"Starship Troopers“, die Verfilmung eines klassischen Science-Fiction-Romans von Robert A. Heinlein, vom teils umstrittenen Holland-Regisseur Paul Verhoven ist einer dieser Filme, die arg kontrovers betrachtet werden und über die die verschiedensten Meinungen und Einschätzungen kursieren.
Ich nehme es vorweg: Ich halte „Starship Troopers“ für einen exzellenten, überlegenen Film mit wenigen Schwächen, der aber aus der richtigen Perpektive betrachtet und eine angemessene kritische Würdigung erwarten muss.
Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen; er ist große, epische Science-Fiction und bös-kritische Gesellschaftssatire gleichermaßen. Dabei handelt der Streifen im groben „nur“ vom Krieg der Menschheit gegen eine feindliche außerirdische Insektoiden-Rasse. Der erreichte Effekt basiert auf der Zelebrierung dieses an sich nicht neuen und überraschenden Konzepts.
Ich beginne mit dem Satire-Aspekt: Totalitarismus, Hochmut, Propaganda – Das sind hier die drei entscheidenden Stichworte zu diesem Thema; die einheitliche Weltregierung der Erdföderation / der Menschheit ist in „Starship Troopers“ keine gemeinnützige, freiheitlich und wertrationell vorbildliche Einrichtung, sie ist hier vielmehr ein totalitär-faschistisches Machtgremium, das zwar für das Wohl der Menschheit eintritt, diese aber auch plakativ als die Krone der Schöpfung ansieht. Nicht nur durch den Einsatz eindeutiger Kostümierungen der ranghohen Offiziere etc. projiziert Verhoven ein gewisses „Drittes Reich“ – Feeling in die Vorgänge der Handlung. Aussprüche wie „Nur ein toter Bug ist ein guter Bug“ oder die Feststellung, die Menschen, und nicht Insekten, müssten die unbestrittenen Herrscher unserer Galaxis sein, tun ihr übriges. Und, vom Filmteam sicherlich durch die Inszenierung so beabsichtigt, immer wieder ertappt sich der Zuschauer dabei, wie er zu obigen Statements sagen will: „Ja, richtig, genau...!“ ...
Ähnlich gelungen ist Verhoven die ironisierende Persiflage auf Propaganda und den Einfluss der Massenmedien, da die eingestreuten Fernsehübertragungen und Werbeblöcke den bereits etablierten Eindruck perfekt weiter zu unterstreichen wissen.
Doch, wie gesagt, „Starship Troopers“ funktioniert nicht nur als kritischer Satire-Overkill à la Oliver Stone, auch vom reinen Science-Fiction-Aspekt her kann der Film mehr als überzeugen und verweist andere Genre-Filme locker in eine andere Klasse. Und das liegt neben den bereits angesprochenen und für gute Science-Fiction ja auch nicht unüblichen Kritik-Ansätzen (vgl. Orwell u.a.) an der grandiosen Inszenierung der epischen Kriegsfilmseite des Films. Superbe Bodenkampfszenen folgen auf atmosphärische Ausbildungs- und Landeoperations-Sequenzen, alles präsentiert mit wirklich bahnbrechenden und auch für heutige Verhältnisse noch Maßstäbe setzenden Special-Effects, und das gilt sowohl für die Kampfsequenzen gegen die anrückenden Bug-Horden als auch für die schlichtweg genial-überlegenen Raumsequenzen. „Starship Troopers“ ist einer der letzten großen Filme, die neben wegweisenden Computeranimationen noch auf klassische detaillierte Modell-Tricks setzten, und die Szenen der Raumflotte und der Kriegsschiffe sind einfach atemberaubend, der Angriff der „Bug-Artillerie“ auf die Flotte im Orbit ist besser als so manch hektisch-billige Raumschlacht aus anderen Filmen.
Zudem gelingt es Verhoven, den Bodenschlachten und Kämpfen der Soldaten eine selten erreichte ergreifende Epik und tolle Spannung abzugewinnen, wie man sie sonst nur vergeblich sucht, obwohl dies vielleicht nicht jeder nachvollziehen kann, der nicht selbst in einer Armee gedient hat.
Die Darsteller, allen voran Casper van Dien und Denise Richards, sind natürlich keine 1.-Klasse-Protagonisten, wurden aber nicht ziellos gecastet und machen ihre Sache hier durchaus akzeptabel, nicht ohne, v.a. bei den Football- und Abschlussball- Sequenzen zu Anfang, erst den Eindruck einer „Beverly Hills 90210“-Teenie-Clique zu erwecken, was dann im weiteren Verlauf des Streifens mehr als relativiert wird. Eine Sonderstellung nimmt noch Michael Ironside ein, der hier wohl eine der besten Performances seiner Karriere abgibt.
Unterstützt wird der Gesamteindruck durch den grandiosen Soundtrack von „Jagd auf Roter Oktober“ – Komponist Basil Pouledouris, der durch die Zelebrierung patriotisch-epischer Kriegsfilmthemen die Atmosphäre des Films weiter ausbauen kann.
Nun natürlich noch ein Wort zu den Kritikern: Kritisiert wird die in diesem ultraharten Streifen natürlich allgegenwärtige harsche Gewaltdarstellung (natürlich fliegen hier zerfetzte Körper en masse durchs Bild, niemand bestreitet dies) sowie Verhovens angeblich fehlende Distanzierung von der Glorifizierung des Kriegs; beides kann ich nicht unterstützen: Die Darstellung von Gewalt im Film ist so legitim, wie sie ist. Krieg ist dreckig, er ist blutig, auch in einem SciFi-Film. Krieg ist gnadenlos, alles andere wäre Beschönigung des Geschehens. Zum anderen Aspekt: Verhoven glorifiziert den Krieg nicht, grade nicht, indem er ihn derart abschreckend inszeniert. Und machen wir uns nichts vor: Patrioten kämpfen für ihr Land, in diesem Fall für die Erde und ihre Menschen. Die Methoden und Vorgehensweisen? Nun, Verhovens zuvor geschilderte ironisch-satirische Einbauten in die Darstellung der Regierung, des Oberkommandos, der Gesellschaft und der Medien in „Starship Troopers“ sollten vor lauter Bug-Schlachten nicht unbeachtet bleiben...! Gewollt gibt er Film diesem Aspket am Ende keine Auflösung; über derartiges muss der Zuschauer selbst nachdenken und Rückschlüsse ziehen.
Fazit zum Abschluß:
Paul Verhoven zeigt nach dem gelungenen „Total Recall“ mit „Starship Troppers“ erneut einen packenden, epischen, spannenden und überlegen inszenierten Science-Fiction-Kriegsfilm mit beachtlichem Hang zur Etablierung politisch-gesellschaftlicher Satire-Elemente.
Absolute Empfehlung!