Simon Pegg und Edgar Wright haben wieder zugeschlagen. Offensichtlich hatten sie sich lange ins stille Kämmerlein zurückgezogen, nächtelang ihre DVD-Sammlung von oben bis unten durchgesehen und diesmal die Cop-Buddy-Movies ins Auge gefasst, nachdem sie sich zuvor dem Horrorfilmgenre mit "Shaun of the Dead" widmeten. Der vom deutschen Verleiher fürsorglicherweise noch hinzugefügte Wortlaut "Zwei abgewichste Profis" soll wohl auch dem letzten Zuschauer hierzulande die Nähe zu Filmen a lá "Lethal Weapon" verdeutlichen, allerdings mit der Anmutung einer Klamotte...
Glücklicherweise sind Pegg und Wright dafür viel zu stilsicher und bauen ihren Film entsprechend überzeugend auf. Die Figur des Super-Polizisten Nicholas Angel, die Pegg hier verkörpert, müßte Arnie, Mel Gibson und Co. vor Neid erblassen lassen. Angel ist sowohl als Schütze, als Nahkämpfer und in Polizeitaktik nahezu perfekt und hat eine entsprechend überzeugende Aufklärungsquote, die weit über dem sonstigen Durchschnitt liegt. Doch in einem Punkt eifert Angel den filmischen Vorbildern ganz und gar nicht nach - denn er ist nicht cool.
So legt er die Statuten des Gesetzes immer aufs Genaueste aus, verhaftet auch den kleinsten Sünder und kann keine Sekunde als Polizist abschalten. Kurz, er ist ein richtiger Streber. Und entsprechend unbeliebt. Seine Freundin, für die er nie Zeit hatte, verlässt ihn und als ihn seine Vorgesetzten mit einer gleichzeitigen Beförderung zum Sergeant gegen seinen Willen versetzen lassen wollen, kann Angel sicher sein, daß seine Kollegen ihm keine Steine in den Weg legen werden.
Pegg ist in dieser Rolle einfach köstlich. Der sonstige Sympathieträger spielt hier einen humorlosen Besserwisser, dessen sozialen Fähigkeiten gegen null gehen. Dadurch gelingt in "Hot Fuzz" eine überzeugende und originelle Parodie auf die typischen Superbullen, da die Figur des Nicholas Angel gar nicht so weit von deren sonstiger Gestaltung entfernt ist, aber völlig gegen Peggs üblichen Charakter gestaltet ist. Gerade der als freundlicher, manchmal weltfremder Side-Kick zu den Supertypen auftretende Pegg - wie in "Mission Impossible 3 als Helfer für Tom Cruise - ist hier der Fähigste von Allen, aber offensichtlich auch der uncoolste.
Ähnlich überzeugend entwickelt sich die Story, die Angel in ein kleines Dorf führt, daß sich vor allem durch allgemeine Harmonie auszeichnet, die sich in der Tatsache ausdrückt, daß man jährlich den Titel als "schönstes Dorf" gewinnt. Die hier versammelte Dorfgemeinde könnte klischeehafter nicht sein und vereint eine urige Ansammlung leicht wunderlicher Typen, vom Bürgermeister und Polizeichef bis zur Blumenhändlerin. Vor allem Timothy Dalton als Supermarkt-Inhaber ist hier eine wunderbare Mischung aus gutaussehendem,selbstsicherem Bond und großkotzigem Kleinstadtheld.
Doch bisher fehlt noch Angels Side-Kick, der das Buddy-Movie erst so richtig ausmacht. Und hier verläuft "Hot Fuzz" eher typisch, denn es gibt Angel mit dem dicklichen, gutmütigen Police-Officer Dick Butterman (Nick Frost) genau den Partner an seine Seite, der dessen fehlenden Fähigkeiten ergänzt. So kommt es im Laufe des Films zu klassischen Szenen, in denen der Underdog dem Helden auch etwas beibringt und sei es etwas Lockerheit und Freundlichkeit. Hier verlässt "Hot Fuzz" ein wenig die Linie der Parodie und zitiert lieber aus bekannten Filmen wie "Bad Boys 2" und "Gefährliche Brandung". Man merkt deutlich, daß Pegg und Wright echte Kinoliebhaber sind und es ihnen mit ihrem Film immer um eine Hommage an das Genre geht.
Dabei bleiben sie lange Zeit wirklich überraschend und einfallsreich, denn die Situation im Dorf entwickelt sich gar nicht so, wie Seargent Angel das gedacht hatte. Vor allem als ein mit einer schwarzen Mönchskutte bekleideter Hammermörder anfängt sein Unwesen zu treiben und seine offensichtlichen Morde als Unfälle schön geredet werden, beginnt der Wahnsinn für Sergeant Nicholas Angel erst richtig...
In der zweiten Hälfte beginnt der Film thematisch etwas zu kippen, indem er die subtile Linie der Parodie verlässt, die nie auf plakative Effekte oder künstliche Situationen zurückgriff, sondern gerade in ihrer lakonischen Erzählweise überzeugen konnte. Ähnlich wie fast alle Actionfilme, hat auch "Hot Fuzz" Probleme damit, die Spannung und das Amüsement bis zum Schluß hochzuhalten, nachdem dem Zuseher die tatsächlichen Verwicklungen bekannt geworden sind. Und ähnlich wie diese setzt er zum Schluß vermehrt auf Action und Splatter-Effekte, die aber stilistisch nicht so recht zum zurückhaltenden Beginn passen wollen.
Natürlich bleibt "Hot Fuzz" sich auch in diesen Sequenzen treu mit einer Vielzahl von Anspielungen, aber diese werden immer offensichtlicher und detailgenauer aus diversen Filmen zitiert. Dadurch verliert "Hot Fuzz" seine Eigenständigkeit und wird immer mehr zum Zitateraten für eingeweihte und begeisterte Actionfans. Ganz offensichtlich ist den Machern der Spaß an der Sache zum Schluß etwas davon galoppiert und natürlich kann man "Hot Fuzz" als spielerische Verarbeitung der eigenen Genreliebhaberei jederzeit gelten lassen, aber das hohe Niveau, daß der Film in seiner ersten Hälfte erreicht hatte und das ihn über übliche Parodien wie etwa die deutsche "Wixxer"-Reihe weit hinaus hob, verliert er zuletzt aus den Augen - weniger wäre hier mehr gewesen.
Fazit : Keine Frage - "Hot Fuzz" macht einfach Spaß und wird jedem Actionliebhaber unterhaltsame zwei Stunden bieten. Man merkt den Drehbuchschreibern Simon Pegg (Hauptdarsteller) und Edgar Wright (Regisseur)ihre Freude an der Sache an und bekommt hier originelles und einfallsreiches Kino geboten, von Liebhabern für Liebhaber gemacht.
Über weite Strecken erreicht "Hot Fuzz" ein komödiantisches und spannendes Niveau, das den Film auch für weniger große Action-Fans interessant macht und dem es dabei auch gelingt, die üblichen Mechanismen des Genres zu entlarven, bevor er dann zum Schluß seine parodistischen Züge größtenteils verliert, sich in nicht enden wollenden Zitaten ergiesst und letztendlich zu dem wird, was er lange Zeit persifliert hatte - ein typischer Actionfilm (7,5/10).