Review

Sheriff Herkules auf Bronsons Spuren

B-Movies die außer dem Haupttitel nichts mehr mit dem jeweiligen Vorgängerfilm und zumeist passablen Videothekenerfolg zu tun haben gibt es zurzeit wie Sand am Meer. Ob „Gefährliche Brandung 2 - Liquid Bridge“, der wenigstens nur in Deutschland diesen äußerst unpassenden und irreführenden Titel aufgezwungen bekommen hat, „From Dusk Till Dawn 2: Texas Blood Money“, „From Dusk Till Dawn 3: The Hangman’s Daughter“, „Starship Troopers 2: Held der Föderation“, „Starship Troopers 3: Marauder“, „American Pie 4“ und 5 und 6 und …100 oder in diesem Fall „Walking Tall 2“ aka „Walking Tall: The Payback“. Die Schwemme der Titelausschlachtungen und die Zeit des Cashcowmelkens nimmt kein Ende. Es erweckt beinahe den Anschein, als würde man in Hollywood denken, ein bekannter Titel stelle für potentielle Kunden bereits ein ausreichendes Qualitätskriterium für einen DVD-Kauf dar.

Da Regisseure solcher Produktionen weder vor Ideenüberschuss platzen noch mit einem großzügigen Budget ausgestattet sind, werden sowohl Story als auch Darsteller und Grundidee mit jeder angehängten Nummer exponentiell schlechter und langweiliger. Die allgemeine Ausgangslage von „The Payback“ hat sich somit seit „Walking Tall“ nicht übermäßig verbessert.

Anstatt Dwayne - The Rock - Johnson darf Kevin Sorbo, der schon als Herkules so manchen Bösewicht verdroschen hat nun eine Kleinstadt mit neuem Namen retten und etwas preiswertere Bösewichte als noch im Vorgänger vermöbeln. Es gibt ein neues Love Objekt, leicht veränderte Musik, etwas weniger Actionszenen, weniger Humor und keinen prominenten Sidekick aber wenigstens dieselbe stereotypische Handlung. Nebenbei bekommt der Film noch einen neuen Untertitel und eine pseudohintergründige Nebenhandlung spendiert, die schlussendlich nicht einmal aufgelöst wird. Fertig ist die Direct-to-DVD-Produktion.

Inhaltlich gibt es nicht wirklich viel neues über diesen zwischen durchschnittlich und gut pendelnden B-Actioner zu sagen, dass nicht Steven Seagal bereits dutzende Male durchlebt hätte, noch bevor ihn seine üppige Leibesfülle zum Schwarzen-Mantel-im-Sommer-Träger und Zeitlupenkämpfer gemacht hat.

Bösewicht tötet Vater des Helden, vergeht sich auch noch an dessen (Ex-)Freundin und verärgert damit klarerweise den Ex-Navy-Seal-Marine-Desert-Storm-sonst-was-Kämpfer. Dieser wird ohne eine Wahl oder Abstimmung und nur zur Legitimation seiner Blutrache zum neuen Sheriff ernannt und der idiotisch handelnde Bösewicht und seine Schurkenfreunde müssen somit unweigerlich ins Gras beißen. Einige Nebenhandlungen werden nicht vollständig aufgeklärt, vielleicht sogar einfach vergessen und die wirklichen Hintermänner der Ereignisse werden nicht einmal geschnappt. Der Held geht straffrei und mit neuer Freundin nach Hause. Ende der Geschichte.

Die einzig wirklich überraschende und ehrlicherweise sogar absolut schockierende Szene des Films war eine, in so einem seichten, grundsätzlich ziemlich harmlosen Actionabklatsch komplett unnötige, (angedeutete) Vergewaltigungsszene durch drei Typen. Solch eine Szene drückt den Spaßfaktor doch ganz gewaltig, vor allem wenn ein Tabuthema so uninspiriert, gefühllos und vor allem unpassend angeschnitten wird. Zu allem Überfluss geht diese Vergewaltigung im weitern Handlungsverlauf auch noch unter und ist nahezu keine Erwähnung mehr wert.
Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll.

Ansonsten gibt es wenig über den soliden Film von Tripp Reed („Walking Tall - Lone Justice“) zu sagen.

Die Actionszenen sind spärlich gesät aber handgemacht und brutal, die Darsteller mittelprächtig bis unterdurchschnittlich und die Story (wie bereits erwähnt) nicht erwähnenswert. Die Musik fällt nicht weiter auf und die paar unlogischen und höchst unrealistischen Auslegungen des Gesetzes stören ebenso wenig wie die zahlreichen vor Pathos triefenden Hurrapatriotismus-Szenen. Man erwartet sich bei solch einem Titel ja auch keinen zweiten „Paten“.

Trotzdem muss ich sagen dass der The Rock-Reißer aus dem Jahr 2004 doch deutlich besser war und selbiger Kevin Sorbo auch ohne weiteres in den Boden zwinkern kann.

Fazit
Was bleibt sind knapp 80 Minuten seichte aber passable Unterhaltung mit einigen Durchhängern und einer etwas unpassenden Sequenz, die jedoch durch gute alte handgemachte Actionszenen und „Ein Mann sieht rot“-Storyline ausgeglichen wird.

Kann man sich somit anschauen, muss es aber auf keinen Fall.

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