhaltend sind (im Vergleich zu den Klassikern wie "Der Frosch mit der Maske" oder "Die toten Augen von London"), so ist die Mordfrequenz doch ganz oben auf dem Wallace-Nekrometer anzusetzen. Ständig wird gewürgt oder geschossen. Vor allem ist es nett anzusehen, wie sich die Ganoven gegenseitig fertigmachen.

Der Film kann also durch die herrlichen Darsteller sowie die schmuddelige Soho-Frauengefängnis-Adligendekadenz-Atmosphäre stark punkten. Witzig, daß die Mädels im Besserungsheim in Uniformen rumlaufen, und im Puff desgleichen, wenngleich letztere Kleidung etwas netter anzusehen ist. Hinzu kommt die extrem drollige Musik von Peter Thomas, in der sich "Ohohoho" - Gesangslinien mit "Hu" - "Ha" - Rufen abwechseln. Sehr hörenswert.

Insgesamt ein poppig bunter, schmuddeliger, leicht zynischer Filmgenuß. Empfehlung!!

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