Ein ganzer normaler Hausfrauenalltag bei den Hansons. Kinder in die Schule gebracht, Wohnung aufgeräumt, Wäsche gewaschen. Schnell ein kurzes Nickerchen gemacht. Doch dann läutet es an der Tür und ein Sheriff teilt Linda Hanson (Sandra Bullock) mit, dass ihr Ehemann Jim (gespielt von Julian McMahon, der von "Charmed" und "Nip/Tuck") auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Schock.
Am nächsten Morgen: Linda wacht auf und als sie ins Badezimmer geht, traut sie ihren Augen nicht: Jim duscht sich gerade. Was war passiert? Ein Alptraum? Ein übler Scherz? Eine Psychose? Nun gut, nicht viel weiter darüber nachdenken, es scheint alles wieder normal zu sein.
Scheint. Denn schon einen Tag später stehen Familie und Freunde schwarz gekleidet im Haus und wollen bei Jims Beerdigung mithelfen.
"Jim lebt, Jim ist tot", so könnte die Tagline dieses Filmes lauten.
Der Film erinnert vom Stil entfernt an "The Sixth Sense" und "Täglich grüßt das Murmeltier", ist aber verwirrender.
Während Bill Murray den selben Tag immer und immer erlebt, lebt Linda in zwei Realitäten. Der eine Tag, an dem das Leben noch in Ordnung ist, am anderen Tag, wo das Familienglück zerbrochen ist. Und diese Zeitsprünge sind nicht leicht verfolgbar.
Der Film verläuft sehr ruhig und langsam, manchmal auch zu langatmig. Hier gibt es weder Action zu sehen noch darf ein Suspense à la Hitchcock erwartet werden.
Während sich das erste Drittel damit beschäftigt, das Leben einer typischen amerikanischen Vorort-Familie (schmuckes Haus mit Garten, zwei Schulkinder, Großeinkäufe mit einem Kombi), sowie Lindas seltsame Erscheinungen aufzuzeigen, beginnt sich ab dem zweiten Drittel das Rätsel zu lösen und sie merkt allmählich, dass sie die Fähigkeit besitzt, den Tod ihres Ehemannes voraus zu ahnen. Diese schrittweise Aufklärung gelingt jedoch nicht gut genug. Denn der Film fordert den Zuschauer fast 1,5 Std. ununterbrochene Aufmerksamkeit um die Handlung zu verstehen, und dann hängt sich der Film stellenweise an Kleinigkeiten und Banalitäten auf, die man durch die hohe Konzentration einfach weggefiltert hat. Das führt dazu, dass man wieder auf neue Erkenntnisse stößt, die verarbeitet gehören. Der Satz "Hmm, wie war das noch mal?" wird bei manchen Zuschauern sicherlich während des Filmes fallen.
Die schauspielerischen Leistungen sind vollkommen in Ordnung. Alle Protagonisten spielen gut und Sandra Bullock ist für die Rolle doch (überraschend) gut besetzt. Der Film ist wie eine Theatervorstellung konzipiert: Wenig Darsteller, wenige Sets und Bullock ist zu über 80 % des Films zu sehen. Das ist okay. Man will dadurch Authentizität erzeugen. So, als ob Vorahnungen über eintreffende Ereignisse tatsächlich existieren. Die Bildkomposition und der feine Musikscore sind ebenfalls gut.
Doch, wenn alles als gut erscheint, warum gelingt der Film nicht? Kurz: Weil es an einem an einem gut durchdachten Drehbuch fehlt. Nur der Scriptautor und der Regisseur wissen präzise um die Vorgänge Bescheid, sind aber nicht fähig genug, diese Informationen leicht und nachvollziehend dem Zuschauer weiterzugeben. Hier schafft es "The Sixth Sense" allemal besser. Auch zwingt das permanente Drehen an der Zeituhr zum intensiven Denken. Wenn man hier nicht aufpasst, ist es vorbei. Es ist wie ein Puzzle, dessen die Aufgabe es ist, die Tage chronologisch einzuordnen.
Der Film hat zwar ein erlösendes und logisches Ende, und man verlässt das Kino ohne große offene Fragen, dennoch bleibt nach der Vorstellung der Eindruck, als würde etwas gefehlt haben.
Fazit: Kein schlechter Film, zur Abwechslung mal eine innovative Geschichte, doch an der Umsetzung scheitert es. Für Leute, die zwecks Erholung nach einer harten Arbeitswoche ins Kino gehen und mal das Gehirn teilweise ausschalten wollen, ist der Film nicht geeignet.
Punkte: 4/10