„Motel Hell“ scheint von der Story und den Methoden ein Mitschwimmer der ersten harten Horrorwelle Amerikas zu sein. Ist er aber nicht. Hinter dem nicht zwingend passenden Titel und der in der Regel recht reißerischen Aufmachung verbirgt sich ein grotesker Film, der einen gewagten Spagat zwischen echtem Horrorfilm und schwarzer Komödie probiert und hin bekommt.
Die Story hätte auch einem reinen, ernsten Horrorfilm gut zu Gesicht gestanden. Die Geschwister Vincent und Ida fangen auf dem Highway Leute, um sie dann mit durchgeschnittenen Stimmbändern und bis zu dem Hals eingegraben zu mästen und folgerichtig zu schlachten. Sie sind der Grundstock für das regional sehr beliebte Rauchfleisch, das Vincent seit 30 Jahren herstellt. Es werden auch die Klischees der damaligen Horrorfilme bedient: Kettensäge und Maske für Vincent, wenn er schlachtet, alle Opfer sind entweder zu neugierig oder Außenseiter der Gesellschaft (Perverse, Punker usw.) und haben somit ihr Schicksal verdient und der ganze Spuk hat ein Ende, nachdem eine junge Heldin auftaucht, in Gefahr gerät und von einem tüchtigen Polizisten gerettet werden muss.
Das Schöne an „Motel Hell“ ist, dass er zwar alle Elemente eines Horrorfilms hat, sich aber nicht an irgendwelche damit verbundenen Konventionen hält. Es geht schon damit los, dass Vincent und Ida von Anfang an die Hauptpersonen sind, in ihrem sozialen Umfeld dargestellt werden und damit nicht als Bedrohung taugen. Sie sind auch auf eine eigentümliche Art nett zu ihren Opfern. So skurril es auch ist, dass beide Menschen wie Pflanzen eingraben und verstummen lassen, es wird diese Methode der „Haltung“ durch die humane Methode der „Tötung“ mittel Licht und Traktor noch gesteigert, aber gleichzeitig auch entkräftet. Und wenn sich am Ende die eingegrabenen Opfer befreien können und stumm zischend und röchelnd Ida angreifen werden sie zu den bösen „Zombies“, die das arme dicke Mädchen bedrohen. Irgendwie ist alles anders bei diesem Film.
Hervorzuheben ist auch, dass der Film sich den Platz nimmt, das Zusammenleben von Vincent und Ida vor und nach dem Eintritt ihres weiblichen Gastes zu beleuchten und durch die Liebe von Vincent und die Eifersucht von Ida menschliche Züge und zwischenmenschliche Spannungen aufzuzeigen. Hinzu kommt, dass so die beiden Darsteller zeigen können, dass sie sich trotz mäßigen Budgets wohltuend von den Besetzungen anderer Horrorfilme abheben können.
„Motel Hell“ gleitet fast nie auf das Niveau einer Komödie ab. So bleibt die eigentümliche Faszination dieses Films erhalten. Die Perversen und die Fernsehprediger gehen schon in die Richtung, überspannen den Bogen aber nicht. Denn albern darf ein solcher Film nicht werden. Genauso verzichtet er auf explizite Gewaltdarstellungen, ohne dadurch weniger gewalttätig zu sein. Auch Splattereffekte hätten der Gratwanderung geschadet.
Der Film sei all denen empfohlen, die grundsätzlich am klassischen Splatter Spaß haben, aber auch für neues offen sind. Nicht genießbar dürfte „Motel Hell“ für die Zuschauer sein, die Horror oder Komödie mit dem Holzhammer dargeboten bekommen wollen. Mir hat er gut gefallen (auch wenn ich ernsten, derben Horror erwartet hatte). Von mir 8 von 10 Punkten.