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Mit „Blood in Blood out“ lieferte Taylor Hackford einen dermaßen ultragenialen Film ab, der jedem der bekannteren Gangsterbande-Epen von Regisseuren wie Martin Scorsese oder Sergio Leone das Wasser reichen kann. Thema dieses Films sind die Bandenkriege der Latinos („Vatos Locos“) in und um Los Angeles. Festgehalten wird die ganze Geschichte durch die Einzelschicksale dreier Freunde, die über verschiedene Zeitepochen hinweg dramatische, unvorhergesehene Schicksale erleben.

Ich fasse die Handlung in all ihrer Komplexität kurz zusammen – drei Freunde, die sich von früher her kennen, schließen sich im Alter um die 20 herum der Bande „Vatos Locos“ an. Doch das harte Leben schreibt ihnen letztlich die Laufbahn vor, die keiner so ohne weiteres erwartet hätte. Der an sich friedfertigste von ihnen landet im Gefängnis, wo er sich der Bewegung „La Onda“ anschließt, um dort weiterhin Machtkämpfe auszufechten, bis hin zum Fanatismus. Der zweite, eher gewaltbereitere Freund geht schließlich zum Militär und wird Drogenpolizist im Undercover-Einsatz, während der dritte von ihnen, der Künstler, nach einem Überfall mehr und mehr von der Macht der Drogen dahingerafft und von seiner Familie verstoßen wird.

Die Schicksale werden zum Teil einzeln gefilmt, treffen aber an den verschiedensten Stellen immer wieder aufeinander, sodass eine wahrhaft dramatische Mischung entsteht, die den ganzen Film zu einem richtig guten Gansterepos macht, das wirklich seinesgleichen sucht. Dabei werden nicht nur die Lebensweise der lateinamerikanischen Familien beleuchtet, sondern auch alle Szenen, in die sie durch Gangmitgliedschaft hineingezogen werden, und der Strudel des Verbrechens sie schneller zu fassen bekommt als ihnen lieb ist. Ein Großteil des Films spielt zudem im Gefängnis, wo durch Miklo, einen der Freunde und seine „La Onda“ knallharte Gangpolitik ausgeübt wird. Dadurch kommt eine dergestalt große Spannung auf, wie sie nicht einmal in reinen Knastthrillern zu finden ist.
Hinzu kommen die verschiedenen Zeitebenen, die streng chronologisch durchschritten werden. Durch die entstehende Historie wird dem dreistündigen Film wahre zeitliche Ausdruckskraft verliehen, wie sie bisher nur in Filmen wie „Es war einmal in Amerika“ zum Ausdruck kam. Die Schauspieler sind allesamt unbekannt aber wieder einmal enorm gut und überzeugend, spielen ihre Rollen sehr authentisch und mit dem typischen Feuer, was von jungen Latino-Bandenmitgliedern eben ausgeht.

Ich persönlich liebe diesen Film, kaum ein anderer bewirkte in mir eine dermaßen hohe Sympathie, und das obwohl ich mich für das Grundthema des Films ursprünglich nicht im geringsten Maße interessiert habe. Diesen hohen Anspruch an expressioneller Kraft kommt kaum ein anderer Film des Genres halten – unterstrichen wird das ganze durch das bewegende, aber doch sehr unaufdringliche Ende des Films und den tollen Soundtrack-Einlagen.
Kaum ein Film dieser Machart hat so sehr die Höchstnote verdient wie dieser hier.

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