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Der Titel I'm A Cyborg But That's OK regt vielleicht nicht gerade jedermanns Interesse, der Name des Regisseurs Park Chan-Wook, der mit seinen Rache-Filmen Sympathy For Mr. Vengeance, Oldboy und Lady Vengeance bekannt geworden ist, vielleicht schon eher. Wie gewohnt bzw. sogar noch einen drauf setzend lässt Park Chan-Wook hier all seinen Ideen freien Lauf und zaubert mit pointierter Finesse schon allein einen überaus sehenswerten verspielten Vorspann.

I'm A Cyborg But That's OK ist definitiv stark von Park Chan-Wooks eigentümlichen Stil geprägt, und doch wieder so anders als seine vorangegangenen Filme. Diesmal geht es um eine junge Frau namens Young-Goon (Lim Su-Jeong aus A Tale Of Two Sisters), die einst mitansehen musste, wie ihre geliebte Großmutter, die sich für eine Maus hält, in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. Young-Goon ist aber selbst nicht normal, denn sie hält sich für einen Cyborg und ist ständig auf der Suche nach dem Grund für diese Existenz. Da sie fürchtet, Nahrung könnte ihre Schaltkreise zerstören, isst sie nichts, sonder lädt sich mithilfe vom Lecken an Batterien auf.

Als Young-Goon selbst in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wird, spricht sie mit allen möglichen elektrischen Geräten, allen voran dem Getränkeautomaten im Gang. Ihr geheimes Ziel ist es, alle Ärzte und Helfer im Sanatorium zu töten, um ihrer "entführten" Großmutter zu helfen. Zaghaft bandelt sie schließlich mit dem Patienten Il-Soon (Jung Ji-Hoon, vor allem aus der Serie Full House bekannt) an, der nicht nur ein hervorragender Dieb von Gegenständen ist, sondern auch noch die Fähigkeit hat, seinen Mitmenschen diverse Eigenschaften stehlen zu können. Und das alles nur, weil er panische Angst davor hat, sich aufzulösen. Young-Goons Zustand verschlechtert sich dank der verweigerten Nahrungsaufnahme zunehmend, und Il-Soon setzt alles daran ihr zu helfen.

Was sich schon in einer Inhaltsangabe mehr als grotesk liest, ist es auch im Film. Wer sich nicht gleich zu Beginn auf all die Seltsamkeiten einlassen kann, die im Laufe der rund 100 Minuten auf den Zuschauer losgelassen werden, hat schon verloren. Wie man es von Park Chan-Wook nicht anders gewohnt ist, schafft er es hervorragend, aus der kleinsten Begebenheit etwas Skurilles zu zaubern, und wie gewohnt driften all die absurden Einfälle nie ins Lächerliche ab, sondern wissen in prächtigen Bildern mit einem gefühlten intellektuellen Pfiff zu gefallen und nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.

Obwohl bei I'm A Cyborg But That's OK viel mit dem Computer nachgeholfen wurde, mutet der Film nie zu überladen an. Marienkäfer, die plötzlich größer sind als ein Mensch samt Bett sind hier ebenso selbstverständlich wie Finger, die sich zu Schusswaffen umfunktionieren können, der gelegentliche Ausflug vor ein Alpenpanorama und Socken, mit denen man schweben kann. Die gesammelten Absurditäten der anderen Insassen werden liebevoll porträtiert. Unter einem schlechten Regisseur hätte das leicht ins Lächerliche, Dümmliche oder in Klischees abrutschen können, aber Park Chan-Wook versteht es meisterhaft, all seine Figuren mit Liebe zum Detail zu etwas Besonderem zu machen. Da überzeugt der ewig schuldbewusste Insasse, der stets nur rückwärts läuft, ebenso wie die von ihrer eigenen Schönheit und ihrem Talent geblendeten Frau, die sich für ein Schweizer Almmädel hält und so gern dem Edelweiß-Chor beitreten würde.

Völlig verrückte Sequenzen, die direkt aus den Köpfen der Insassen entspringen, vermischen sich bald schon mit der Realität, um ein so surreales wie erstklassiges Gesamtbild zu malen, das dem Zuschauer einiges abverlangt, will er unbedingt noch zwischen tatsächlich Geschehenem und bloßen Visionen unterscheiden. Und auch das funktioniert perfekt.

I'm A Cyborg But That's OK scheint wie ein völlig absurder Traum in tollen Kameraeinstellungen und polierten Bildern, mal bunt und witzig, sogar mal brutal, aber immer mit leisen melancholischen Untertönen und viel Liebe zu den Figuren, die der Film in sich birgt. Ein Happy End der niedlichen Liebesgeschichte, die so anders nicht hätte sein können, rundet den Film dann noch perfekt ab und macht ihn rundherum zu einem einzigartigen Filmerlebnis, das man besser nicht missen sollte.

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