„Shooter“ ist zur Abwechslung mal wieder ein richtiger Oldschool Actionfilm, der neben einigen optischen Leckerbissen vor allem auf eine spannend erzählte Story und charismatische Figuren setzt. Angetrieben wird die Geschichte von den klassischen Werten des Durchschnittsamerikaners. Da stehen vor allem Patriotismus, Vaterlandstreue und viel Pathos ganz oben auf der Hitliste. Das diese Verbundenheit dem eigenen Land gegenüber oft recht trügerisch sein kann, spielt eine zentrale Rolle in „Shooter“.
Der Elitemarine Swigger (Mark Wahlberg) ist ein Experte im Umgang mit dem Scharfschützengewehr. Im Auftrag der Regierung soll er einem Trupp GI’s den Rücken freihalten, während sie sich durchs afrikanische Feindesland bewegen. Doch die Mission geht schief - Swigger verliert seinen Partner und kommt gerade noch mit dem Leben davon. Die Militärführung leugnet jede Verwicklung und lässt Swigger wie eine heiße Kartoffel fallen.
3 Jahre vergehen, Swigger lebt unterdessen in der Abgeschiedenheit der Berge, als seine Fähigkeiten wieder von Interesse für die Regierung werden. Ein hochrangiger Militär besucht Swigger und berichtet von einem geplanten Attentat auf den Präsidenten. Da es sich bei dem Killer um einen Scharfschützen handelt, braucht die Regierung dringend Expertenbeistand um die Lage einzuschätzen. Die Situation eskaliert überraschend und einer der afrikanischen Würdenträger wird tödlich verletzt. Es handelt sich um ein Komplott bis in die höchsten Reihen, was man Swigger in die Schuhe schieben will. Der befindet sich nun auf der Flucht vor den Bundesbehörden und sucht verzweifelt einen Weg die Wahrheit ans Licht zu bringen…
„Shooter“ gefällt in vielerlei Hinsicht und überzeugt vor allem durch seine vielen Tempowechsel. Auf der einen Seite ist der Film ein schneller und gradliniger Actioner, wartet aber ebenso mit einer spannenden Verschwörungsgeschichte auf. Die Idee dahinter ist zwar nicht neu und schon oft verwendet, bleibt aber stets interessant und bietet durch dezent gestreute Plottwists auch ein paar Überraschungen. Das Verschwörungsszenario wirkt auf den ersten Blick wenig reizvoll und arg abgegriffen, bleibt aber vor allem durch die Figurenkonstellation durchaus reizvoll. Mark Wahlberg konnte in letzter Zeit durch einige einprägsame Charakterrollen glänzen, was ihm im Falle von „The Departed“ sogar eine Oscarnominierung bescherte. Hier mimt er recht überzeugend den einsamen Wolf, der für seine Ideale kämpft und nicht eher aufhört bis den Schuldigen Gerechtigkeit wiederfahren ist. Diese Charakterisierung ist auch bezeichnend für den amerikanischen Actionfilm der 80’er Jahre, lange Zeit in der Versenkung verschwunden und heute ein erfrischender Kontrast zu den weichgespülten Helden der Gegenwart.
Wahlbergs Gegenspieler ist ein skrupelloser Regierungsbeamter, überzeugend dargestellt von Danny Glover (Lethal Weapon, SAW). Leider wird Glover etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt und bekommt nicht so oft die Gelegenheit sich als Bösewicht zu platzieren.
Neben der gut geschriebenen Story setzt Antoine Fuqua vor allem auf geradlinig inszenierte Action. Dass er für sowas ein Händchen hat, zeigte er ja bereits in „Training Day“ und enttäuscht auch dieses Mal nicht. Schon der furiose Auftakt in Afrika geizt nicht mit Schauwerten, was die spätere Verfolgungsjagd aber noch locker in den Schatten stellt. Es tut gut mal wieder richtig bodenständige Action zu sehen, bei der so ziemlich alles handgemacht ist. Packende Schießereien, schnelle Verfolgungsjagden zu Fuß und per Automobil, etwas Nahkampf und reichlich Explosionen. Highlights wie die Erstürmung einer Blockhütte durch Elitetruppen, die Swigger mit selbstgebauten Sprengsätzen zu verteidigen versucht sind dabei nur das Sahnehäubchen. Den besonderen Reiz machen die Snipper-Szenen aus, die den hohen Adrenalinspiegel des Schützen mitfühlen lassen. Dass der Scharfschütze auch allerlei Umwelteinflüsse beachten muss bevor er überhaupt einen Schuss abgeben kann, zeigt dass die Macher auch um Glaubhaftigkeit bemüht waren. Ungeschönt sind auch die Bilder, die dem Film in Amerika und auch Hierzulande die Jugendfreigabe verweigert haben. So wird vor allem nicht mit blutigen Kopfschüssen gegeizt, was den Puristen natürlich doppelt freut.
Ganz ohne Kritik kommt „Shooter“ aber dann doch nicht aus. Was vor allem stört ist die schlussendliche Auflösung, die in sich wenig überzeugend ist. Nach all den Steinen die Swigger in den Weg gelegt werden und der erdrückenden Zahl an Beweisen gegen ihn, ist es kaum glaubhaft das er vom Bundesrichter freigesprochen wird. Ob der Doppelshowdown in dieser Form überhaupt sein musste, ist ebenso fraglich. Ein Problem hat „Shooter“ nämlich und das ist seine Laufzeit. Zwei Stunden sind für einen Film dieses Kalibers etwas hoch angesetzt, was sich immer dann bemerkbar macht wenn der Fortgang der Handlung auf der Stelle tritt. Zwar wird die Geschichte nie langweilig, hätte aber an einigen Stellen durchaus noch gestrafft werden können.
Fazit:
„Shooter“ ist ein bodenständiger Actionfilm, der sich durch seine souveränen Darsteller und eine spannende Story auszeichnet. Die Jagd auf Swigger knüpft an die Tradition klassischer Actionfilme an und gefällt besonders durch die einfache aber wirkungsvolle Inszenierung. Kritik gibt’s lediglich für das etwas unspektakuläre Finale und einige Längen.