Review

Dieser im Frühjahr 1966 in die deutschen Kinos gekommenen Karl-May-Film erwies sich für die Produzenten als großer Misserfolg. Das Publikum zeigte sich nur mäßig an einem "echten Karl May" interessiert, der weder die unendlichen Weiten der nordamerikanischen Prärie, noch den wildromantischen Charme der Balkan-Schluchten zum Schauplatz der Handlung machte. Karl May - das bedeutete eben entweder Winnetou und Old Shatterhand oder aber Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.

Hier nun sollte aber endlich auch einmal ein Karl May-Stoff verfilmt werden, der in den südamerikanischen Anden spielte.
Natürlich fehlen dem Film damit die vom Publikum so geliebten "klassischen" Wildwest-Szenen, gleichwohl bot die literarische Vorlage genug Stoff für eine spannende Verfilmung, in welcher man den Zuschauer in eine neue, unbekannte und exotische Welt entführen konnte.
Es geht um die Jagd nach dem sagenhaften Schatz der Inkas, um den Konflikt der Indios mit der weißen Regierung Perus. Diesen wollen mehrere Verbrecher nutzen, um den verhassten Präsidenten zu stürzen und - natürlich - um sich in den Besitz des Inka-Goldes zu bringen.
Es gelang ein durchaus genretypischer unterhaltsamer Abenteuerfilm, dem allerdings - dies ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe für seinen kommerziellen Misserfolg - die ganz großen Namen fehlen. Der Zuschauer erwartete Pierre Brice und Lex Barker, wenn es um Karl May ging. 
Zwar standen auch für diesen Film mit Rik Battaglia (der Mann, der Winnetou erschoss), Heinz Erhardt und Chris Howland bekannte Gesichter aus den früheren Verfilmungen vor der Kamera und auch weitere Nebenrollen wurden mit durchaus namhaften, insbesondere spanischen Schauspielern (Fernando Rey, Francisco Rabal) besetzt. 
Gleichwohl fehlt dem Film ein Hauptdarsteller, dem es gelingt, eine ähnliche Identifikationsfigur darzustellen, wie es Pierre Brice und Lex Barker in ihren Karl-May-Rollen gelungen ist.
Der Hauptdarsteller Guy Madison - ein durchaus nicht unbekanntes Gesicht der Italo-Western-Zeit, hat zu wenig Ausstrahlung als von allen Seiten geschätzter Held "Vater Jaguar". Zum Vergleich: Die Rolle des Schurken Captain Bradley in "Old Shatterhand" füllte er dagegen sehr viel besser aus.
Als "Vater Jaguar" allerdings ist er eine Fehlbesetzung.
Ich meine, dass dies ein Hauptgrund für das Scheitern des Films ist. Weitere Nebenrollen sind weitestgehend mit mehr oder weniger unbekannten Darstellern besetzt, dies jedoch schadet dem Film nicht.
Im Gegenteil: Die zurückhaltende und introvertierte Darstellung des Haukaropora (W. Rothlein) überzeugt: Der tragische Held der Geschichte weiß um seine Bestimmung als künftiger Inka-Herrscher und nimmt sein Schicksal an, wissend, dass es für ihn kein Entrinnen aus seiner dramatischen Situation geben kann.
Auch die komödienhaften Elemente - seinerzeit ein Muss für jeden Karl May-Film - sind vorhanden. Heinz Erhardt und Walter Giller machen ihre Sache gut, einzig Chris Howland ist fehl am Platze - seine Rolle hätte man durchaus streichen können, wirkt sie doch in ihrer krampfhaft um Komik bemühten Art etwas überkandidelt. 
Dagegen sind die Schurkenrollen des Perillo (Rik Battaglia) und des Gambusino (Francisco Rabal) gut besetzt und gekonnt umgesetzt.
Das große Plus dieser Inszenierung sind sicherlich die schönen Außenaufnahmen, die teilweise an Originalschauplätzen am Machu Picchu in Peru gedreht wurden. Hier braucht sich der Film nicht hinter denen der Winnetou- oder Kara Ben Nemsi-Reihe zu verstecken.
Insgesamt muss man sagen, dass "Das Vermächtnis des Inka" vielleicht ein etwas unterschätzter Karl May-Film ist. Wenn ihm auch die Klasse der frühen Verfilmungen der Reihe fehlt, für die allein schon Lex Barker und Pierre Brice garantieren konnten, so handelt es sich hier dennoch um einen gut inszenierten Abenteuerfilm, den man sich einmal angeschaut haben sollte und der über einen Großteil der über ihn ausgeschütteten Häme und Kritik erhaben ist. 

Details
Ähnliche Filme