„Spaß muss sein, sonst geht keiner zur Beerdigung!“
Betrunken im Weltenraum
Das wäre evtl. ein passender Subtitel für Italo-Regisseur Antonio Margheritis unter dem Pseudonym „Antony Dawson“ gefilmtes Sci-Fi-Trash-Abenteuer aus dem Jahre 1965, denn nicht nur an Silvester in einer Raumstation wird gepichelt (und futuristisch getanzt...), sondern auch zwischendurch immer mal wieder gern, was in einer von mehreren Füllszenen zu geistig vernebeltem Herumgealbere im freien Raum an deutlich sichtbaren Fäden führt. Doch eigentlich geht es im zweiten Film aus Margheritis vierteiliger „Gamma 1“-Science-Fiction-Reihe um außerirdische Lebensformen, die in Gestalt des tödlichen Nebels des Grauens (huch?) Besitz über Menschen erlangen, die fortan irgendwie tuntig aussehen und im Dienste der Aliens die Menschheit zu unterjochen versuchen, indem sie sie zu emotionslosen Wesen machen. Oder so ähnlich jedenfalls.
Das erinnert natürlich nicht von ungefähr an sog. Paranoia-Kino der 50er und 60er, als außerirdische Invasoren mal mehr, mal weniger deutlich als Metaphern für drohende kommunistische Unterwanderungsversuche herhalten mussten. Jedoch ist Magheritis Film mehr ein müder Abklatsch davon, vermischt mit den typischen Weltraumabenteuern der damaligen, diesbzgl. recht naiven und dadurch heutzutage oftmals unfreiwillig komischen Zeit.
Doch „Tödliche Nebel“ ist regt die Lachmuskeln noch aus weiteren Gründen an, so z.B. das Verhalten der Besatzungen, die Frauen auch schon mal zu deren eigenen Sicherheit ohnmächtig schlagen, ihre häufig daneben liegenden Dialoge, ihre Miniaturflammenwerfer, mit denen sie gegen den Nebel in Ermangelung von Laserwaffen (oder Dunstabzugshauben) oder dergleichen vorzugehen versuchen sowie die Darsteller, unter ihnen übrigens ein früher Auftritt Franco Neros, die zuweilen mit bedeutungsschwangeren Zeitlupenbewegungen versuchen, ihren Rollen Abgebrühtheit und Coolness einzuhauchen und allerspätestens dann zum Schießen komisch aussehen, wenn sie den Zustand der Schwerelosigkeit imitieren, während um sie herum gemalte Kulissen und Miniaturmodelle den Eindruck von Raumfahrt und Science Fiction vermitteln sollen. Unvergesslich ist aber vermutlich das Ende, nachdem man es geschafft hat, mithilfe der Druckwelle nach der Detonation einer Nuklearbombe (!) vom feindlichen Planeten (stilecht: der Mars) zu entkommen: Die Frage nach dem Sinn der Vorkommnisse wird einfach mit einem „Ach, lass mich in Ruhe!“ hinfortgewischt. Großartig!
Es gibt aber auch durchaus andersartige Überraschungen, so z.B. die ungeahnte Härte des eigentlich harmlosen Filmchens, als plötzlich ein Mensch verbrennt und die Kamera draufhält oder die unerwartet einsetzende Ernsthaftigkeit und Überzeugung im Ausdruck des Commanders (oder Leutnants oder was auch immer), als er in einer tatsächlich spannenden Szene seine Bereitschaft zum Märtyrertod erklärt. Hierbei blitzt auch Margheritis Regietalent merklich durch.
Alles in allem ist „Tödliche Nebel“ aber in erster Linie ein unfreiwilliger, bunter Trash-Spaß, der am besten mit Gleichgesinnten in heiterer Runde funktioniert und mit all seinen Ungereimtheiten und hilflos-albernen Streckmitteln keinesfalls ein ernstzunehmender Beitrag zum Science-Fiction-Genre. Also rein in die Raumkapsel, die nicht nur aussieht wie eine ausstaffierte Blechtonne, sondern sich bei Schließen der Luke auch genauso anhört, und mit „Super-Space-Geschwindigkeit“ auf zum nächsten Abenteuer in den unendlichen Weiten des... Low-Budget-Science-Fiction-Films.