Tritt der Armee bei. Dort wirst du Abenteuer erleben, Freunde fürs Leben finden und in den gesellschaftlich nicht unwichtigen Rang eines Bürgers erhoben. Kämpfe für dein Land/Volk/Rasse, lass dich von brutalen Ausbildnern zum wertvollen Mitglied dieser Gesellschaft schleifen und lerne im Kampf was Kameradschaft bedeutet.
Verhoeven präsentiert eine durch und durch faschistoide Gesellschaft. Die Menschen werden in 2 Klassen geteilt, in die zum u.a Wahlrecht privilegierten Bürger (Citizen) und in einfache Zivilisten (Civilian). Die Schule und das Fernsehen werden für die Indoktrination des autoritären Gedankenguts und als Stimmungsmache für den schwelenden Krieg auf fremden Planeten missbraucht und über allem und jedem steht das ausgesucht schicke Militär. Dieser dystopische Staat wird aber nicht wie bei ähnlichen bzw. genreverwandten Vertretern als ein fahl graues Schreckgespenst vorgestellt (Fahrenheit 451, Equilibrium, 1984 etc.), sondern als quietsch bunte Soap-Opera.
Das sieht dann etwa so aus: Der sportlich schneidige Rico (Caspar van Dien) ist in seine Schulkollegin Carmen (Denise Richards), ein Mädchen aus besseren Kreisen (Citizen) verliebt. Um sie zu beeindrucken lässt er sich, genauso wie sie es zuvor gemacht hat, zum Militärdienst verpflichten. Ihre Wege werden sich obwohl sie verschiedenen militärischen Truppen angehören noch des Öfteren kreuzen.
Beverly Hills 90210 im trendigen Military-Look trifft auf außerirdische Rieseninsekten.
Es spricht für die Klasse von Regisseur Paul Verhoeven, nicht mit falschen, vorgefertigten Betroffenheitsgesten präsentieren zu wollen, wie schlimm jene Welt eigentlich ist. Er appelliert – und das scheint selten geworden zu sein – an die Vernunft und vor allem die Skepsis des Publikums, selbst, ohne pädagogische Hilfe des Machers, den zynischen, faschistischen Irrsinn erkennen zu können. Erschwert wird dies noch zusätzlich durch die Wahl der vermeintlichen Feinde, die uns in ihrer arachnoiden Gestalt kaum Empathie erlauben. Selbst Verhoevens Vorliebe für berstendes Fleisch und zerstörte Körper jeder Art gibt keinen bitteren Kontrast zur aufdringlich postulierten heilen Welt. Die Gewalt im Kampfgetümmel bietet schlicht die saftigen Bilder zum großen Kriegsabenteuer, das unseren Helden Rico tatsächlich zu einem gefestigten Menschen werden lässt. Beißende Ironie dabei, dass die krabbelnden, alles zerstückelnden Gegner, die fleischgewordenen Konstrukte einer zum Standardrepertoire gehörigen Kriegstreiberrethorik sind. Insekten (Kakerlaken, Läuse, etc.) werden und wurden ja schon die längste Zeit für die Diffamierung der feindlichen, gehassten Gegenseite bemüht.
Der Film lässt kaum was aus, was die üblichen Kriegsverherrlichungen und Propagandafilme nicht auch besäßen. Der hohle Pathos, die schillernden Helden, eine hinein gekittete Liebesgeschichte, der Hurrapatriotismus und natürlich der hart errungene Sieg gegen die Bedrohung. Doch durch die immer leicht übersteigerte Darstellung, die seltsam eindimensionalen Protagonisten, die wohl nicht zufällig an Barbie und Ken erinnern, und die gänzlich unhinterfragte Kriegsfolklore und Fascho-Ästhetik wird man zumindest grüblerisch, ob das denn nun wirklich ernst gemeint sei. Trotz dieser Überzeichnungen wird Starship Troopers niemals zur satirischen Offensichtlichkeit. Das mag vor allem daran liegen, dass diese Chiffren und Macharten, die hier noch sarkastisch hervorgehoben werden, schon so im postmodernen Filmgut verankert sind, dass trotz ihrer latenten Gewaltverherrlichung und ihrem absurd nationalistischem Chauvinismus kaum mehr große Verwunderung darüber herrscht. So ist dann konsequenterweise auch Starship Troopers grell, (vordergründig) infantil, unerbittlich in seinen Gewaltdarstellungen und bis zum Anschlag voll von faschistischer Symbolik.
Verhoeven zeigt diese Welt durch die vor Verehrung glühenden Augen eines Propagandisten (Schriftsteller der Vorlage Robert A. Heinlein) und entlarvt damit umso geschickter die Mechanismen des Faschismus, der somit grimmig unter der glatten Oberfläche zu Vorschein kommt. Getreu dem Motto: Lass einen Extremisten reden. Früher oder Später verstricken sich seine Aussagen und offenbaren besser als jeder Kritiker das Unrecht und den Widersinn dahinter. Am Ende, wenn eine Meute Soldaten um den verschreckten Brainbug stehen und sich so ausnehmend darüber freuen können, das dieser Angst vor ihnen hat, werden die Menschen als die eigentlichen Aggressoren noch einmal fett hervor gestrichen.
Das Kunststück, einen dermaßen subversiven Film so geschickt in das üblich anspruchslose Blockbusterkino hineinzumogeln bzw. an ein solch hohes Budget zu gelangen, spricht für Verhoeven und vielleicht gegen die Intelligenz der großen Geldgeber. Sieht man einmal von Robocop ab, der ebenfalls als stilles aber tiefes Wasser, ätzender und böser war als man es von Big-Budget-Produktionen gewohnt war, ist Starship Troopers ein ziemlich einzigartiger Film, der mit leichter Tarnung und einer ordentlichen Portion Chuzpe das Massenpublikum erreichte. Dieses hat nach dem Genuss des Filmes nicht nur eine grelle, böse Satire gesehen, sondern beginnt bestenfalls über heutige zur Sehgewohnheit geronnene Inszenierungsstile und implizite Botschaften mancher verdächtig penetrant als harmlos ausgestellten Unterhaltungsfilme nachzudenken.