Review

Sträfling wird aus dem Gefängnis geholt und soll sich für einen Drogendealer ausgeben, gerät aber in eine undurchsichtige Affäre rund um einen Drogenboss und korrupte Cops, das klingt doch ein richtig schöner Old-School-Actioner, wie sie von den 70ern bis heute teilweise mehr als unterhaltsam produziert wurden.

„Let’s Kill Bobby Z.“ ist so einer dieser Filme, nur wurde aus dieser Grundstory in diesem Fall ein unlogisches und hanebüchenes Gewürge, das jeder Qualität Hohn spricht. Kein Wunder also, das sich sogar der Verleih fragt, ob man für dieses Machwerk noch irgendeinen Euro ausgeben sollte, was die Kinoauswertung anbetrifft.
Kein Wunder, bei diesem Drehbuch!

Da werden fröhlich Stile gemischt, die sich einfach nicht miteinander vertragen wollen: der straffällige Loner, der in auswegloser Lage steckt; die heute so beliebten multiplen Bedrohungen, die sich gegenseitig überschneiden (Drogenboss samt Killerkommandos, korrupte Cops, rassistische Motorradbande), etwas Frühlingsgefühle angesichts von hübscher Frau und Kind und nicht zu vergessen, der sich überschlagende, undurchsichtige Plot.

Das alles würde noch zusammenfinden, wenn das Drehbuch mit all diesen möglicherweise interessanten Ansätzen etwas Interessantes zusammenbrauen würde, aber wie schon beim ebenfalls schlechten „Smokin’ Aces“ werden die Fronten einfach nur in den Wüstensand gestellt und dann der Reihe nach abgehakt. Häppchenweise erklärt sich der Film nacheinander selbst, je nachdem wer den Antihelden gerade mit seiner Knarre aufgestöbert hat, um selbige Bedrohungen eine nach der anderen in die nächste Welt zu befördern.
Das gibt schon mal den Unoriginalitätspreis, vor allem wenn man originell wirken will.

Stattdessen wird auch zwischendurch immer wieder das Tempo rausgenommen, kehrt Eierkuchenfriede ein und am schlimmsten: hin und wieder greift man auf Humor zurück, der wohl modern wirken soll, aber eigentlich schon bei alten Actionern in den 70ern (Eastwood, Reynolds) geklaut wurde.

Auch das macht nur einen schwachen, keinen schlechten Film. Leider bleibts nicht dabei.
Der nächste Punkt ist die schlechte Schauspielerwahl.
Laurence Fishburne erfüllte hier wohl nur seinen Vertrag und was Jason Flemyng geritten hat, einen schwulen Wein-Tycoon zu spielen, bleibt wohl sein Geheimnis.
Ein Film steht und fällt jedoch mit seiner Hauptfigur.
Und da kommt Paul „Paulchen Panther“ Walker des Weges daher, der schon „The Fast and the Furios“ mit seinem Nicht-Gesicht nach unten veredelte und hier einen Komplettausfall darstellt. Mit ausdruckslosem Gesicht schaut er immer wieder sekundenlang drein, als versuche er sich an die nächsten Drehbuchzeilen zu erinnern, ist sonst bemüht, gut auszusehen und wenn er plötzlich wild mit den Augen rollt, dann weiß auch der Letzte im Saal, gleich gibt’s was übel auf die Fresse.

Er hat es aber auch nicht leicht, denn Figuren werden hier eh nur rudimentär entwickelt, Schattenumrisse bloß. Der Einsame folgt in solchen Filmen seinem persönlichen Ehrenkodex, der eventuell (falls er sonst böse, angesichts des Guten) Risse bekommt.
Walkers „Tim/Bobby“ bleibt ein großes Fragezeichen. Ein junger Delinquent, ein soziales Nichts, ein Ex-Soldat, unkontrollierbar, nicht mal besonders raffiniert, sondern einfach nur unbeherrscht, das sind schon mal extrem schlechte Vorgaben.
Und so wird man dann auch den Rest des Films nicht schlau aus ihm. Da macht sich fast nie Nervosität breit; die Entscheidung, den Jungen mit sich zu nehmen ist ebenso unmotiviert, wie seine Ziele, die ihn scheinbar zufällig am Ende der Schönen und dem Geld in die Arme treiben.

Das ist auch fast alles komplett nebensächlich, denn der Film hat noch Logiklöcher wie Bombentrichter. Was gibt es da nicht für schöne Sachen…
Ein Held, der praktisch unmotiviert aus einem bewachten Weingut ohne Plan ausbricht und sich ungewollt ein Kind an den Hals hängt.
Einen Verfolger, der händeweise Handgranaten auf die Flüchtenden wirft und am Ende bekannt gibt, das man sie doch lebend braucht.
Weitere Verfolger zu Pferde, die mutmaßen, das die Helden es in der Sonne nicht lange aushalten, um dann ungeschützt gegen ein offenes Ziel anzureiten.
Einen Killer, der von oben aus fünf Meter Entfernung daneben schießt – dreimal!
Einen Helden, der auf der Flucht ein Motorrad klaut, aber sowohl die Wasserflasche vergisst (mit der er gerade noch einen Killer niedergeschlagen hat) als auch nicht überprüft, wie viel Kugeln in der MP noch sind.
Einen Helden mit einer Kugel im Fuß, der damit Türen auftritt.
Einen Killer, der durchs Fenster steigt, zwei mehr als auffällige Sprengsätze neben der Tür am hellen Tage übersieht und bei Ankunft der Opfer fröhlich den Vorhang bewegt.
Einen Helden, der einen Killer verschont, weil der ihn darum bittet, später aber gleich vier Leute so meuchelt, dass Grossvatis Leiche praktisch auf dem Kind zu liegen kommt.
Einen Helden, der sich nicht mal ansatzweise die Mühe macht, so zu tun, als wäre er der, für den ihn alle halten.
Einen Cop, dessen Blick wir durch ein Zielfernrohr verfolgen, obwohl seiner Waffe ein solches fehlt.
Einen Helden, der den ganzen Film über dick Kohle zahlt, obwohl er nie welches in der Tasche hatte.
Einen Helden, der einen bestimmten Wohnwagen auf einem Campingplatz findet und öffnet, obwohl ihm nur einmal postkoital kurz davon erzählt wurde….usw..usw…

Und auch sonst gebärt das Skript allerlei an den Haaren herbeigezogene Albernheiten und versucht sich an Coolness, wo keine ist.
Natürlich gibt ein bis drei recht harte und ordentliche Kampfszenen, etwas Blut und hier und da auch mal einen kurzen Lacher, das kann einen strunzdummen und unausgewogen dahinholpernden Film aber auch nicht mehr retten.

Lieber 3LLL-Verleih, du hast richtig daran getan, jeden Euro zu sparen, den du an diesem in den USA nicht mal im Kino eingesetzten Gewürge sparen kannst.
Man könnte der Meinung sein, man sollte ihn am besten nur auf VHS rausbringen, damit sich so wenig wie möglich diesen Müll ansehen können, aber die Kosten müssen ja wieder rein.
Und solange es Leute gibt, die einen Film für eine Handvoll Blut und zwei Schmunzler als unbedingt sehenswert und unterhaltsam einstufen, bekommst du aus den Videotheken auch die Kohle zurück.
Dann doch lieber einen straighten Actioner mit irgendeinem Muskelmann, der planvoll und ohne Schnörkel den Böslingen die Schnauze poliert oder sie in kleine Fetzen zerpustet.
Da weiß man, was man kriegt und muß nicht einem nicht lebensfähigen Versatzstückkonglomerat beim Verrecken zusehen. (2/10)

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