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Sie ist nach wie vor eine der schillerndsten Figuren am Sternenhimmel der britischen Literatur: Jane Austen. Zeitlebens veröffentlichte sie ihre sechs Romane um „Stolz und Vorurteil" oder „Emma" unter dem Pseudonym „by a Lady", um ihre Anonymität in der bornierten englischen Gesellschaft des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts in ihrer Etikette (intellektuelle Frauen waren verpönt) zu wahren. Über ihr Leben ist indes wenig bekannt: sie heiratete nie und es ist anzunehmen, dass das in ihren ironischen Romanen häufig auftretende Thema der emanzipierten, freigeistigen Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der es schwierig ist, die Liebe zu finden, autobiografische Züge trägt.

„Geliebte Jane" erzählt nun die streckenweise notdürftig spekulative Geschichte der Jane Austen. Die schon in jungen Jahren schreibende Jane (Anne Hathaway, „Der Teufel trägt Prada") lernt über ihren Bruder, der ihn zu Besuch mitbringt, den zügellosen Jurastudenten und Lebemann Tom LeFroy (James McAvoy, „Der letzte König von Schottland") kennen. Anfangs von seinem rüden Benehmen abgestoßen, entwickelt sich alsbald zwischen den beiden eine aussichtslose Liebe, da Tom - ebenso wie Jane - verarmt ist und es sich in der englischen Etikette nicht anschickt, unstandesgemäß zu heiraten, auch weil Toms vermögender Onkel die Verbindung nicht absegnen will. Jane steht vor der Wahl: Liebe und ein Leben in Armut oder Vernunftehe mit Mr. Wisley (Laurence Fox), der um ihre Hand anhielt, einzugehen...

Angesichts des Geschehens, mit dem Jane zusehends emotional etwas überfordert scheint, verfasst sie „Stolz und Vorurteil" um eine problematische Liebesgeschichte mit Happy End. Anne Hathaway hält dabei den sich aufdrängenden Vergleich mit Keira Knightley als alter ego ihrer Figur in „Stolz und Vorurteil" leider nicht ganz stand, obwohl sie sich redlich müht. Auch James Cromwell („Die Queen") kommt als liberal denkender Vater ebenso zu kurz wie die biestige Maggie Smith („Gosford Park") als reiche Adlige. Die Drehbuchautoren Kevin Hood und Sarah Williams ziehen viele spekulative Parallelen zwischen Austens Leben und ihren Romanen, doch leider gelingt es ihnen nicht ganz, die hin und wieder auftretenden Klippen des Kitsches gänzlich zu umschiffen. Die eher konventionelle Inszenierung von Julian Jarrold („Kinky Boots", 2005) ist zwar mitreißend, doch fehlt ihr zu einem großen Film schlicht die emotionale und inszenatorische Wucht, die „Stolz und Vorurteil" so auszeichnete. „Geliebte Jane" versprüht Charme, zweifelsohne, und auch Ironie findet hin und wieder ihren Weg in diesen etwas zu brav geratenen Film, doch im Gesamtvergleich reicht es eben nur für das Prädikat „gut".

Fazit: Eine beschwingte Inszenierung und einige traurige Szenen um die Unmöglichkeit einer Liebe im Angesicht englischer Etikette trösten nicht über eine zuweilen kitschige Inszenierung sowie das Fehlen einer Keira Knightley hinweg. „Geliebte Jane" hält dem Quervergleich mit den Verfilmungen der Werke von Jane Austen leider nicht stand, rundet selbige aber durch die biografische Komponente treffend ab.

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