Review

Es geht kein Weg zurück... BADLAND: ein wichtiger, abseitiger Film

Durch Freunde bin ich auf Francesco Lucente's Film "Badland" aufmerksam geworden. Seltsamerweise war mir der Film bis jetzt vollends entgangen, was mich doch etwas gewundert hat. Auch hatte ich weder vom Regisseur, noch von den Darstellern weder vorher, noch danach (!) gehört. Einzig Bruce Springsteen's Song "Devil's & Dust", den er für den Film zur Verfügung stellte war mir ein Begriff.

Jedem, der den Film noch nicht gesehen hat empfehle ich die nachfolgenden zwei Absätze zu überspringen und sich vollkommen unvoreingenommen auf den Film einzulassen.

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Zur Story:
Der Irakkriegsveteran Jerry fällt nach seiner Heimkehr in ein emotionales Loch. Am Rand der Gesellschaft, vergessen und fallengelassen, wird er in einem schlecht bezahlten Job von seinem Chef diskriminiert und ausgenutzt. Seine Frau gibt ihm die Schuld an ihrer Armut, lässt ihn täglich ihre Abscheu spüren und hortet heimlich Geld um mit den Kindern zu verschwinden. Als Jerry eines Tages seinen Job verliert und herausfindet, dass seine Frau ihn verlassen will bricht alles um ihn herum zusammen und es kommt zur Katastrophe. Im Affekt erschießt Jerry seine Frau und die beiden Söhne.
Als er die Pistole auf seine kleine Tochter Celina richtet kommt er plötzlich zu sich und flüchtet gemeinsam mit dem Kind, taucht unter. In einer Kleinstadt lernt er die Kellnerin Oli kennen, die ihm einen Job gibt und ihn und Celina bei sich aufnimmt. Seine Freundschaft zum Polizisten Max, der ebenfalls im Irak gekämpft hat und dieselben unheilbaren Narben auf seiner Seele trägt, führt zur unausweichlichen Konfrontation mit seiner Tat und sich selbst...

"Badland" ist ein zutiefst berührender, todtrauiger Film. Was gezeigt wird ist eine Art des "Sterbens". Der verzweifelte Versuch eines Neuanfangs, wo doch alles verloren ist und unwiederbringlich. Das alles in einer erbarmungslosen Härte und ohne die für US-Produktionen typische Rührsehligkeit.
Als Jerry seine Familie auslöscht ist er bereits am Ende und das, fast wie betäubt wirkende Aufbäumen danach - seiner Tochter zuliebe - ist ein verzweifelter Versuch sich ans Leben zu klammern und weiter zu machen. Das kindlich-naive Verständnis und die Liebe, die ihm Celina entgegenbringt geben ihm neuen Auftrieb, neuen Lebensmut. Von tiefer Trauer erfüllt und emotional am Ende versucht er einen Neuanfang, wird jedoch von Celina, die den Verlust von Mutter und Geschwistern nicht akzeptieren kann, immerwieder in die grausame Realität zurückgeholt, was ihm die Tatsache klar macht, dass es für beide keine normale Zukunft mehr geben kann. Die Annäherungsversuche von Oli, die sich in ihn verliebt hat, verdrängt er oder weist sie ab, geht ihr aus dem Weg. Die Last auf ihm ist zu schwer um sich ihr zu öffnen, er ist unfähig jemals wieder ehrlich zu lieben. Der Polizist Max, der ebenfalls an seinen Kriegserlebnissen zu zerbrechen droht, spielt eine wichtige Rolle. Er wirkt für Jerry wie ein Spiegelbild der eigenen Schwäche, der eigenen Verlorenheit. Die Konfrontation mit ihm entfacht schließlich einen Selbsthass, den er auch auf Max projeziert. Ich will nicht viel mehr verraten, als nötig. Diskussionen über den Film können sicher Stunden dauern und lohnen sich auf jeden Fall.
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Unter den Darstellern sucht man vergeblich nach bekannten Namen, jedoch ist "Badland" bis in die Nebenrollen perfekt besetzt. Hauptdarsteller Jamie Draven vermittelt die Verlorenheit seiner Figur in einer grandiosen schauspielerischen Leistung. Sein Blick offenbart eine dermaßen tiefe Trauer, dass sie förmlich spürbar wird. Ebenso grandios und zutiefst überzeugend spielt die damals erst 11jährige Grace Fulton in der Rolle der Celina - eine überragende Darstellung. Der Soundtrack bietet neben dramatisch, jedoch nie kitschigen orchestralen Stücken auch einige wunderbare, ruhige Americana-/Rootsrock-Stücke - der bekannteste dürfte Bruce Springsteen's "Devils & Dust" sein, den man nach dem Film mit "anderen Ohren" hört.

"Badland" ist keine große Hollywood-Produktion, was man dem Film allerdings optisch nicht ansieht. Die Geschichte stieß in den patriotischen USA offenbar auf soviel Kritik, bzw. löste soviele Kontroversen aus, das sich kaum Geldgeber finden ließen. Der Film entstand schließlich in deutsch-amerikanischer Co-Produktion und lief in den USA nur in vereinzelten Kinos.

Über das Ende des Films lässt sich sicher streiten, kann man doch sehr viel hineininterpretieren und es auf verschiedene Weisen auslegen. Fakt ist, das der Film ein großes Gefühl der Bestürzung beim Zuschauer hinterlässt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich so einen Film in dieser Art und Weise noch nicht gesehen habe. "Badland" ist ein Film gegen den Krieg, eine klare Verurteilung speziell des Irakkriegs und eine Abrechnung mit der Sinnlosigkeit und den Folgen für die beteiligten Soldaten, die nach ihrer Rückkehr mit ihrem Schmerz alleingelassen werden, wie es auch schon im Vietnamkrieg der Fall war.

Fazit:
"Badland" gehört für mich definitiv zu den stärksten und beeindruckendsten Filmen, die ich bist jetzt gesehen habe. Ein wichtiger, abseitiger Film, dem die verdiente Anerkennung noch aussteht. Unbedingt zu empfehlen!

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