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Dallas, JFK, 1962. Zwei Begriffe und eine Zahlenfolge reichen aus, um die Gedanken kreisen zu lassen. Im Kontext des Attentats auf den US-amerikanischen Präsidenten schwingt immer eine anrüchige Verschwörungsnote mit. Eine Person war offiziell der Täter, inoffiziell zweifeln nicht wenige an der Version. War Lee Harvey Oswald Mörder oder Bauernopfer? Wichtiger in Bezug auf „Shooter“ ist aber die Frage, wie man sich fühlen muss, wenn man in eine Verschwörung gerät und zu Unrecht beschuldigt wird. Einer gegen alle und alle gegen einen.

Dieses Gefühl teilt Scharfschütze Bob Lee Swagger (Mark Wahlberg) von Beginn an mit dem Betrachter, der weiß, dass er unschuldig ist. Die Bilder gleichen dem Dallas-Attentat. Swagger wird reaktiviert, um einen Anschlag auf den Präsidenten zu verhindern. Er ist Experte auf dem Gebiet der Präzision und kann den Sicherheitskräften wertvolle Hinweise geben. Trotz intensiver Prävention fällt der Schuss in Philadelphia, die Welt stellt sich auf den Kopf. Johnson (Danny Glover: hier einmal ungewohnt, aber überzeugend böse), ein hochrangiges Militärmitglied, der Swagger aus dem Ruhestand holte, entpuppt sich als führender Kopf einer Verschwörung.

Der vermeintliche Schütze entkommt schwer verletzt und kämpft gegen eine Übermacht, die ihn als Mörder ansieht. Die Vergangenheit holt ihn ein und spiegelt sich in der Gegenwart wider. Das Ziel war nicht der Präsident, sondern ein äthiopischer Geistlicher. Äthiopien ist visuell noch fest im Geist des Betrachters verankert. Regisseur Antoine Fuqua arbeitet mit Bild-Assoziationen – herrliche, einprägende Kamerafahrten, die zu Beginn einen inoffiziellen Einsatz der US-Armee einleiten, sind ein gelungener Teil des Action-Spektakels. Swagger verlor damals seinen Partner und schottet sich in Folge dessen ab.

Seine Motivation war immer der patriotische Gedanke, das augenscheinlich schöne Land mit freiheitlichem Gedankengut zu verteidigen. Die Vaterlandsliebe wird ihm zu Verhängnis, verschwörerische Kräfte nutzen seine Naivität aus und instrumentalisieren ihn zum politischen Opfer. Neben der rohen Action, den glasklar eindringlich klingenden Schüssen und der militärisch kompetent wirkenden Aspekte punktet „Shooter“ gerade wegen der Nähe zum Protagonisten.

Man fühlt, wie Swagger leidet und teilt dessen Unmut, wenn man in den Sumpf des politischen Verbrechens taucht. Mark Wahlberg erledigt den Rest, in dem er mit seinem ambitioniert ausgeglichen Schauspiel Empathie möglich macht. Er ist der tragische Held, keine Überzeichnung, aber souverän genug, um die Rolle als Einzelkämpfer zu tragen. Die wenigen Verbündeten auf seiner Seite, allen voran FBI-Agent Michael Peña und die Frau des Expartners (Sarah Fenn) verblassen nicht, ändern aber wenig an der Gewichtung des Films auf die Hauptfigur.

Fuqua geht den Weg durch die alte Schule und transportiert neben subtiler und zugleich äußerst intensiver Action vieles, was einen guten Polit-Thriller kennzeichnet. Die Regieführung ist insofern clever, weil man sich nicht nur auf einen Aspekt beschränkt. Atmosphärisch überzeugt man alleine durch die Perspektive und Erzählweise, welche den Betrachter zum Mitwisser macht. Swagger erlangt langsam den Wissensstand, den der Betrachter von Beginn an hat und bereichert die Story mit seinem Überlebenskampf. Da keimen idealistische Gefühle auf. Wenige kennen und kämpfen für die Wahrheit.

Ärgerlich ist nur der Hang zur vollständigen Ausleuchtung, die das Geschehen unnötig in die Länge zieht und im Sinne des gezeigten Idealismus auf die Spitze treibt. Das Gut obsiegt und mit letzter Konsequenz - ist dann eher ein weltfremdes, populistisches Motto.

Die Zeit bis dahin ist jedoch sehr unterhaltsam. Die Welt wird klein, wenn sich alle gegen einen wenden und die Freunde auf ein Minimum reduziert werden. Die rush hour um die Wahrheitsfindung steht im Zeichen von allseitiger Kompromisslosigkeit und feiner Inszenierung. (7,5/10)

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