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Nach langem Dienst für die Krone in Südafrika steht Lucius Clark nun die Adelung ins Haus: SIR Lucius Clark. Er platzt fast vor Stolz, und weil ein Ritter seiner Majestät der Königin keine schmutzigen Schulden haben darf, ist Sir Lucius bereit, seine Verbindlichkeiten an den schmierigen Nachtclubbesitzer Tavish zurückzuzahlen, und zwar in Form von Rohdiamanten. Rohdiamanten, die er seinem damaligen Partner Mannings gestohlen, und diesen dann ermordet hat. Doch ein Mensch weiß offensichtlich von dieser Tat, und droht Sir Lucius mit dem Tode. Zuerst muss der Aufseher des Schlosses dran glauben, und dann der Bote, der die Diamanten nach London bringen soll. Tavish geht davon aus, dass Sir Lucius ihn bescheißen will, und Sir Lucius selber bekommt es zunehmend mit der Angst zu tun. Jeder in seinem Umfeld könnte der Würger sein. Jeder! JEDER!!

Wenn man die frühen Edgar Wallace-Filme der Rialto ein paar mal gesehen hat, dann sind auch die anderen Filme aus dieser Zeit, die sich an den Erfolg der Rialto anhängen wollten, ein wenig wie Nachhausekommen: Ein habgieriger Schlossbesitzer, eine hübsche Nichte die sich in den ermittelnden Inspektor verliebt, ausgesprochen zwielichtige Gestalten in der Umgebung des Schlosses, schmierige und lichtscheue Finsterlinge der Londoner Unterwelt die ein Schnäppchen wittern, der Nebel wabert durch das Moor, das Feuer flackert im Kamin, und ein Schrei gellt durch das dunkle Schloss …

Das ist es, was man bei dieser Art Film aus dieser Entstehungszeit erwartet, und das ist es im Wesentlichen auch, was DER WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMOOR bietet. Oder, wie es das Hamburger Abendblatt 1963 schrieb: „Auch hier Schloßgewölbe, Nebelschwaden und das bis zuletzt gewahrte Geheimnis des Maskierten als bewährte Spannungsträger.“ (1)
Dazu gern gesehene Schauspieler in  ihren Standardrollen: Karin Dor als selbstbewusste und doch feminine Reporterin, Harry Riebauer als alleskönnender Inspektor, Rudolf Fernau ist der hinterfotzige Lucius Clark, Dieter Eppler sein halb wahnsinniger Butler und Gehilfe, Hans Nielsen der Nachtclubbesitzer und Richard Häussler der miese Anwalt Dr. Tromby. Walter Giller hat hier die Rolle des kauzigen Schlossbesitzers Sir Blackwood bekommen, und kalauert sich angenehmerweise nicht von Szene zu Szene wie Eddy Arent in den Filmen der Konkurrenz, sondern bleibt britisch-distinguiert und ernst, was vor allem im Showdown zu einigen starken Momenten führt. Und mittendrin das heute eher unbekannte Gesicht Ingmar Zeisberg als Gräfin und Bardame, als Zünglein an der Waage der Begierden. Leidenschaft, Habgier und Ehrgeiz gehen in dieser Frau eine starke Symbiose ein, machen ihre Szenen zu etwas Besonderem und geben dem Film Schliff und Format.

Wie gesagt, diese Filme sind wie wenn man nach Hause kommt. Man weiß was einen erwartet, und genau deswegen schaut man sich so etwas ja auch an. Eine Mischung aus angenehmen Grusel und wohliger Spannung, psychotischen Adligen, gierigen Gaunern, respektablen Polizisten, und über allem das wohlgesetzte Flair des britischen Empires Made in Berlin. Wobei ein paar echte Straßenaufnahmen aus dem London des Jahres 1963 noch für zusätzliches Flair sorgen, genauso wie rollende Köpfe und der Umstand, dass Inspektor Mitchell in den erstklassigen Actionszenen dem Würger ziemlich unterlegen scheint. Mit einem Wort: Spannend!

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Der_W%C3%BCrger_von_Schloss_Blackmoor

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