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„Hier unten halten sie mich für einen Gott!“

Überlieferungen zufolge sollte eigentlich ein gewisser Billy Fine die Regie der deutsch-mexikanischen Koproduktion „Jungle Warriors“ übernehmen, letztlich oblag es jedoch Ernst R. von Theumer („Ich, die Nonne und die Schweinehunde“), den Stoff zu verfilmen – das Ergebnis aus dem Jahre 1984 ist Actiongülle per definitionem, schundiges Videothekenfutter, unfreiwilliges Trash-Kino für die schnelle Mark, wie es schon lange nicht mehr gemacht wird.

„Soweit ist doch alles in Ordnung, oder?“

Im Dschungel am Amazonas soll ein großangelegter Drogendeal über die Bühne gehen. Drogenboss Vito Mastranga (John Vernon, „Dirty Harry“) stattet zu diesem Zwecke Drogenbaron Cesar Santiago (Paul L. Smith, „Pieces - Stunden des Wahnsinns“) einen Besuch ab. Die das Gebiet gerade überfliegende, sich zusammen mit Produzent Larry (Marjoe Gortner, „Star Crash“) und Fotografin Joanna (Nina Van Pallandt, „Der Tod kennt keine Wiederkehr“) auf dem Weg zu seinem Foto-Shooting befindenden Gruppe Models ist Cesar nicht geheuer, weshalb er sie kurzerhand abschießen und einkerkern lässt. Doch die wehrhaften Damen können sich befreien…

„Alles Scheiße, was ich hier mache!“

Schon der von rauer Frauenstimme mal gehauchte, mal geschriene Titelsong weiß zu begeistern und im Anschluss hält sich von Theumer nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf: Da wird ein Funker überfallen und mit Pfeilen erschossen, wilde Schießereien entbrennen, aus einem Opfer wird vor dessen Tötung ein Name herausgepresst. Doch dann: Schnitt, Produzent Larry reist ein, mittels einer Fotosession wird die Handlung kräftig gestreckt und nebenbei erfährt der Zuschauer, dass es sich bei den Eröffnungsszenen um eine missglückte Falle der Polizei handelte. Nach dem Abschuss der Models und Modetypen durchpflügt die garstige Paramilitärtruppe aus dem Prolog, angeführt von Woody Strode („Der Mafiaboss – Sie töten wie Schakale“) in Tarnhose und sich als Privatarmee Cesars entpuppend, nach den Flugbrüchigen. In einer deftigen Szene wird Larry von einer Falle aufgespießt, der Rest wird gefangengenommen und zur Audienz bei Cesar geladen.

„Vorsicht, Handgranate!“

Die Stimmung ist angespannt, denn das Drogenkartell vermutet Spione. So wird auch schnell mal jemand (sehr grafisch) einen Kopf kürzer gemacht, während sich andere Folter und Vergewaltigungen ausgesetzt sehen. Doch bevor der Streifen allzu sehr in Richtung Women-in-Prison-Schmuddelfilmchen tendiert, können sich die leichtbekleideten Modelle befreien und mit wilden, teils arg unglaubwürdigen Schießereien geht es unzweifelhaft zurück in Richtung Action, Action und nochmals Action.

„Das Essen verlief überraschend angenehm.“

Alle gegen alle, lautet schließlich das Motto. Unter die Fotomiezen hatte sich tatsächlich eine Geheimdienstlerin gemischt, die den C.I.A. auf den Plan ruft. Handlung und Regie legen nun verstärkt ihren Fokus auf vom Bud-Spencer-Double Smith einmal bartlos gespielten Cesar, der sich schließlich überaus respektabel mit seinen Fäusten verteidigt und den Abgang seiner Schwester und Geliebten (!) Angel (Sybil Danning, „Der flüsternde Tod“) lapidar mit „Sie war bloß meine Halbschwester…“ kommentiert. Im Showdown gibt er einen herrlich grimmigen Bärbeiß, reißt jemanden samt Tür aus einem Hubschrauber und lässt ihn von den Rotorblättern zerhäckseln. Ok, neben Cesars fieser Fresse bekommt man lediglich ein paar Blutspritzer zu sehen, doch es ist die Idee, die zählt.

„Jungle Warriors“ alias „Euer Weg führt durch die Hölle“ ist weit davon entfernt, einen über reine Guilty-Pleasure-Unterhaltung hinausgehenden Anspruch zu entwickeln, macht jedoch dankenswerter nicht den Fehler manch anderen Actiongülle-Vehikels, sich im Reaktionären oder in Rassismen zu verlieren, wenngleich auch hier kräftig in die Klischeekiste gegriffen wird. Vielmehr zelebriert von Theumer heillos übertrieben-doofes Kawumm-Kino des schlechten Geschmacks mit schmierigem Sleaze-Faktor, das zu keiner Sekunde ernstzunehmen ist und mit seinen schablonenhaften bis dümmlichen Charakteren und seinen Zeitschindereien nervt, was er mit einer Vielzahl Explosionen und einer Handvoll kruder Szenen ebenso entschuldigt wie mit einem feildrehenden Paul L. Smith, der entweder sichtlich in seiner Rolle aufging oder eine Mordswut aufs Filmteam hatte, die er mit seiner Rolleninterpretation kompensierte.

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