Review

Der Highwaykiller auf Abwegen

Wenn sich Michael Bay mit seiner Produktionsfirma sagt, wir machen ein Remake zu "The Hitcher", dann runzelt sicher nicht nur Rutger Hauer seine Stirn. Man durfte Schlimmstes erwarten. Doch zum Glück und allen Unkenrufen zum Trotz kann die blitzblanke und stylisches Neuinterpretation genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Von der Klasse des Originals kann man nur träumen, für einen rasanten Actionhorrorthriller mit viel PS und genug Blutzoll reicht es aber locker. Diesmal ist es ein Pärchen, das von einem gnadenlosen Anhalter drangsaliert und bestialisch bedroht wird, diesmal gibt der am Ende meist tote Sean Bean den tödlichen Tramper, diesmal fetzt ein rockiger Soundtrack im Hintergrund gut was weg und diesmal wird, dem neuen Jahrtausend und unseren Sehgewohnheiten angepasst, der Goregehalt und Bodycount natürlich ein ganzes Stück angehoben... 

Der Hitcher von 2007 ist spürbar von einem Musikvideo-Regisseur inszeniert. Das kann übel aufstoßen und besonders nicht zum rauen, ungeschliffenen Original passen, doch er geht eben neue Wege, setzt eher auf Tempo denn Atmosphäre und außerdem: wenn diese bay'sche Taktik sogar beim Kettensägenmassaker aufgeht, dann ist das beim Highwaykiller doch auch kein Ding der Unmöglichkeit, oder? Ok, über Letzteres kann man streiten, Michael Bay presents The New Leatherface kam bei weitem nicht bei jedem so gut an wie bei mir. Wem das dort gegen den Strich ging, der wird wahrscheinlich auch diesem facegelifteten Highwaypsycho keine volle Tankfüllung gönnen. Doch bei mir reicht's für einen saftig-spaßigen Heimkinoabend. Sean Bean macht seine Sache ordentlich, die Action ist eine annehmbare Mischung aus handgemacht und CGI, die Härte stimmt und Fans des Originals werden mit ein paar unerwarteten Kurven zumindest überrascht. Er weiß was er ist und wohin er will. Er mag seinen Vaterfilm ohne ihm übertrieben in den hinteren zu kriechen. Und sogar bei seinen äußerst blassen Hauptfiguren bleibt er seinem Vorbild treu. Insgesamt storytechnisch vielleicht sogar zu treu und uneigenständig.

Fazit: cooler und blasser, lauter und flacher, hübscher und netter, rockiger und oberflächlicher - der Highwaykiller des neuen Jahrtausends ist solide und fetzt gut was weg. Doch an das staubtrockene Original voller unmarkierter Bosheit und teuflischer Direktheit kommt er nicht an. Natürlich nicht. Wenn das Original ein fieser Stich in den Unterleib ist, ist das Remake eine Köpfung mit dem Samuraischwert. 

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