Da Greg Mclean seine Drehbücher gleich selbst schreibt, dauerte es zwei Jahre, bis er wieder von sich hören ließ. Sein Regiedebüt "Wolf Creek" dürfte Jedem ein Begriff sein. Obwohl er dem Genre keine neuen Facetten abgewinnen konnte, so punktete sein harter Backwood-Horror. Genau das selbe gilt für den Kroko-Schocker "Rogue". Es ist wirklich schwer sich im Genre Tierhorror zu profilieren, denn der Mensch wurde in der Filmgeschichte schon von fast jedem Tier attackiert. Auch Filme über Krokodile gibt es zu Hauf, immerhin haben wir es hier nicht mit einem speziellen Krokodil zu tun, welches zum Beispiel atomarer Strahlung ausgesetzt war. Ein ganz normales Salzwasserkrokodil geht hier auf eine Touristengruppe los, jedoch nur um sein Revier zu verteidigen.
Für ein Reisemagazin nimmt Journalist Pete McKell (Michael Vartan) an einer Bootstour teil. Mit anderen Touristen und der Führerin Kate Ryan (Rhada Mitchell) geht es mit einem Motorboot über den Fluss, um Krokodile zu beobachten. Doch wegen eines Notsignals verlässt Kate die übliche Route und plötzlich wird das Boot von einem Krokodil angegriffen. Die kleine Gruppe kann sich auf eine kleine Insel retten, doch das Wasser steigt kontinuirlich und droht die Schlamminsel zu überfluten. Es bleibt nur eine Möglichkeit, man muss das Ufer erreichen.
Wie schon in "Wolf Creek" punktet Mclean mit großartigen Landschafts- und Tieraufnahmen. Am liebsten würde man sofort die Koffer packen und selbst nach Australien reisen, doch der idyllische Dschungel kann so seine Tücken haben. Neben der giftigsten Spinnen oder Schlangenart, gibt es in Australien sehr viele Krokodile. Eine Bootstour zum Beobachten von Krokodilen ist dort unten sehr beliebt, deswegen nimmt Pete daran teil. Der kommt einem zu Beginn unsympathisch rüber. Er mag den Kontinent nicht sonderlich und macht diese kleine Tour nur mit, weil er von seinem Chef dazu gezwungen wurde. Leider presst Mclean die üblichen Klischeecharaktere in ein Boot, zumindest Pete kristallisiert sich schnell als Überlebender heraus. Natürlich ist auch ein Kind mit an Bord, nebst einem Hund.
Mclean lässt sich eine knappe halbe Stunde Zeit, in der er sich zu intensiv mit den verschiedenen Figuren beschäftigt. Ein wenig Tiefe kann er dabei höchstens Kate und Pete verleihen, der Rest dient als Krokofutter, denkt der Zuschauer zuerst. Die Attacke des Krokodils kommt so plötzlich, dass man wirklich erschrickt und ist genauso schnell wieder vorbei. Das Boot sinkt, die Leuchtraketen liegen im Wasser und das Funkgerät ist unbrauchbar. Zudem befindet man sich auf einem Gezeitenfluss, das heisst der Wasserspiegel steigt gegen Abend an und sinkt später wieder. Die kleine Gruppe befindet sich in einer aussichtslosen Lage, denn die kleine Insel mitten im Fluss ist bald vom Wasser verschlungen.
Das Krokodil hält uns Mclean noch vor, wir sehen nur mal den stacheligen Schwanz, oder einen Schatten unter Wasser. Und man kann wirklich nicht vorhersehen, wer als nächstes im Rachen des Riesenviehs landet. Das Reptil schlägt so plötzlich zu und zieht seine Beute unter Wasser, was auch der Realität entspricht. Wer hier auf ein blutiges Kroko-Spektakel hoffte, wird bitter entäuscht. Erstens bleibt der Bodycount sehr niedrig, ungewöhnlicherweise überlebt der Großteil der Gruppe und zweitens geizt Mclean mit Nahaufnahmen. Das Wasser darf sich nicht mal rot verfärben. Nur eine übel zugerichtete Leiche und einen blutigen Biss in die Hand gibt es zu sehen, "Rogue" lebt von seiner Atmosphäre und den überzeugenden Darstellern.
Der Überlebenskampf hat es dann wirklich in sich. Jede Idee läuft darauf hinaus, dass man irgendwann ins Wasser muss. Man spannt ein Seil, bastelt eine Falle, doch das Krokodil holt sich gnadenlos seine Opfer. Besonders gefällt das Finale in der Höhle. Spannend bleibt "Rogue" durchgehend, doch besonders beeindruckend ist das Krokodil selbst. Die Animationen sind erstklassig, kein Krokodilhorror kann sich daran messen. Erst gegen Ende bekommt man die Bestie dann zu sehen und man könnte es von einem echten Krokodil nicht unterscheiden. Ein deftiger Teil des 20 Millionen Dollar Budgets, dürfte für diese herausragenden Animationen drauf gegangen sein.
Doch auch die Darsteller überzeugen, ganz besonders Rhada Mitchell (Silent Hill, Nicht auflegen!) als Führerin Kate Ryan. Mit Michael Vartan (Das Schwiegermonster, One Hour Photo) als Journalist Pete und Sam Worthington (Terminator 4, Das Tribunal) sind zwei weitere bekannte Gesichter mit an Bord. Aber auch die unbekannteren Mimen machen ihre Sache sehr gut.
"Rogue" erfindet das Genre nicht neu, kann auch Klischees nicht umschiffen und braucht eine Weile um in Gang zu kommen, doch der darauf folgende Überlebenskampf ist sehr realistisch und spannend in Szene gesetzt. Desweiteren überzeugen die Darsteller, die Kroko-Animationen und der leise Score. Wem "Rogue" schon gefiel, dem kann ich "Black Water" noch ans Herz legen.