"Stellt keine Fragen. Glaubt nur, was ihr seht !...Nein, glaubt nicht einmal die Hälfte davon !" [ Der rote Korsar, 1952, Robert Siodmak ]
Sydney Pollacks Castle Keep beruhend auf dem rauschhaften Roman von William Eastlake will vieles auf einmal und schafft nichts davon so richtig. Möchte eine Metapher sein. Eine Fabel. Eine Parabel. Schelmenhafte Groteske. Krachledender Klamauk. Ein Antikriegsfilm, der aber nicht in der Realität spielt. Ein Kriegsfilm, der den Unsinn der Wirklichkeit zeigt. Wie ich den Krieg gewann. Wie ich den Krieg verlor. Stosstrupp Gold. Die grosse Illusion. Ein Geschichtspanorama mit metaphysischem Hintergrund. Eine Charaktertragödie.
Ist dabei arg Gewöhnungsbedürftig. Erschreckend flach. Ohne Charakter. Und stark Geschmackssache.
Vor allem aber ist er eines: Ein Produkt seiner Zeit.
Eastlake hat 20 Jahre gewartet, bis er die Geschichte erzählt. Pollack steckt jetzt genau zwischen den alten Heldenabenteuern, die noch bis 1969 vom Publikum gefragt waren und den neu hinzugekommenden Anti - Establishment Satiren fest. Dabei nutzt er die Geschichte der Ersteren, inszeniert aber in Form und Aussage der Zweiteren und pendelt damit inmitten eines komplizierten Systems von Rückbezügen, Hypothesen, Diegesen und Parallelen solange hin und her, bis er sich ganz erdrückt von Kontrasten ermattet niederlegt. Ein Aufeinanderprallen zweier absolut gegensätzlicher Kulturen; mal moralisch akzentuierend und mal differenzierend. Welche Partei ihm bis zum Ende hin durch die mehrgleisig verwebten Zeit- und Wirklichkeitsebenen folgt und was er genau damit aussprechen will gehört auch zu den Fragen, die vom Film aufgeworfen werden. Und unbeantwortet auf die subjektive Meinung des Zuschauers ausharren. Immerhin kann er polarisieren und auch über den Abspann hinaus anregen.
"Was hat das nun für einen Sinn gehabt ?" fragt mal Jemand.
Die Antwort lautet da "Das tut man, wenn man überleben will."
Dies ist aber auch der einzig klare Rückschluss, der im Skript vorhanden ist. Pollack dreht nicht, um zu überleben. Sein Film verweigert sich der Plausibilität und entrückt in weite Phantastik, in der nicht einmal Epoche, Nationalität und Verwandtschaftsgrad exakt definiert sind.
Eine amerikanische Ersatzkompanie kommt in den tiefverschneiten Ardennen an ein im zehnten Jahrhundert erbautes Schloss belgischer Herkunft. Es ist der Zweite Weltkrieg. Europa stirbt nicht, sondern ist schon längst tot. Deswegen sind die Amerikaner da. Die acht Frontschweine unter Führung von Maj. Abraham Falconer [ Burt Lancaster ] "erbitten" Unterkunft beim Burgherren Henri Tixier, dem Count von Maldorais [ Jean-Pierre Aumont ]. Dieser stellt sich dem nicht entgegen, hatte er doch auch schon die Deutschen zu Besuch; die das Schloss und seine Bewohner aber mehr respektiert und auch keine Neger dabei hatten, wie er beiläufig bemerkt.
Falconer interessieren die im Inneren reichlich vorhandenen Kunstschätze überhaupt nicht, dafür die 23jährige Hausherrin Therese [ Astrid Heeren ] umso mehr. Er geht mit ihr ins Bett und zeugt dabei auch ein Kind, was ganz im Sinne des impotenten Henri steht; der je nach Laufzeit ihr Onkel, Ehemann oder Bruder ist und unbedingt Nachwuchs haben will.
Während die Deutsche Wehrmacht in der Endphase von 1944 langsam vorrückt - Ardennenoffensive - geniesst Jeder auf seine Weise das Leben. Die Wochen bis dahin wird mit unbeteiligten Vorträgen, Puffbesuchen im rotesten Rotlicht, Alkohol und affektierten Discoursen vertrieben. Doch dann kommt der Knackpunkt, der Alle aus dem Dornröschenschlaf reisst.
Major Falconer will das Schloss als Insel der Widerstandes verminen und verteidigen. Für ihn steht es auf der wichtigsten Strassenkreuzung der Ardennen. Capt. Lionel Beckman [ Patrick O'Neal ], im Zivilleben Kunsthistoriker, möchte die Monets, Rubens, Corots, Botticellis usw. im Schloss vor dem Krieg retten. Die Kunst wird heilig gesprochen. Ein sicherer Ausweg für die Christen in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter, die bereit sind, sich für ihre Utopie des Paradieses einzusetzen. Der Krieg wird verdammt. Die Kunst des Krieges schnell beiseitegeschoben.
Und dass Gott und Papst neutral sind, die Leute deswegen an Gott glauben und nicht mehr an den Krieg kann man nicht aufzeigen, ohne dass als plumpe visuelle Entsprechung ein Schützenpanzer in die örtliche Kirche fahren muss und dort von einem Raketenwerfer ausser Gefecht gesetzt wird.
Zuerst also gar keine Action; dafür die letzten 40min umso mehr Zerstörungswut, um die syntagmatische Anordnung vollendig abzuschalten. Die Klientel, die nur auf das Spektakel wartet, hat dann aber längst aufgegeben. Pollack stellt sich so immens gegen die übliche Praxis des Genres, dass er bei der Auseinandersetzung mit dem Krieg jenseits von Heldentum und Patriotismus auch der Spannung überdrüssig wird und gleich alles auf einmal weglässt. Wie seine Soldaten verfällt er in Lethargie und kommt nur schwer wieder daraus. Die Burschen faulenzen und verbringen die freien Tage in einer blanken Nutzlosigkeit, in der sie auch Emotionen und Gedanken abschalten und nur Sinnloses tun und reden. Die in jedem Raum verteilten Bilder und Statuen besitzen mehr Ausdruckskraft als die bruchstückhaften Erzählungen der anwesenden Menschen.
Herkömmliche Erzählmuster werden nicht karikiert, auch nicht tragikomisch umgewandelt, sondern ihrer Rationalität beraubt und sollen dadurch komisch wirken. Ein Teil der Dialoge trifft sein Ziel -