Review

„Hast du Ärger gehabt auf der Erde?“ – „Du kriegst gleich Ärger, wenn du nicht auf deinem Posten bleibst!“ (Wer traut sich da noch, umzuschalten?)

„Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens“ ist der dritte Beitrag zur vier Science-Fiction-Filme umfassenden Produktionsreihe um die Raumstation „Gamma I“ von Italo-Regisseur Antonio Margheriti („Einer gegen das Imperium“), veröffentlicht im Jahre 1966 terrestrischer Zeitrechnung.

Ein unbekannter Himmelskörper steuert gen Mutter Erde und verursacht dank seiner Gravitationskraft Naturkatastrophen ungeahnten Ausmaßes. Die letzte Hoffnung ruht auf der Rettungsmission um Gamma-I-Commander Rod Jackson (Giacomo Rossi-Stuart, „The Last Man on Earth“), die die Entdeckung macht, dass es sich um einen lebendigen Organismus handelt… Werden die tollkühnen Männer der Gamma I die Erde retten können?

„Superspacegeschwindigkeit!“

Für „Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens“ wurde die Besetzung einmal ausgewechselt, im Vergleich zu den beiden vorausgegangenen „Gamma I“-Filmen muss man sich also an neue Gesichter gewöhnen – die ihre Sache aber ebenfalls passabel machen. Commander Jackson entpuppt sich als echter Stinkstiefel und autoritärer Chauvi, so dass es gar zu wüsten Beleidigungen und Prügeleien an Bord kommt. Da fällt es schwer, Margheriti abzunehmen, dass das Schicksal der Welt in den Händen ausgerechnet dieses Sauhaufens liegt. Nicht minder verwunderlich erscheint es, dass ein futuristischer Film mit Archivaufnahmen von Naturkatastrophen in schwarzweiß beginnt. Gewohnt unglaubwürdig sind die obligatorische gespielte Schwerelosigkeit und die lustigen Studiokulissen, die jedoch das Zeitkolorit derartiger Produktionen der 1960er-Dekade atmen und selbstverständlich ihren naiven Charme haben. Als weitaus störender erweisen sich das doch sehr behäbige Erzähltempo und die Zeitschinderei, um den Film auf Länge zu bringen; …

„Superspacekonstantgeschwindigkeit!“

… ist das leider nicht. Doch der Ton des Films ändert sich komplett, als man dann tatsächlich endlich auf den fremdartigen, rotleuchtenden Himmelskörper trifft. Auf dessen Oberfläche geht’s nämlich rund: Pulsierende Lava, eklige Tentakeln, tiefe schwarze Krater, Rauch und Qualm, dazu eine apokalyptische Klangkulisse. Spätestens, als ein Mitglied der Raumfahrtmission in roter Lava zerschmilzt, ist „Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens“ im Sci-Fi-Horror-Bereich angekommen. Durchschaubare Effekte hin oder her, das hat Atmosphäre und wer sie zulässt, darf sich sogar ein bisschen gruseln. Der Film wird sehr ernst, traurig, tragisch und so gar nicht mehr unfreiwillig komisch. Verzweifelt kämpfen die Männer darum, das lebende, pulsierende Etwas aufzuhalten, es geht unmittelbar um Leben und Tod, Zeit für „Star Trek“-Diplomatie bleibt keine. Der pathetische Epilog erklärt den Märtyrertod zum Heldenhaften und versucht damit, einen versöhnlichen Schluss zu finden; von den „Happy Ends“ der vorausgegangenen Filme keine Spur mehr. Ich weiß nicht, ob es der plötzliche Stimmungswechsel des Films ist, der ihn im Auge einiger Betrachter zu einem schwächeren Beitrag der Produktionsreihe macht. Mir gefällt das letzte Drittel in dieser Form ausgezeichnet, zudem kaschiert es etwas die Geradlinigkeit der Geschichte – die im Vergleich zum wirr erzählten Auftakt der Reihe aber geradezu erholsam erscheint. Möglicherweise vermisst man auch die antirassistischen und -konformistischen Aussagen aus den Subtexten der Vorgänger. Meines Erachtens handelt es sich jedoch dennoch (knapp) um den stärksten Teil der „Gamma I“-Reihe, die vorrangig trashig-charmante Sci-Fi-Unterhaltung von anno dazumal bietet und nostalgisch veranlagten Genre-Affiniciados die eine oder andere vergnügte Stunde bescheren dürfte.

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