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Ein sympathischer Grundgedanke, die Ära und damit verbunden eine Kurzgeschichte von Charles Dickens mit einem zeitgenössischen Kriminalfall zu verknüpfen und daraus zwei Handlungsstränge zu entwickeln. Doch leider stehen beide in keiner besonderen Relevanz zueinander, noch harmonieren sie sonderlich. Immerhin: Regisseur und Autor Brendan Foley unterstreicht mit seinem zweiten Werk einigen Einfallsreichtum, der dem Drumherum um einen Dreifachmord durchaus etwas Abwechslung beschert.

Jene hat die Geschichte allerdings auch nötig, denn es geht zunächst um einen als Unfall getarnten Mord auf einer Baustelle, um ein scheinbares Drogenopfer am Ufer der Themse und die Pub-Besitzerin Sadie, eine gute Freundin des Sport-Journalisten Sullivan (Vinnie Jones).
Als ihre Leiche ebenfalls an der Themse gefunden wird, macht sich Sullivan mithilfe der Polizistin Kate (Julie Cox) an die Ermittlungen, trotz vehementer Proteste seiner Redakteurin und des ermittelnden Kommissars. Spuren führen in höchste wirtschaftliche und politische Kreise, doch wer ist der ominöse Obdachlose, der Sullivan häufiger unter die Arme greift?

Vinnie Jones ist nicht gerade als Charaktermime bekannt und tatsächlich tut sich der ehemalige Fußballspieler sichtlich schwer, als engagierter Journalist auch nur annähernd zu überzeugen. Seine Rolle ist zwar zurückhaltender Natur und folgt meistens eher den Einflüssen von außen, doch seine starke körperliche Präsenz und die minimalistische Mimik deuten auf eine ziemliche Fehlbesetzung hin, trotz aller Bemühungen und einigen pointierten Zeilen.
Demzufolge stehlen ihm sämtliche Nebendarsteller die Show, selbst Vanessa Redgrave, die nur zwei banale Szenen als Chef-Redakteurin hat, kann innerhalb der wenigen Momente besser überzeugen. Positiv sticht der Doppelauftritt von Derek Jacobi in der Rolle des erzählenden Charles Dickens und der des Obdachlosen am Strand hervor, der beide Figuren voller Inbrunst und vor allem letztgenannte mit vielen Facetten verkörpert.

Leider gelingt es Foley kaum, beide Handlungsstränge zu einer Einheit zu verschmelzen.
Die Anekdote, die sich gegen 1858 zutragen soll und von der Dreiecksgeschichte des Ich-Erzählers und der Beziehung zu seiner Frau und dessen Schwester berichtet, erinnert eher an die versponnenen Werke eines Edgar Allan Poe und gerät stark in den Hintergrund, - aufgrund der langen Intervalle wird man mit der Story kaum warm, zumal diese in Form von Flashbacks nur andeutungsweise performt wird, als würde man lediglich Ausschnitte zu Gesicht bekommen.

Sie hat, bis auf die vermeintliche Anwesenheit, beziehungsweise den gefundenen Seiten eines unveröffentlichten Manuskripts von Dickens auch kaum etwas gemein mit dem zeitgenössischen Kriminalfall.
Bei diesem recherchiert Sullivan beim Gerichtsmediziner, schlägt sich mit einem Rätsel von Sadie rum, wird von zwei Typen bedroht, vom leitenden Polizisten zurechtgestutzt und baut nur mühsam eine Liebesbeziehung zu Kate auf, die dem sturen Journalisten einiges durchgehen lässt.
Am Ende geht es um eine Baugenehmigung, um geschmierte Typen, eine femme fatale und einen übersinnlichen Aspekt gegen Finale, dem immerhin eine sympathische Note mitschwingt.

Denn anderweitig herrscht zeitweilig Tristesse vor, nicht zuletzt aufgrund kalter grauer Farben und annähernd ausbleibender musikalischer Untermalung. Gleiches gilt für die Dickens Erzählung, welche in Brauntönen gehalten kaum für viktorianische Atmosphäre sorgt.
Beide Teile stehen sich inszenatorisch eher kontraproduktiv gegenüber und bilden allenfalls für sich stehend ein halbwegs passables Interieur.

Im Gesamtbild vermag der Krimi, der über eine zu lang geratene Laufzeit von 114 Minuten anhält, nur in Ansätzen zu unterhalten, da es ihm an spannenden Momenten und Möglichkeiten zum Mitraten fehlt.
Die Idee der Geschichte innerhalb der Geschichte ist zwar nett gemeint, aber zu schwach umgesetzt, auch wenn Ansätze von parallelen Aspekten und kleinen Geheimniskrämereien überzeugen.
Okay performt, mit sympathischen Spielereien und kleineren Wendungen ausgestattet, darf man „The Riddle“ getrost als okayen Zeitvertreib unter der Kuscheldecke zur kalten Jahreszeit ansehen, mehr wurde aus der einladenden Prämisse leider nicht entwickelt.
5,5 von 10

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