Und wieder ein Film, der sein Potential verschenkt und auf dem Altar des typischen Holly-wood-Endes geopfert wird.
Handlung
Der US-Scharfschütze Bob Lee Swagger (Mark Wahlberg) verliert bei einer geheimen Mission in Äthiopien nicht nur seinen Späher und Freund sondern wird zudem von der Unterstützungseinheit im Stich gelassen.
Ihm gelingt zwar die Flucht, aus Verbitterung verlässt er jedoch die Armee und lebt seitdem als Einsiedler mit seinem Hund in den Bergen.
Nach 3 Jahren wird ihm von einer vorgeblichen Regierungsorganisation in Gestalt von Colonel Johnson (Danny Glover) ans Herz gelegt, ein Attentat auf den US-Präsidenten auszuführen.
Nicht in der Realität, versteht sich, sondern virtuell, um etwaige Schwachstellen in der Bewachung ausfindig machen zu können.
Er kann 2 potentielle Orte ausschließen, am dritten will die Organisation mit Hilfe von Swagger den Attentäter in flagranti ertappen.
Das Attentat gelingt jedoch und Swagger wird dafür als Täter präsentiert, kann aber angeschossen fliehen.
Dem FBI-Neuling Nick Memphis (Michael Pena) wird für die Flucht eine Teilschuld gegeben. Deswegen recherchiert er auf eigene Faust weiter, während Swagger die Täter, Hintermänner und Motive ausfindig machen möchte und dann den Spieß umdrehen will.
Kritik
Die Vorschauen ließen darauf hoffen, „Shooter“ sei ein zeitgemäßes Remake von „Rambo“, zwar actionreich, doch überzeugend.
Am Anfang des Films wird dem Zuschauer glaubhaft vermittelt, dass Swagger ein Meister seines Fachs ist, der einen tiefen Groll gegen das System hegt.
Die Szenen in Äthiopien, die Re-Rekrutierung, das Ausbaldowern der möglichen Attentatsorte sind so ausführlich beschrieben, dass man sich auf einen epischen, halbwegs realistischen Film freut.
Obwohl man weiß, dass Swagger reingelegt worden ist, ist es anfänglich noch nicht klar, wer alles hinter der Verschwörung steckt und was die Motive sind.
Es scheint auch nicht gesichert, dass Swagger erfolgreich sein wird.
Von dieser Spannung lebt dann der Film im 2. Drittel.
Man ahnt, dass der FBI-Agent unterschätzt wird und dass Swagger noch Helfer brauchen wird, um dem scheinbar übermächtigen Gegner Herr werden zu können.
Irritierend ist da nur, dass er überhaupt entkommen kann, wo doch alle Strafverfolgungsbehörden hinter ihm her sind und sein Konterfeit durch die Organisation ziemlich schell bekannt gemacht wird.
Im letzten Drittel muss dann der bis hierher halbwegs gut gemachte Thriller zu einem reinrassigen Actionfilm werden.
Swagger entpuppt sich als wahre Kampfmaschine, die ohne zu fragen Jeden aus dem Weg räumt (= tötet).
Ihm gelingt alles, er scheint trotz nicht fachlicher Entfernung der Kugeln aus seinem Körper gesundheitlich voll auf der Höhe zu sein und ist zu schnell für gegnerische Kugeln (oder die Gegner sind zu blöde zum Treffen).
Wenn die Scharfschützen in der US-Armee alle solch ein Potential hätten, müsste man sie nach der Entlassung aus dem Dienst eigentlich alle liquidieren, wären sie doch immer eine mögliche Gefahr für die Regierung.
Der erwarteten Kritik am amerikanischen System wird die Spitze genommen, denn die Organisation, das „Konglomerat“, scheint im Wesentlichen aus einer Handvoll Leute zu bestehen, die zwar gute Kontakte haben, aber schnöde erpressbar sind und schlussendlich auch ziemlich wehrlos.
Swagger ist wie Jason Bourne und Konsorten ein Übermensch, und die Hoffnung auf einen realistischen Film schwindet.
Aber nicht nur die Fähigkeiten von Swagger sind anzuzweifeln - der hilfreiche FBI-Agent sieht als einziger die Ungereimtheiten beim Attentat und braucht nur Swagger als Lehrer, um in Rekordzeit sein neuer Späher werden zu können.
Dann hetzt der Film gerade zum Ende hin; obwohl er mit 2 Stunden ziemlich lang ist, hätte ihm eine halbe Stunde mehr etwas an Glaubwürdigkeit zurückgeben können.
Die Szene auf dem Berg und die Anhörung sind verwirrend bis lächerlich, die Abrechnung am Schluss nur noch ein Ärgernis.
Hollywoods Gerechtigkeit ist eben eine andere als die reale und das Gute muss gewinnen, wenn auch mit verbrecherischen Mitteln.
Schade, dass Mark Wahlberg in „Shooter“ nicht sein ohne Frage vorhandenes Können (siehe „I Heart Huckabees“), sondern nur seinen Astralkörper zeigt.
Auch Danny Glover sollte eigentlich mehr können, als wissend zu grinsen.
Elias Koteas ist derart schmierig und offensichtlich delinquent, dass er entweder nicht mehr zu derartigen Leistungen wie im „Schmalen Grat“ fähig ist oder Drehbuchautor und Regisseur das ausdrücklich so haben wollten.
Fazit
Hätte der Film die Intention aus dem 1. Drittel behalten, wäre ein guter Film herausgekommen.
Nach dem zweiten Drittel ist er noch als solide anzusehen, doch durch das Schlussdrittel schon fast als schlecht.
Gut, wenigstens die Spezialeffekte sehen lebensecht aus, machen den Braten aber dann auch nicht mehr fett.