„Face/Off“ war gerade in trockenen Tüchern, die Kassen klingelten und trotzdem ließ sich Regisseur John Woo („Hard Target“, „Hard Boiled“) dazu herab einen TV-Actioner mit B-Star Dolph Lundgren („Universal Soldier“, „The Punisher“) in der Hauptrolle zu drehen. „Blackjack“ ist zwar kein solcher Totalausfall, wie ihn zum Beispiel Chuck Norris seinerzeit fürs TV produzierte - von seinen Vorzeigefilmen jedoch trotzdem meilenweit entfernt.
Jack Devlin (Dolph Lundgren) ist ehemaliger U.S. Marshal und verdingt sich gegenwärtig als Bodyguard. Als Kumpel Fred Williamson für seinen Schützling (ausgerechnet ein Model) eine Kugel abfängt, springt Devlin vorübergehend in die Bresche, um seinem Freund einen Gefallen zu tun.
John Woos Handschrift ist nur in den Actionszenen und vereinzelt an den Kamerafahrten zu erkennen. Gäbe es zu Beginn und Filmmitte nicht zwei größer angelegte Ballereien würde das Einschalten hier nicht lohnen. Die beiden Höhepunkte haben es dafür in sich und zeigen, dass Woo auch ohne großes Budget Vorzeigeaction servieren kann. Die Zeitlupenästhetik ist obligatorisch, das beidhändige Ballern ein optisches Schmankerl und die akrobatischen Einlagen (u. a. Trampolin) spektakulär. Die Shootouts fallen, da es nun mal eine TV-Produktion ist, nicht ganz so blutig aus, können sich aber sehen lassen. Glas geht in Massen zu Bruch, Autos werden durchsiebt und gehen in Flammen auf und Motorräder fliegen auch mal wieder durch die Luft, während in der ersten Ballerei nur viel Hausinventar klein geschossen wird. Ein wahres Fest für den Actionfan, denn die Budgetknappheit sieht man den exzellenten choreographierten Actioneinlagen nicht an. Zudem macht Lundgren seine Sache, trotz seiner Größe und Unbeweglichkeit erstaunlich gut.
Leider kann der Rest des Films da nicht mithalten. Man möchte meinen Woo hätte seine ganze Energie und alle Kohle in die zwei Höhepunkte gesteckt. Der Plot um das drogenabhängige Model, das Devlin nebenher noch von seiner Sucht befreit, welches von einem eifersüchtigen Ex hops genommen werden soll, wird träge und zu dialoglastig erzählt. So eigenartig die Motive des Mannes auch sind, warum muss dafür gleiche eine ganze Killermeute engagiert werden?
Neben einer etwas Ziehtochter und dem exzentrischen Freund mit der Augenklappe, sind vor allem die Dialoge zum Losheulen. Zwischen den Actionszenen gibt es kaum Nennenswertes zu berichten, da dann auf die Charaktere eingegangen werden soll und das funktioniert, nicht zuletzt dank der recht schwachen schauspielerischen Leistungen, nicht sonderlich gut. Drogenprobleme, ein verknackster Rücken und eine böse Phobie sind die interessanten Themen von denen hier berichtet wird.
Fazit:
Innovationsloser, spannungsfreier TV-Actioner, bei dem das Einschalten nur dank zweier Actionsequenzen lohnt. John Woo hat nichts verlernt, muss sich hier aber mit einem schwachen Drehbuch und geringen Finanzmitteln herumschlagen. Die billige Optik, Logikungereimtheiten, zu viele langweilige Dialoge, sowie, bis auf Lundgren, schwache Schauspieler geben dem Film dem Rest.