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Dokumentarfilme haben die Eigenschaft, ihr Publikum zu polarisieren, denken wir nur an Michael Moores filmische Ergüsse. Gangsterfilme wiederum werden von ihren Anhängern kultisch verehrt. Dieses Genre hat bislang eine große Anzahl an hervorragenden Exponaten hervorgebracht (Scarface, Good Fellas, Der Pate 1-3...).Die modernen Werke spielen meist im Florida der 80er Jahre, hier insbesondere das Urlaubsziel Miami. Der Grund ist ganz einfach: In der Zeit von 1978-1982 galt Miami als gefährlichste Stadt der Welt. Pro Jahr gab es im Durchschnitt weit über 80 Morde, denn es tobte der große Drogenkrieg unter Kolumbianern und Kubanern. Meist wurden auch unschuldige Passanten in Mitleidenschaft gezogen. Der vorliegende Film ist eine Verquickung aus beiden Genres und ist auf jeden Fall einen Blick wert, wenn man mit den o.a. Genres was anfangen kann. Ende der 70er, Anfang der 80er-Jahre war Miami nichts weiter als ein Erholungsort für Pensionäre und Rentner. Die heutige Glamourstadt (ihr Spitzname lautet nicht ohne Grund „The magic city“) war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht denkbar. Eine Eigenschaft, welche die Stadt dann später ins Chaos stürzen sollte, waren die offenen Grenzen zu Lateinamerika (über den Wasserweg). Kontrollen fanden dort praktisch gar nicht statt. Zudem wuchs der Massentourismus und damit die Nachfrage nach Vergnügen und Spaß (wozu nun mal auch Drogen gezählt werden können). 1980 kam es zum Massenexodus von 125.000 Kubanern, den sogenannten Marielitos, unter denen sich auch 5.000 Schwerkriminelle befanden, die von Fidel Castro ausgewiesen wurden und sich in Zeltlagern unterhalb der I-95 in Liberty City niederließen und für einen schnellen Anstieg der Kriminalität sorgten. Im gleichen Jahr wurde Miami als Drogenhauptstadt der USA wahrgenommen. Ein Jahr vorher kam es zum berüchtigten Dadeland Mall Massaker, bei der sich mit Maschinengewehren bewaffnete Latinos eine Schiesserei in einer Einkaufspassage lieferten. Zu diesem Zeitpunkt setzt der vorliegende Film, den das Schweizer Label Ascot Eilte ver-öffentlicht hat, ein. Der Film beleuchtet die Hintergründe der damaligen Ereignisse (Aufstieg und Fall verschiedenster Größen aus dem Drogenhandel). Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die über die damalige Situation freimütig erzählen. Das Ganze wird mit Archivmaterial angereichert, welches der Dokumentation einen nostalgisches Flair und eine gewisse Dynamik verleiht. Wichtige Szenen sind mit Amateurdarstellern nachgestellt worden. Kurz nachdem wir Zeuge des o.a. Massakers werden, beschreibt der Film zunächst einmal den Wandel, als die Drogenkonsumenten dem Marihuana überdrüssig wurden und nach Neuem verlangten. Anfang der 70er Jahre verdrängte daher der Kokainhandel den Handel mit Gras, denn der Markt war einfach gesättigt und überfüllt. Zudem ließ sich mit der neuen Droge ein unendlich großer Geldmarkt erschließen, denn die Bankkonten waren voll und der Nachschub war in unerschöpflichem Maße gewährleistet. Unweigerlich musste daher auch Anfang der 80er Jahre die Präsenz der Ordnungshüter zunehmen, denn es kam immer wieder vermehrt zu den o.g. Territorialkämpfen, welche in unkontrollierten Gewaltausbrüchen mündeten. Als Folge davon musste auch die Anzahl der Beamten erhöht werden, was zu Lockerungen im Aufnahmeprozess für den Polizeidienst führte. Die Anzahl der korrupten Staatsdiener nahm daraufhin stetig zu, was auch zu einem Problem weit über die Grenzen Miamis werden sollte. Wirklich spannend sind die Gesprächspartner, welche im Verlauf der Doku die geschichtlichen Ereignisse von damals aufbereiten und freimütig zum Besten geben, als wäre es die normalste Sache der Welt. Das Ganze ist wirklich interessant, denn vor die Kamera stellen sich sowohl Dealer, Lieferanten, Auftragskiller, Polizisten und andere Repräsentanten der Staatsgewalt von damals. Kleine Features über damalige Größen der Szene, etwa Griselda Blanco, auch genannt die „Großmutter des Kokains“, "Ma Baker der Cocaine Cowboys", "Viuda Negra", "Black Widow" oder "La Madrina", runden diesen unterhaltsamen Film ab. Griselda Blanco erfand auch die Motorrad-Killer, die sogenannten „Cocaine Cowboys“, welche ihre Opfer während der Fahrt vom Motorrad aus mit halbautomatischen Waffen töteten.

Im zweiten Teil des Films kommt daher auch schwerpunktmäßig der ehemalige Profikiller Jorge "Rivi" Ayala zu Wort, der einer von Griselda Blancos wichtigsten Erfüllungsgehilfen war. Ausschnitte von Nachrichtensendungen oder auch einige Zeitzeugen der anderen Seite, der zuständigen Polizeibehörden ergänzen diese "Gangster-Perspektive“. Es kam dann aber, wie es kommen musste: Die gegnerischen Parteien wurden immer geldgieriger und unvorsichtiger. Sie zerfleischten sich gegenseitig und wurden alsbald einer nach dem anderen von der (der Situation allmählich Herr werdenden) Staatsgewalt in Gewahrsam genommen. Mitte der 90er Jahre waren die schlimmsten Auseinandersetzungen dann ausgestanden. Und trotzdem ist Miami deswegen aber nicht unbedingt sicherer geworden. Laut Wikipedia gab es im Jahre 2002 66 Morde, 96 Vergewaltigungen, 2.706 Raubüberfäl-le, 4.361 tätliche Angriffe auf Personen, 5.962 Einbrüche, 15.886 Diebstähle und 4.876 Autodiebstähle.

“Cocaine Cowboys“ hat in Amerika große Erfolge gefeiert, so dass dort schon der zweite Teil „Hustlin with the Godmother“ in den Startlöchern steht. Ein Special Feature über Griselda Blanco, welches auf dem vorliegenden Silberling zu finden ist, wird hier zu einem Langfilm und einer auf diesem Film aufbauenden Dokumenation ausgebaut. Laut DVD-Cover erzählt „Cocaine Cowboys“ die wahre Geschichte hinter Scarface (der im Film selbst nur kurz erwähnt wird und dessen Hauptprotagonist Tony Montana unter den kriminellen Latinos jedoch Kultcharakter genießt) und Miami Vice. Dieses kann jedoch nach Ansicht des Werkes nicht festgestellt werden, denn Parallelen oder Anmerkungen zu filmischen Aufarbeitungen dieser Zeit umfassen lediglich Oberflächlichkeiten oder werden teils nur kurz abgehandelt. Nur Stil und Machart der Doku erinnern an die genannten Filme, wurde doch der Soundtrack dieses Films von Jan Hammer (Hauskomponist der 80er-Jahre und der Miami Vice Fernsehserie) eingespielt, dessen Stil natürlich auch an Giorgio Moroder (hat die Musik zu „Scarface“ gemacht) angelehnt ist. "Cocaine Cowboys" gibt sich sonst aber auch alle Mühe, möglichst stylisch daherzukommen, um hierdurch das unverwechselbare Flair von Miami von damals auf ziemlich spek-takuläre Art und Weise einzufangen. Die Dokumentation besteht grob aus zwei Teilen: Teil 1 des Films bestreiten vor allem Mickey Munday, der insgesamt 38 Tonnen Kokain in die Vereinigten Staaten schmuggelte und Jon Roberts, der Kokain im Wert von zwei Milliarden Dollar für das Medellin-Kartell verkaufte. Im zweiten Teil kommt (wie schon erwähnt) schwerpunktmäßig Jorge "Rivi" Ayala zu Wort. Vor allem, wenn es darum geht die Auf-bruchstimmung der organisierten Kriminalität deutlich zu machen, kann der Film überzeugen. Das schnelle Geld und den Luxus als treibende Kraft für einen verdorbenen amerikanischen Traum (Aufstieg vom kleinen Drogendealer zum Millionär) wird dabei in den Mittelpunkt gestellt. Die ehemaligen „Macher“ wirken sehr glaubhaft und liefern so manche interessante Histörchen von damals. Leider werden bei deren Erzählungen und der Mach-art der Dokumentation auch so manche Klischees bedient, die man sich über die damalige Zeit denken kann. Die Protagonisten wählen als Form der Selbstdarstellung eine Mischung aus Coolness und eiskaltem Auftreten, übersehen dabei jedoch die Tatsache, dass sie als Beteiligte den bestmöglichen Augenblick verpassten, um mit vollen Taschen aus dem Business auszusteigen. Ins Hintertreffen gerät bei dieser Doku allerdings der internationale Drogenhandel. In dieser Richtung hat man sich offensichtlich wohl nicht so sehr informiert. Der ganze Film spielt sich nur innerhalb eines Kosmos ab. Die Verstrickungen zur kolumbianischen Mafia oder nach Kuba und Panama werden nur sehr kurz angerissen, was angesichts der behandelten Problematik eindeutig zu wenig ist. Richtig schlecht kommen auch die Ordnungshüter weg. Es kann mir keiner erzählen, dass die Polizei angesichts der stattgefundenen Ausschreitungen derart untätig gewesen ist. Da wirkt selbst der Prolog aus „Predator 2“ (Massenschiesserei der Polizei mit dem kolumbiani-schen Drogenkartell in L.A.) glaubhafter. Die Darstellung der polizeilichen Aktivitäten ist schlicht und einfach ungenügend. War die Polizei zu Beginn nur inaktiv bzw. bestechlich kann die Ordnungsmacht am Ende des Films mit einem Schlag die gesamte Drogenszene von Miami platt machen, was reichlich an den Haaren herbeigeholt wirkt, denn es wird nicht ein Erklärungsansatz geboten wie das eigentlich bewerkstelligt wurde.Wer sich schon immer für die realen Hintergründe der bekannten Thriller und Gangster-Movies interessiert hat, der sollte sich diese spannende und hervorragend gemachte Dokumentation nicht entgehen lassen. Kleiner Tipp: „American Gangster“ auch noch anschauen! Der Film behandelt eine ähnliche Thematik und ist dabei noch hervorragend gemacht!

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