Als "Voyager" im Jahre 2001 abgesetzt wurde, fragten sich nicht nur die Fans wie es mit dem beliebten "Star Trek"-Universum im TV weitergehen sollte. Alles schien erzählt und eine "neue" Enterprise-Crew wäre nicht nur wenig innovativ, sondern bei den Fans sicherlich auch nicht sonderlich gut angekommen. Deshalb beschlossen die Macher einen Gang zurück zu fahren bzw. einen Zeitsprung zu machen und kehrten zu den Wurzeln der Serie zurück. Die schlicht als "Enterprise" betitelte Serie sollte die ersten Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, knapp 100 Jahre vor Kirk & Co. erzählen.
Wichtig bei einem Prequel war natürlich die Kontinuität der Serie zu bewahren, so dass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Weil nun Zeitreisen eine große Rolle spielen, lehnten sich die Macher mit dem Vorhaben sehr weit aus dem Fenster, schafften es aber "Enterprise" perfekt in das große Universum einzubinden. Man gab sogar, extra für die Pilotfolge "Broken Bow", US-Schauspieler James Cromwell einen Gastauftritt als Zefram Cochran, den Erfinder des Warp-Antriebs. Cromwell spielte die Rolle des trinkfreudigen Wissenschaftlers bereits in "The First Contact" und ist hier in einem Lehrvideo zu sehen.
Das Konzept hinter der Serie ist äußerst interessant. Man zeigt die ersten Kinderschritte der Sternenflotte, den Bau der ersten Enterprise und mit Scott Bakula als Captain Archer hat man einen hervorragenden Darsteller mit an Bord geholt. Zudem überzeugt Joelen Blalock als vulkanische Wissenschaftsoffizierin T'Pol nicht nur durch ihre körperlichen Reize. Vergleiche mit der Kirk- oder Picard-Crew sollte man allerdings nicht aufstellen, denn bis auf die beiden Hauptdarsteller sind die restlichen Charaktere und Darsteller allesamt noch etwas blass. Bemühungen, im Laufe der ersten Staffel die Charaktere etwas mehr zu durchleuchten, sind aber erkennbar. Die "Aufwärmphase" bedeutet noch verhältnismäßig viele träge Folgen, weil die Macher es nicht verstanden haben, Charakterentwicklung und eine spannende Geschichte miteinander zu vereinen. Jedoch wird das durch die inhaltlichen Vorzüge der Serie schnell wieder wett gemacht.
Der Zuschauer wird hervorragend in das Universum eingeführt und darf den Erstflug der NX-01 miterleben. Eine zusammengewürfelte Crew geht in der ersten Episode auf eine Rettungsmission und Archer will einen schwer verwundeten Klingonen seinem Volk ausliefern. Dass sich die Crew-Mitglieder allesamt nicht wirklich grün, bleibt kein Geheimnis: Besonders eine Vulkanierin als Offizierin an Bord ist nicht nur für den Captain eine Herausforderung, schließlich versucht das vulkanische Volk die Entwicklung der Menschheit massiv zurückzuhalten. Die Mensch sei noch nicht bereit, in die Tiefen des Alls vorzustoßen - ein Aspekt, den die Serie immer wieder gern aufgreift. Vor allem, wenn der menschliche Teil der Crew auf außerirdisches Leben stößt und sich in Dinge einmischt, ohne die Kultur der jeweiligen Rasse zu kennen. Dann muss T'Pol eingreifen und die ihr gegenüber skeptische Crew ermahnen, Geduld und eine friedliche Konfliktlösung walten zu lassen.
Neulinge wird "Enterprise" zum Glück nicht überfordern. Langjährige Fans dürfen sich darüber freuen, dass der technische Fortschritt noch in den Kinderschuhen steckt: das Beamen bereitet noch Probleme und der Warp-Antrieb steht noch auf einer läppischen 4. Das alles macht die Serie so sehenswert und interessant. Trotz einiger schwacher Folgen wird uns am Ende der ersten Staffel ein abgrundtief böser Cliffhanger spendiert, der es wirklich in sich hat. Im Übrigen haben hier Jeffrey Combs ("Re-Animator") als Commander Shran und Dean Stockwell als Colonel Grat einen amüsanten Gastauftritt. Stockwell spielte Ende der 1980er Jahre bereits in "Zurück in die Vergangenheit" an der Seite von Scott Bakula. Wer es etwas Retro mag kommt demnach an "Enterprise" nicht vorbei. Das Verhalten der Menschen, Duschkabinen (Bakula als erster nackter Captain), Sorgen und Probleme – alles erinnert an unsere Zeit, nur dass es weiter in der Zukunft spielt. Selbst der Vorspann erinnert an eine 80er Jahre TV-Serie mit einem Pop-Song. Hier hat man sich einige gute Dinge einfallen lassen, um sich von den anderen Serien abzuheben ...
Fazit:
"Enterprise" ist erfrischend anders. Man zeigt uns die Anfänge der Sternenflotte, arbeitet Konflikte und Ängste der Menschheit aus, sichtlich geprägt von den politischen Ereignissen des Jahres 2001. Ein Sci-Fi-Highlight, welches die Vorfreude auf die zweite Staffel groß werden lässt.