Review

Simon Pegg, Nick Frost und Edgar Wright kennt in Großbritannien nahezu jeder Mensch, hierzulande konnten sie sich erst durch "Shaun of the Dead" einen Namen machen und das auch nur in Filmliebhaber-Kreisen. Ihre saftige Parodie und liebevolle Hommage an die guten alten Zombie-Filme alla George A. Romero macht enormen Spaß, da hier der ultraschwarze Humor der Briten auf echten Zombie-Horror traf, der auch vor einigen saftigen Splatterszenen nicht halt machte. Klar das nach diesem Erfolg das Team auch weiter macht, mit dem Veräppeln von Genre-Kost. Diesesmal soll es nun also das Action-Polizeifilm-Genre sein, welches sein Fett wegkriegt, ohne das die gleichzeitige Verbeugung vergessen wird. Und auch kräftiges Schenkelklopfen ist wieder garantiert, auch wenn "Hot Fuzz" zum Schluss leider den gleichen ärgerlichen Fehler macht, wie schon "Shaun...".

Doch dazu später mehr, erst einmal müssen die guten Seiten des Films gelobt werden und diese überwiegen doch spürbar. Denn mit was für einer Liebe Pegg, Frost und Wright sich dieses mal das Knall- und Bumm-Genre vorgenommen haben, ist schlichtweg hocherfreulich. Schon die Geschichte bietet genug Potenzial für einen Brüller nach dem Anderen. Der in London lebende Bulle Sergeant Nicholas Angel wird eines Tages in das kleine, verschlafene Nest Sandford abgeschoben, wo er nun zukünftig seinen Dienst verrichten soll. Doch das Kaff ist öde, denn wirkliche Polizeiarbeit ist dort nirgends auszumachen, höchstens mal ein entflohener Schwan, den es einzufangen gilt. Das Blatt wendet sich allerdings, als ein Laientheater-Pärchen plötzlich grausam zerstückelt aufgefunden wird. Die Dorfpolizei glaubt an einen Unfall, doch Angel ist da anderer Meinung. Zusammen mit seinem tollpatschigen Kollegen PC Danny Butterman geht er der Sache auf den Grund... Und der Zuschauer folgt ihnen nur zu gerne. Von Anfang bis (fast) zum Ende macht der Plot Spaß, bietet immer wieder einige nette Wendungen an und kann neben all seinem Humor sogar für etwas Spannung sorgen. Die Figuren wirken vom Fleck weg sympathisch, selbst der ekelhafteste Kerl hat hier irgendwo Charme. Was die Story angeht haben Pegg und Wright hier jedenfalls so gut wie alles richtig gemacht, selbst fürs Comedy-Genre hat die Story mehr zu bieten, als beim Genre meist üblich.

Der Spaß steht dabei aber selbstverständlich im Vordergrund. Schon zu Beginn, wenn Angel von seinen drei Vorgesetzten abgeschoben wird, daraufhin auf die Unterstützung seines Teams hofft und dabei entsetzt feststellen muss, dass selbst diese nicht wirklich hinter ihm stehen, muss man sich notgedrungen auf die Schenkel klopfen, vor lachen. Die Einführung der Figuren klappt wunderbar und lässt dabei den Spaß absolut zu keinem Zeitpunkt missen. Der Kontrast zwischen der Großstadt London und dem Dörfchen Sandford ist wunderbar ausgearbeitet worden, die Lacher schwimmen grundsätzlich an der Wasseroberfläche. Die größten Brüller sind dabei zu finden, wenn Angel und Butterman dem entflohenen Schwan nachstellen, wenn die Bullen am Straßenrand die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos messen oder wenn Angel ein ums andere Mal für seine Mordtheorien gedisst wird. Hinzu kommt dann natürlich noch die extrem ausgewalzte Flut von Filmzitaten, die vom billigen Westernschund, bis hin zum Big-Budget-Hollywood-Hochglanzprodukt, so ziemlich die komplette Palette abdeckt, die das Action-Genre, bis in die kleinsten Ecken, so anzubieten hat. Die Jungs haben ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht und bieten dem Filmkenner eine nahezu noch nie da gewesene Flut an Zitaten an, die er nur mit größter Freude entgegennimmt. Auch wenn die beiden am meisten zitierten Filme, "Gefährliche Brandung" und "Bad Boys II", zwar beides gute Actioner sind, aber sicher nicht unbedingt mit zum besten des Genres gehören.

Das die größte Liebe von Pegg und Wright aber trotz alledem nicht unbedingt hauptsächlich beim Action-Genre zu finden ist merkt man, wenn man sich die Geschichte um den mysteriösen Killer genauer anschaut, denen Angel und Butterman hauptsächlich im Film nachjagen. Denn wenn dieser seiner Runde macht und von Wright die ein oder andere Szene geschenkt bekommt, dann mordet dieser alles andere als Genre-üblich, mit fetter Wumme, sondern mit Sense, Gartenschere oder noch härteren Dingen. Extrem atmosphärisch kommt das Szenario dabei stellenweise daher und wer ansonsten nicht so viel mit dem Actiongenre anfangen kann, dabei aber eher mit dem Thriller und seinen Untergenres vertraut ist, der findet spätestens hier seine Freude. Zumal Pegg und Wright es sich auch wieder nicht nehmen lassen und ein paar äußerst heftige Splatterszenen mit eingebaut haben, die aber eher selten aus Einschüssen etc. bestehen, sondern in dieser Drastigkeit schon eher im Slasher-Genre vorzufinden sind. Verdammt gut sehen sie deshalb auch aus, insgesamt wirken sie auf die Dauer dann aber doch schon etwas unpassend in einem Film, der ja eher zum Lachen animieren will, und hätten somit ruhig etwas zurück gefahren werden können. Auf jedenfall ist die höhere Genre-Liebe der beiden Macher in diesen Szenen spürbar erkennbar.

Aber auch sonst fällt "Hot Fuzz" in der zweiten Hälfte spürbar ab. Nicht nur das die kruden Splatterszenen etwas zu stark zunehmen, auch die Ernsthaftigkeit des Szenarios verdrängt zum Ende hin das eigentliche Anliegen der Macher. Wie schon bei "Shaun..." geht es zum Ende hin hier weit unlustiger zu, als in den ersten beiden Dritteln. Die Auflösung des ganzen Spuks will nicht so recht mit dem restlichen Film harmonieren und die schlussendliche Schiesserei, in den die Macher noch einmal kräftigst in die Zitatekiste greifen, wirkt irgendwann einfach aufgebraucht und dadurch letztendlich zu lang. Es mag ja sein, dass diese Szenen sowieso als eine einzige Spielerei für große Buben gedacht ist und als solche auch erst einmal einen Heidenspaß macht, aber irgendwann ist eben auch mal genug. Wäre das ganze Treiben gut 10-15 Minuten kürzer gewesen, dann gebe es eigentlich kaum etwas zu meckern.

Nun gut, eigentlich wollte ich ja gar nicht so viel kritisieren, sondern mich an den guten Dingen des Filmerlebnisses erfreuen. Und dazu gehören nicht nur der Humor und die vielen Filmzitate, sondern auch die ganze Inszenierung, sowie die Leistung der Darsteller. Wright z. Bsp. besitzt wirklich ein wunderbares Regietalent, was man in den Zügen des Films deutlich erkennen kann. Hinzu kommen tolle Effekte, eine starke Arbeit aus der Schnittabteilung und eine Musikuntermalung, die sich dem Grundton des Films hervorragend anpasst. Richtig fett geht es hier zur Sache, ohne dass man sich daran wirklich stören kann.

Und Simon Pegg und Nick Frost sind sowieso wieder ein absolut perfekt eingespieltes Duo vor dem Herrn. Simon Pegg, den man ja sonst eher als den sympathischen Loser kennt, gibt hier erstmals eine richtig knallharte Rolle von sich, die zwar später dennoch erweicht wird, dabei aber trotzdem immer, in seiner überzogenen Art, glaubwürdig bleibt. Nick Frost gibt, wie immer, den sympathischen Trottel, der im perfekten Einklang zu Pegg steht. Das die beiden im wirklichen Leben auch beste Freunde sein müssen, merkt man ihrem Spiel jedenfalls durchgehend an. Aber auch die restlichen Gesichter, darunter Bill Nighy, Timothy Dalton und Jim Broadbent, machen ihre Sache exzellent. Gut so!

Fazit: "Hot Fuzz" ist, nach "Shaun of the Dead", die zweite wunderbare Genre-Karikatur des Pegg/Wright/Frost-Trios, die wieder einmal knackige Schenkelklopfer bis zum Exzess zu bieten hat, ohne dabei zu vergessen, sich bei den verhohnepiepelten Filmen, durch geschickte Zitate, zu bedanken. Wunderbar kauzige Figuren, eine knackige Geschichte und eben Lacher bis zum abwinken, dass ist das Rezept der Herren, welches auch dieses mal wieder schmeckt. Schade nur, dass sie sich zum Ende hin wieder etwas zu sehr übernehmen und den bis dahin großen Spaß auf einmal viel zu ernst gestalten, bevor sie sich dann mit einer tollen, aber alles in allem viel zu langen Ballerszene, beim Publikum verabschieden. Und die heftigen, aber nicht gerade in Actionfilmmanier inszenierten, Splatterbeiträge hätte es, für so einen Film, auch nicht unbedingt so drastisch gebraucht. Somit dürften wohl nur wirkliche Genrefreaks hier ihren Höhepunkt haben, aber wer mal wieder richtig ab lachen will und dabei das ein oder andere störende Detail übersehen kann, der kann ebenfalls gerne eine Kinokarte lösen!

Wertung: 7/10 Punkte

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