Wie kann ein Film gut sein, wenn er versucht möglichst schlecht zu sein? "Staplerfahrer Klaus" hat genau diesen Anspruch - und voll geschafft. Ein nettes Kurzfilmchen als Satire auf Lehrfilme vom Anfang der 80er Jahre.
Schon wenn man die DVD einlegt erhält man eine grobe Vorahnung auf das, was einen erwartet. Die Musik ist einfach ein Wahnsinn - eigentlich eine Frechheit. Urkomisch witzig und so schlecht wie der Film, daß es einfach wieder gut ist. Ich hab lange überlegt an was mich die Musik erinnert bis ich draufkam: die alten Bud-Spencer- und Terence-Hill-Filme. Dort hat Oliver Onion ähnliches abgeliefert.
Doch nun zum eigentlichen Film. Der Vorspann mit dem Logo der "Arbeitsgemeinschaft Flurförderfahrzeuge" entführt uns in eine Welt des Lehrfilms. Wir fühlen uns sofort versetzt in ein Seminar, dessen spannendster Höhepunkt der Moment ist, wenn der Dozent zur Abwechslung den Raum verdunkelt und mal bewegte Bildchen mit Ton zeigt anstatt immer die gleiche öde Powerpoint-Präsentation. Ein schleimiger Ausbilder wie er im Buche steht freut sich, daß seine Gruppe die Prüfung zum Gabelstaplerschein bestanden hat. Hinweis: achtet mal hier im Hintergrund auf die todgeile Grafik auf dem Flipchart, eine Skizze über die angebliche Physik der Gabelsenken - allein das schon ein Brüller! Kommentiert wird das ganze Filmchen wie es passender nicht sein könnte von Egon Hoegen, die wohl bekannteste Stimme Deutschlands ("der 7. Sinn").
"Das ist Klaus. Klaus hat soeben erfolgreich seine Prüfung zum Führen von kraftbetriebenen Flurförderfahrzeugen, auf gut deutsch Gabelstaplern, abgeschlossen." Wir erhalten im Folgenden Einblicke in den ersten Arbeitstag von Klaus ("was macht ein Gabelstaplerfahrer als erstes? Rrrrrrichtig - den Rrrrrundumcheck!"). Lehrfilmtypisch in schlechter Qualität, billigster Aufmache und üblen Schauspielern wird uns nun gezeigt, was man so alles richtig machen sollte und vorallem, was man alles falsch machen kann. Mit einem "na, dann kann's ja losgeh'n!" kommentiert Hoegen mit Freude in der Stimme den Start in ein Filmvergnügen der besonderen Art.
Sätze wie "Na, das ist ja gerade nochmal gutgegangen" wiegen uns in trügerischer Sicherheit, doch der Film kippt recht schnell und mutiert zum Ende hin als absoluter Funsplatter. Dieser Film ist genau das, was er sein soll: Billig und schlecht gemacht als Verarschung der Lehrfilme - und das ist den Machern perferkt gelungen, fast unglaublich daß der Film tatsächlich in diesem Jahrtausend entstanden sein soll. Man kann nicht genug davon bekommen, und da der Film so kurz ist eignet er sich hervorragend als "Zwischen-Tür-und-Angel"-Filmchen für den Kumpel, der gerade auf ein Bier vorbeischaut: "Du, ich hab da noch was, kennste das?"
Na Klaus, dann wollen wir mal wieder.
(9/10)