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Mehr als 10 Jahre ist er nun schon unterwegs, um für Sat. 1 Zuschauer das Verbrechertum im kleinen bayrischen Städtchen Bad Tölz aufzuklären: Benno Berghammer aka "Der Bulle von Tölz". Da in dieser Kleinstadt das Verbrechen anscheinend niemals zu ruhen scheint und bereits mehr als 50 Mordfälle zu lösen waren, geht es natürlich auch dieses Jahr wieder weiter mit der Spurensuche. Doch ab sofort gibt es neben dem Bullen Benno keine Sabrina Lorenz mehr, sondern eine Nadine Richter. Denn Darstellerin Katerina Jacob hat vor kurzem das Handtuch geschmissen, wohl weil Sat. 1 ihr keine anderen Rollen mehr zumuten wollte, als die der Sabrina. Nun also Katharia Abt, die mit "Keiner kennt den Toten" ihr Bullen-Debüt gibt. Und das ist erfreulicherweise auch soweit gelungen, wenn auch der Fall an sich wieder nur so lala ist.

Dieses mal muss Benno also gleich mehrere Fragen klären. Zum einen, was aus seiner alten Kollegin Sabrina geworden ist, die plötzlich nicht mehr zum Dienst erscheint, und wer der neue Tote ist, der plötzlich im beschaulichen Bad Tölz gefunden wurde. Denn irgendwie scheint ihn niemand zu kennen. Während sich das Verschwinden von Sabrina dann doch sehr schnell aufklärt, dauert es beim Toten natürlich schon etwas länger, zumal sich Benno auch erst einmal an seine neue Kollegin Nadine Richter, die nicht nur übelst pedantisch ist, sondern auch noch aus Mecklenburg-Vorpommern, dem tiefsten Osten, stammt. Armer Benno... Wie schon eingangs erwähnt gibt es in Sachen Mordfall dieses mal leider wieder nur Standardkost der Marke "Bulle von Tölz" zu vermelden. Alles ist schön auf typischen TV-Krimi gebügelt, so dass wirkliche Überraschungen und Innovationen beim Aufklären des Falles eher ausbleiben. Zwar hat der gute Benno auch dieses mal wieder so einige, nicht so ganz polizeilich korrekte Methoden auf Lager, um das Verbrechen aufzuklären, doch so richtig spannend ist das Ganze leider, wie schon in den letzten Benno-Folgen, nicht mehr. Die guten alten Zeiten scheinen wohl vorerst weiterhin in der Ferne zu liegen.

Aber nun gut, viel spannender ist bei Bullen-Fans dieses mal sowieso die Frage, wie gut denn Bennos neue Kollegin Nadine den Platz von Sabrina einnehmen wird und da muss man doch sagen, das sie das ganz gut im Griff hat. Auch wenn der Charme einer Sabrina Lorenz nie auch nur Ansatzweise erreicht wird, dafür war diese Figur einfach viel zu lange dabei, so schafft es Nadine, bzw. die Drehbuchschreiberlinge, doch das Beste aus ihrer schweren Situation zu machen, was nicht zuletzt natürlich auch an Schauspielerin Katharina Abt liegt, die in ihrer Rolle rundum überzeugt. Glücklicherweise hat man Nadine nämlich nicht als Sabrina-Abziehbild gezeichnet, sondern wirklich eine vollkommen eigenständige Figur erschaffen, die prima in die Serie passt. Wesentlich besser hätte man es jedenfalls, sowohl in Figurenzeichnung als auch Umsetzung, sicher kaum machen können.

Schön auch, dass der Wortwitz zwischen Benno und Nadine nicht der Gleiche ist, wie zwischen Benno und Sabrina, sondern das er sich dieses mal vollkommen auf das Klischeedenken und Verhalten zwischen bayrisch-westlichem Urgestein und ostdeutschen Meck-Pomm-Ordnungsfreak konzentriert. Nicht selten beißt sich der Wortwitz glänzend, ohne das es in irgend einer Weise Beleidigend wird. Beide Figuren verteilen genügend Seitenhiebe auf das Ost-West-Verhältnis, so dass auch wirklich jeder Bullenfreund, egal aus welcher Region er auch immer kommen mag, seine Freude daran hat. Auch wenn natürlich der gewisse Feinschliff noch fehlt und nicht jeder Dialog richtig sitzt, so ist dennoch schön zu wissen, dass sich Ost und West gegenseitig begranteln kann, ohne das man gleich ins Beleidigende oder Ungerechte rutscht. Und die schönen Dialoge zwischen Benno und Mutter Ressie bleiben uns zudem ja auch noch enthalten.

Fazit: Unterhaltsamer, wenn auch alles in allem dennoch nur durchschnittlicher Bullen-Film, der zwar in Sachen Mordfall nicht viel Neues oder Spannendes zu bieten hat, dafür aber mit der Tatsache erfreut, dass die Einführung einer neuen Figur, die einen Charakter der Reihe ersetzen soll der wirklich als unersetzbar galt, kaum besser hätte ausfallen können. Es wird gegrantelt das sich die Balken biegen, sowohl was die Ost-West-Klischees angeht, die noch in allzu vielen Köpfen verankert sind, als auch die üblichen Mutter-Sohn-Probleme zwischen Mutter Ressie und Sohn Benno. Wenn die Fälle auch mal wieder etwas mehr hergeben würden und hier und da auch noch ein gewisser Feinschliff angesetzt wird, dann dürften Bullenfans den schmerzhaften Verlust von Sabrina Lorenz verhältnismäßig leicht überstehen. Auch wenn sie nie wirklich ersetzt werden kann, so ist es doch gut zu wissen, dass sich die Macher doch alle Mühe gegeben haben, dies wenigstes einigermaßen ordentlich und glaubwürdig probiert zu haben.

Wertung: 5,5+/10 Punkte

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