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Der Park rund um das Schloss-Anwesen Blackmoor ist das Tätigkeits-Gebiet eines maskierten Mörders, der seine Opfer allesamt erwürgt. Der Killer versucht mit seinen Taten den Gutsherrn Lord Lucius Clark unter Druck zu setzen, der sich im Besitz einiger gestohlener Rohdiamanten befindet, welche er nachts im Keller-Gewölbe des Schlosses von seinem zwielichtigen Butler Anthony zurechtschleifen lässt. Clarks Nichte Claridge gerät natürlich schon bald ins Visier des "Würgers" und sucht Schutz beim in der Angelegenheit ermittelnden Inspektor Jeff Mitchell, der herausgefunden hat, dass dem Täter ein Finger fehlt. Na, dann sollte der Schuldige doch nicht allzu schwer ausfindig zu machen sein, oder...? "Der Würger von Schloss Blackmoor" ist ein weiteres, recht launiges Konkurrenz-Produkt der Berliner CCC-Studios, mit denen man zu Beginn der 60er Jahre den "echten" Edgar Wallace-Verfilmungen der Rialto-Filmgesellschaft sicherlich ein wenig das Kino-Publikum abgraben wollte. Positiv schlägt jedenfalls zu Buche, dass sich Arthur Brauner mit Harald Reinl tatsächlich den Regisseur von "Der Frosch mit der Maske" geholt hat, der die hiesige Grusel-Krimi-Welle überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte, und diesen hier wieder in derselben Manier drauflos inszenieren lässt. So finden sich dann auch in "Der Würger von Schloss Blackmoor" all jene Elemente wieder, die die Edgar Wallace-Streifen seit jeher so amüsant gemacht haben: Unheimliche Sets, eine makabere Mordserie und viel Rätselrate-Spannung rund um die Identität des "Würgers". Was damals als knallharter Schocker durchging ist heutzutage allerdings waschechter Trash aus bundeseigener Produktion, der einem den Sonntag-Nachmittag verschönert. Auffällig sind jedenfalls die stilvolle Schwarzweiß-Fotografie, durch die die immer noch gut anzuschauende Schloss-Kulisse ins rechte Licht gesetzt wird und der hübsch atonale Proto-Synthesizer-Score von Oskar Sala, der im selben Jahr auch Alfred Hitchcocks "Die Vögel" soundtechnisch betreuen durfte. Berührungs-Punkte mit dem Horror-Genre gibt es mal wieder zuhauf, das Outfit des Killers könnte beispielsweise ohne Probleme aus einem italienischen Früh-Giallo übernommen worden sein und ein paar makabere Szenen (der abgetrennte Kopf in der Sherry-Kiste) würden sich auch in einem 80er-Jahre-Slasher gut machen. Bei soviel Kettengerassel vergisst man bisweilen auch schon mal, dass es sich bei der eigentlichen Handlung mit ihrem Rohdiamanten-Aufhänger um eine ganz gewöhnliche Kriminalfilm-Plotte handelt. Der Drang nach immer brutaleren beziehungsweise krasseren Gewalt-Darstellungen ist jedenfalls deutlich spürbar und findet seinen Höhepunkt in der Szene, in der ein Motorrad-Fahrer seine Rübe durch ein quer über die Straße gespanntes Drahtseil verliert... ein Gag, den Herschell Gordon Lewis fünf Jahre später in seinem eigenen "She-Devils on Wheels" ebenfalls bringt (dort natürlich etwas graphischer dargestellt als hier), der aber allem Anschein nach wohl nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen ist. Der Ernsthaftigkeit der Story steht, wie so oft bei ähnlichen Wallace-Adaptionen, so manch absurd-humorige Einlage im Weg und auch die (nicht gerade erstklassige) Garde deutscher Darsteller ergeht sich oft in hemmungslosem Overacting. Da schocken auch die Morde nicht mehr so, wie sie es eigentlich sollten. Gut gelungen ist dagegen das Finale im titelgebenden Moor und sogar die Auflösung am Ende ist recht überraschend, denn der Killer ist doch tatsächlich nicht derjenige, der den ganzen Film über höchst verdächtig mit Handschuhen rumgelaufen ist. So wirklich was Grusel-Krimi-mäßig Neues erfährt man hier natürlich nicht, denn dazu wurden wieder einmal nur Versatzstücke variiert, die schon in den zwei, drei Jahren zuvor gut gezogen haben. Das tut dem schlichten Entertainment allerdings keinen Abbruch. Mit den Rialto-Streifen kann man allemal mithalten.

6/10

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