Zu meiner Verteidigung: am Wochenende fiel so viel Arbeit an, dass ich sogar meinen geliebten Samstags-Videothekenbesuch ausfallen lassen musste. Als Ausgleich sollte der Kino-Dienstag herhalten. Irgendein Junk-Movie. Zur Wahl stand "Ghost Rider" und "The Hitcher". Das 80er-Original, Sean Bean, relativ wohlwollende Kritiken und gut dosierte 80 Minuten Laufzeit liessen mich hinreissen, obwohl mir schon der Trailer keinen sonderlichen Appetit machte. Aber die kostbare Zeit dann an so ein jämmerliches Debakel zu verspielen ist mehr als ärgerlich...
Und ich will den ja wenigstens "oke" finden! Die erste Szene hat zumindest eine nette Metapher parat und die ungelenke Einführung des Pärchens lässt man noch über sich ergehen - wenigstens hat man dann das obligatorische Abfeiern von Tusneldas Talenten bereits hinter sich - aber nach zehn Minuten hat man Gewissheit, dass man hier nichts Neues erwarten kann. In meiner grenzenlosen Naivität hab' ich ja so'n Hang zu solchen Filmen, weil ich immer noch auf der Suche nach dem nächsten "Haute Tension" bin. Thrillerkino auf der Höhe Zeit eben. Kompetent, innovativ und radikal inszeniert. Dann sitz' ich wieder in dem x-ten Teenie-Horror-Scheiss und ärger' mich über mich selbst. Und Sean Bean, der sich seine Rollen anscheinend nicht mehr aussuchen kann.
"Hitcher" ist ein Rohrkrepierer erster Güte. Ein Kinder-Angstmacher vom Reissbrett, der absolut *nichts* bietet, was einen Kino-Besuch rechtfertigt. Die sattsam bekannte Story ist mit einer so einschläfenderden Schematik inszeniert, dass es unzählige übersteuerte Sound-"Schocks" braucht, um dem Zuschauer am Wegdämmern zu hindern. Es gibt keine Figur zum Mitfiebern, weil das schauspielerisch überforderte Pärchen in seinen bescheuerten Aktionen regelrecht ein "Strafe-muss-sein" provoziert. Jack Ryder macht dem Elend leider kein schnelles Ende, und wenn er mal zum Zug kommt, ist der Film auch noch ganz offensichtlich geschnitten. Komplett hirnrissig wird's dann zum Finale, das zum Aufstöhnen oder Ablachen einlädt, aber da ist dann auch schon alles egal. Die Regie macht auch keine Anstalten ein bißchen 80er-Ambiente einzufangen. Der Werbeclip-Regisseur ist offensichtlicher als der Genre-Kenner, und das versetzt dem Ding den Todesstoß.
In einer Szene glotzt Frollein in einem Motel "Die Vögel". Da Produzent Michael Bay auch für das Remake von Hitchcocks Klassiker verantwortlich sein wird gibt es zumindest *eine* Szene in "The Hitcher", die Angst macht...