Die klassische Filmparodie darbt schon seit einigen Jahren siechend vor sich hin – nicht zuletzt durch abgrundtief beschissene US-Filme wie „Fantastic Movie“, die nach dem Memory-Prinzip für Fünfjährige wochenlang Twens begeistern können, die doch tatsächlich mal einen Film wieder erkennen können – doch jetzt kümmert sich endlich jemand um die alten Siechen…
Schon mit „Shaun of the Dead“ haben Edgar Wright und Simon Pegg ausgelutschten Genres ein neues Beinkleid verpasst, in dem sie TV-Beziehungskisten-Sitcom-Humor erfolgreich mit einem Zombiefilm kreuzten, wobei sich lakonischer Witz mit harten Splattereffekten paarten.
Nun hat das erfahrene Duo (wie bei „Shaun“ ergänzt durch Peggs TV-Kollgen Nick Frost) sich des Cop/Actionfilms amerikanischer Machart angenommen und es auf ebensolche Weise anglifiziert.
Pegg und Wright gingen dabei weniger nach dem Topfschlag-Prinzip vor (einfach nur Gags, irgendeiner wird schon treffen), sondern nahmen sich des Genres als solches an, studierten die Mechanismen, streuten eine gehörige Portion Filmgeschichte drüber und bauten das alles in eine typisch britische Geschichte ein.
Im Zentrum: der Über-Cop Nicholas Angel, der die Unnachgiebigkeit eines Dirty Harry und die Mobilität eines Mel Gibson mit der Überkorrektheit eines durchschnittlichen Steuerbeamten verbunden hat. Das gibt einen Polizisten, der nur für seinen Job lebt, was ihm zwar nicht immer gefällt – aus dieser Haut schlüpfen kann er jedoch auch nicht so recht.
In einer klassischen Fish-out-of-water-Situation wird er in ein idyllisches Nest versetzt, wo er eigentlich nichts zu tun hat, denn hier scheint Happytown zu sein – bis eben auf die monumental hohe Unfallrate unter einigen Personen…
Das Drehbuch ist klassischer Actionstoff: erst werden die Figuren vorgestellt und etabliert, wobei sich schon mal der typisch britische Humor (ländlicher Bauart) breitmachen darf. Hier spielen Gegensätze die große Rolle.
Für das zweite Drittel konzentriert man sich dann auf einige mehr als brutale Todesfälle, die nicht selten extra splattrig daherkommen. Der Kriminalfall an sich tritt jetzt in den Vordergrund, das Geheimnis, die große Verschwörung – gepaart mit reichlich Referenzen an die klassischen Buddy-Movies (Lethal Weapon, Bad Boys), denn der Supercop Angel und sein übergewichtiger Tolpatschkollege Butterman (Frost) kommen natürlich nur stockend miteinander zurecht.
Im letzten Drittel winkt dann der große Actionoverkill: Spannung, Kämpfe, Schießereien, bizarre Settings und absurde Ideen im Kugelhagel, hemmungsloser Exzess steht auf dem Programm, ohne die Figuren zu vernachlässigen.
Das größte Problem von „Hot Fuzz“ wird die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Filmdrittel sein – vielerlei Geschmäcker werden sich für unterschiedliche Teile des Films begeistern und ihm eine gewisse Uneinheitlichkeit vorwerfen.
Dafür ist der Humor nicht allzu „british“, sondern bemüht sich um Abwechslung, so dass man ihn breitflächiger anbieten kann. Amerikanismen leicht parodiert mit britischen Situationen, das kann also funktionieren.
Was das muntere Zitieren angeht, so bietet „Hot Fuzz“ höchste Qualität. Hier werden nämlich die Vorbilder den Zuschauern nicht einfach so um die Ohren gehauen, sondern leichte Referenzen und ähnliche Bilder subtil eingebaut, so dass man sich oftmals fragt, wo man etwas Ähnliches schon mal erlebt hat. Die Liste der Referenzen ist lang und die Parodie ungleich subtiler als in vielen US-Vorbildern.
Echte Minuspunkte gibt es nur wenige zu verzeichnen, am ehesten noch der endlose Actionoverkill, der zwar im Sinne der Figur des Nicholas Angel ohne Tote unter der Gegnern abgeht, aber dennoch irgendwie gewollt konsequent wirkt, während der Restfilm recht brutal daherkommt.
Die Dauerballerei ist war mit lustigen Einfällen gewürzt, insgesamt hätte ein wenig Straffung aber dem Film nicht geschadet. Auch die Stakkatoschnittszenenübergänge bei Verhaftungen oder Bewaffnungen nerven nach dem zehnten Einsatz schon etwas.
Demgegenüber kann der Film aber mit unvergesslichen Szenen punkten, von dem Schwan-Running-Gag über die Scheune voller Waffen bis zur Pubkontrolle, bei der Angel reihenweise Minderjährige verhaftet. Von vielen verbalen Jokes mal ganz zu schweigen.
Wenn es also einen bewusst auf lustig gemachten Film dieses Jahr gibt, der das Prädikat auch verdient, ohne das man das Gefühl hat, das alles schon mal gesehen zu haben, dann wird es dieser sein.
Bleibt nur zu hoffen, dass die noch relativ unbekannten Darsteller (bei uns) nicht gegen einen Besuch arbeiten – wenn es ein Film verdient hat, Erfolg zu haben, dann „Hot Fuzz“!
8/10