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Verhoevens Science-Fiction-Satire ist ohne Zweifel ein interessantes Stück Film, an dem sich die Geister nach wie vor scheiden. Die einen werfen dem Streifen faschistische und gewaltverherrlichende Tendenzen vor, was zur Indizierung des Films in Deutschland führte. Für andere ist der Film ein bemerkenswerter Gegenentwurf zum Militarismus und Faschismus, der gekonnt mit plakativen Szenen spielt und hinter dem sich die Kritik an der Gesellschaft verbirgt. Für mich liegt der Film so ungefähr dazwischen.

Die Story: In der Zukunft bleibt die Wahl, der Armee beizutreten, um die vollen Bürgerrechte zu erhalten. Andernfalls ist man "nur" Zivilist mit eingeschränkten Rechten. Eine Gruppe von Highschool-Kids (u.a. Caspar Van Dien, Denise Richards, Jake Busey, Neil Patrick Harris) wählt den Armeedienst in unterschiedlichen Bereichen. Dann brechen die Bugs, eine Spezies eines entfernten Planeten, den Krieg los...

Paul Verhoeven hat sich für seinen Film ein riskantes Stück Stoff ausgesucht, den Roman von Robert Heinlein, in der die Menschheit von einer Militärorganisation beherrscht wird. Von daher ist die Umsetzung des Films besonders genau zu beobachten.
Der Regisseur schickt seine Protagonisten durch eine typische Armeeausbildung mit Drill, aber auch körperlichen Strafen, in dessen letzter Konsequenz der Krieg steht. Gewisse Ähnlichkeiten mit "Full Metal Jacket" von Kubrick liegen auf der Hand. Ähnlich ist auch der weitere Verlauf. Während die Figuren in Kubricks Film den Krieg in Vietnam als gleichzeitig Erlösung und Grauen empfinden, gibt es in "Starship Troopers" den ersten Kontakt zwischen Menschen und Bugs, der für erstere brutal endet.
Allerdings verläuft der Film in der zweiten Hälfte anders. Nach einigen heftigen Kämpfen mit den Bugs gewinnen die Menschen schließlich triumphal. Der Film endet trotz zahlreicher Ausfälle im Cast mit einem positiven Schluss.

Genauso zweigeteilt lässt sich die Satire im Film ausmachen. Die erste Hälfte des Films, die vor allem das Gesellschaftssystem und die Ausbildungen beleuchtet, ist in meinen Augen die überzeugendere, weil Verhoeven hier punktgenau Spitzen gegen Militarismus und Faschismus setzt und mit bösem Humor aufwartet. Solche Szenen wie beispielsweise, als der von Van Dien gespielte Rico bei der Einschreibung vom Soldaten beglückwünscht wird, weil er sich der Infanterie anschließt und man den Soldaten anschließend mit lauter Prothesen sieht, sind herrlich subversiv. Solche Stellen finden sich immer wieder, was auch in den Nachrichteneinblendungen zu beobachten ist. Gerade die Seitenhiebe auf die Medien (Live-Hinrichtungen!) sind in "Starship Troopers" sehr gelungen.

Dies ändert sich allerdings nach dem ersten Aufeinandertreffen zwischen Infanterie und den Bugs. In der zweiten Filmhälfte muss man den subversiven Humor und die gesellschaftskritischen Untertöne schon mit der Lupe suchen. Im zweiten Teil dominieren vor allem die Kämpfe und die Action, was den leisen Verdacht erzeugt, Verhoeven entscheide sich letztlich für das Oberflächliche, seine zuvor aufgebaute humorige Satire war nur Makulatur.
Nicht ganz unschuldig daran ist auch die gelackte Inszenierung. Dass Verhoeven soap-erprobte Darsteller ins Gemetzel schickt, gefällt absolut und unterstreicht den Humor. Daneben ist das Spektakel, dass er in 2 Stunden loslässt, toll bebildert und laut aufgezogen. Sowohl die Kämpfe als auch die Spezialeffekte sind erste Klasse, und wer sich nur darauf konzentriert, wird vor allem vortrefflich unterhalten werden.
Gerade die Effekte sind eine Augenweide, auch in der heutigen Zeit. Sowohl die Weltraumszenen als auch die Splattereffekte waren teuer (was man auch am entsprechend langem Abspann sehen kann). Das gleiche gilt für ansprechende Kameraperspektiven, eine aufwendige Szenenausstattung und den klotzigen Score von Basil Poledouris. Die Musik in "Starship Troopers" unterstützt mit Fanfaren, Bläsern und großem Orchester das Spektakel um weitere Effekte.

Es bleibt festzuhalten, dass Verhoeven im zweiten Teil seines Filmes vor allem Augen und Ohren der Zuschauer bedient, während das Hirn, das sich im ersten Teil auf fiesen Humor und Anspielungen gefreut hat, nun deutlich weniger zu tun bekommt. Das lässt für mich nur zwei Schlüsse zu. Entweder Verhoeven ist ein Genie, gibt dem Zuschauer im ersten Teil die Idee und Verweise und lässt diesen im zweiten Teil alleine weiterdenken, oder aber er ist das Gegenteil eines Genies und schafft es nicht, seine Satire konsequent bis zum Ende durch zu ziehen.

Fazit: "Starship Troopers" ist für mich ein beispielhafter Film, den  man auf zwei verschiedene Lesarten interpretieren kann. Dabei ist der Film selbst über weite Strecken gelungen, verspielt aber seine Möglichkeiten letztenendes. Es bleibt deutlich Luft nach oben. Allerdings unterstelle ich Paul Verhoeven einfach mal, dass er das Buch von Heinlein vor allem deshalb verfilmt hat, um zu provozieren und das Publikum zu spalten. Und das ist ihm perfekt gelungen.

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