Und wieder mal ein Film aus der Kategorie „Das hältst du nur besoffen aus!“
Zumindest erleichtert mäßiger Alkoholkonsum mit Sicherheit die Rezeption dieses Reißers, der in allem Ernst konsumiert, vermutlich unerträglich ist.
Tatsächlich aber haben wir es hier mit einem echten Groschenheftknaller zu tun, der sich ziemlich ungeschickt als Historienschinken tarnt. Solche Filme werden seit den seligen 60er Jahren gar nicht mehr gedreht, als sich Heroen wie Steve Reeves endlich aufs Altenteil zurückgezogen haben und Atze Brauner mit seinen Investitionen vorsichtiger wurde.
Pathos, historisch genaue Ungenauigkeiten, gepaart mit schönen Frauen und ordentlich was aufs Maul, fertig ist die Bild-am-Sonntag-Geschichtsstunde…
Aber der Reihe nach: vor ein paar Jahren drehte ein hoffnungsvoller Jungregisseur mit sauberer Reputation einen King Arthur-Film runter, den er, recht ordentlich besetzt, auch praktisch gleich „King Arthur“ nannte. Der Film war nicht nur historisch ungenau, unlogisch und bisweilen mies am PC zusammengetrickst, er nahm sich auch viel zu ernst, um nicht lächerlich zu wirken.
Angesichts des dennoch in die Kassen fließenden Schotters kam man wohl auf die Idee, die Chose zu wiederholen. Man engagierte den Regisseur von „Spiderman“ (ach, ich sollte wohl mal erwähnen, dass er „Second Unit“-Regisseur dort war), der vorher durch TV-Arbeiten solide Action runtergekurbelt hatte. Dann griff sich ein Autorenduo einen historischen Reißer und griff sich ein paar Daten, Fakten und Figuren (weswegen der Film auch „based on parts of a novel“ ist, wie uns der Nachspann informiert) und füllt die Lücken mit den Erfahrungen aus 100 Jahren Erfolgfilm Marke Monumental.
Grundsätzlich soll es um die Vorgeschichte von „King Arthur“ gehen, nämlich um den Werdegang von „Excalibur“, das eigentlich Julius Caesars Schwert war, aber in den Tagen des Untergang Roms vom letzten Kaiser (ein Kind) im Exil gefunden, um es nach Britannien zu schaffen, bis es nach erfolgten Niedermähen der Angeln in einem Stein landet.
Daß es sich um Excalibur handelt, ist natürlich der Mega-Schlußgag, aber man muß sich schon so doof wie drei Meter Feldweg stellen, um da nicht vorher drauf zu kommen.
Ergo umspannt der Film die Krönung des letzten weströmischen Kaisers, seinen Sturz durch die Goten unter Odoaker, postuliert ein schwertfindendes Exil auf Capri (ohne Sonnenuntergang), von wo aus man directly to the Hadrianswall reist, um eine gewisse neunte Legion (die „letzte“ aus dem Filmtitel) zur Befreiung Roms zu bewegen. Das klappt aber nüscht, weil erst mal den Angeln das Sachsen beigebracht werden muß und England viel schöner als Italien ist…
Ein gar prickelnder historischer Reisebilderbogen, der allerdings historisch gesehen auf wackligen Beinen steht. Ist aber auch egal, denn was hier als Skript zusammengebraten wurde, ähnelt sowieso mehr einer Mischung aus unfreiwillig komischen, leicht selbstironischem Abenteuerfilm und den seligen Weihnachtsvierteilern des ZDF.
Wenn man genau hinsieht, gabs den Käse auch schon mal auf nämlichem Sender, da hieß das alles „Merlin“ und Tommy Ohrner spielte sich dabei einen ab.
Hier begleiten wir den Kindlichen Kaiser(der das gar mächtige „Excalibur“ mit seinen ca. 8 Jahren schon so einfach durch die Gegend wuppt), einen getreuen Centurio, die geheimnisvolle Schöne, ein paar Honks aka Kampfgefährten (inclusive dem hünenhaften Quotenschwarzen) als treue Begleiter (und Häckselmaterial) sowie den weisen Kaiserlehrer und Jesus-Gandalf-Obi-Wan-Ersatz Ambrosius, der sich in der Schlußszene frechweg als Merlin ausgibt.
Mit dieser Combo kann man jetzt getrost jodelnd durch die Kinoreihe rollen, denn während in den ersten Minuten noch plattes Historienpathos herrscht, wird bald alles so dermaßen durch den Kakao gejubelt, wie das seit Richard Chamberlain in „Quatermain“ keiner mehr geschafft hat.
Das fängt schon bei dem oströmischen Kampfgefährten an, hinter dessen Maske auch der letzte Alzheimerpatient SOFORT eine Frau vermutet. Die ist dann (weil ja oströmisch und so…) eine Inderin (dargestellt von der Bollywood-Queen Aishwarya Rai) und wischt dank ihrer patentierten Highlander-Matrix-Buffy-und-Xena-Kampftechnik mit allen Ost- und Westgoten den Boden auf. Gleichzeitig überrascht uns Sir Ben Kingsley mit seinem, entgegen seiner zuletzt öfters Tendenz zur mimischen Arbeitsverweigerung, stilvollen Overacting als vitaler Knuspergreis, der noch eine Rechnung mit dem Häuptling der Angeln offen hat. Der wiederum sieht dank Gesichtsmaske aus wie der Rapper Sido, aber das macht dann eh nix mehr…
Zwischen all der albernen Mischung aus Pathos und Geschlechterhumor wuchern nämlich die halbgaren Filmzitate ohne Ende, die Überquerung der Alpen ist aus dem Herrn der Ringe geklaut, der Wall war aus „King Arthur“, die Schlachtrede ist wahlweise aus „Braveheart“ oder von Tolkien geklaut, das Capri-Abenteuer riecht nach dem „Graf von Monte Christo“ und zwischen schnupperts irgendwie nach Robin Hood.
An diesem Memoryspielchen kann man sich erfreuen, während Doug Lefler geschickt den tiefen Ausschnitt von Frau Rai samt ihrer unergründlich großen Augen ins Spiel bringt, Colin Firth seine Bridget-Jones-Nummer noch mal runterreißt (man stelle sich vor, im alten Rom…) und Kingley ständig als Taschenspieler in weißer Althippiekutte mit aufgenähtem Seetang durch den Wald läuft und die Goten und Angeln nach Blut und Gedärmen schreien.
Das ist der Film, bei dem man mit 12 Jahren noch popcornmampfend im Sessel versinken konnte, für Erwachsene gerät das zur quietschvergnügten Schießbude aus dem Reich des gebügelten Quarks, für den eine Schar komplett wahnsinniger Produzenten auch noch 67 Millionen Dollar zusammengesammelt hat, was ihn vermutlich zum teuersten Matineefilm aller Zeiten werden lässt.
Daß man sich in ausgelassener Stimmung mit diesem albernen Zitatepotpourri nicht wunderbar amüsieren kann, will ich übrigens nicht unerwähnt lassen – stellt sich nur die Frage, ob das Breitenpublikum diese B-Waren-Ausgelassenheit nicht als schlichte Inkompetenz ansieht.
Für mich: Bierchen nehmen, Freunde versammeln, kommentieren. Rockt! (5/10, ernst genommen 2,5/10)